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Erzbistum Paderborn
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© Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Kirchenmusiker Marcel Eliasch: Die Musik ist mein Gebet

Grund 21: Jedes Wochenende sitzt der Kirchenmusiker Marcel Eliasch auf der Orgelbühne. Was macht das mit seinem Glauben?

Marcel Eliasch legt die Finger auf die Tasten. Und dann wird es für kurze Zeit laut im Paderborner Dom. Der junge Kirchenmusiker sitzt am Spieltisch im Hochchor und spielt eine Tonfolge – improvisiert. Aus Zuhörendenperspektive ist Musik ohnehin schon eine sehr flüchtige Erfahrung. Ohne auf Notenpapier festgehalten zu sein, sind die Klänge, die Marcel Eliasch den Domorgeln entlockt, noch weniger greifbar. Sobald sie verklungen sind, sind sie vergangen.

Dieses im Augenblick Verhaftete ist etwas, was Marcel Eliasch am Improvisieren reizt. Auf die Frage, wie ein Kirchenmusiker betet, sagt er: „Die Musik ist mein Gebet, gerade das Improvisieren. Denn darin beschäftige ich mich direkt mit dem, was in der Liturgie gelesen oder gebetet wurde.“ Das Improvisieren sei geradezu intim, sagt er. „Weil die Zuhörenden direkt mitbekommen, was in dem Menschen an der Orgel vorgeht.“

Wie man Bibelstellen in Musik verwandelt

Bei seiner kurzen Improvisation im Dom schlägt Eliasch sanfte Töne an, er spielt romantische Harmonien. Um die Betenden im Dom nicht zu stören. Er kann aber auch ganz anders. Etwa, wenn er sich beim Internationalen Improvisationsfestival Marsberg – das er ins Leben gerufen hat – der Königsdisziplin des Improvisierens widmet: aus abstraktem Material Musik machen. Eliasch greift dann also nicht auf bestehende Notenliteratur zurück und baut seine Improvisation darauf auf, sondern lässt sich von einem Text inspirieren.

Wie soll das gehen? Das erläutert Eliasch anhand der Stelle aus dem Matthäusevangelium, in dem vom Sturm auf dem See Genezareth erzählt wird (Mt 8,23-27). „Das ist eine sehr lebendige Szene, die Wellen im Text kann man musikalisch mit Wellenbewegungen andeuten. Um den Sturm darzustellen, kann man mit düsteren, fast donnerartigen Klängen arbeiten. Die Szene lässt sich sehr plastisch akustisch umsetzen.“ Die Herausforderung sei dabei, die Improvisation nicht nur dramatisch, sondern auch dramaturgisch zu gestalten – und dabei nicht plakativ zu werden.

Marcel Eliasch

Marcel Eliasch wurde 1997 in Paderborn geboren. Im Alter von drei Jahren begann er das Klavierspiel, mit neun Jahren folgten die Aufnahme in den Domchor und erster Orgelunterricht. Das mündete – unterstützt durch ein Stipendium des Erzbistums Paderborn für junge Orgeltalente – in einem Studium der „Katholischen Kirchenmusik“ und „Orgelimprovisation“ an der Hochschule für Musik Detmold, das er im Sommer 2022 abschloss.

Eliasch ist Dekanatskirchenmusiker im Dekanat Hochsauerland-Ost mit Sitz als Propsteikantor in der Stadt Marsberg und der künstlerische Leiter des Vokalensembles der Kantorei Marsberg e.V., sowie Assistent des Domorganisten am Hohen Dom. Seit dem Wintersemester 2022/23 ist er zudem Lehrbeauftragter für Orgelspiel am Jungstudierendeninstitut der Hochschule für Musik Detmold.

Durch Kirchenmusik Worte in neuem Licht sehen

Im Lukasevangelium findet sich eine Passage, in dem Jesus sagt, er sei nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Spaltung und Feuer (Lk 12,49-53). „Da kann man keine schönen Harmonien spielen. Sondern muss unkonventionelle und provozierende akustische Elemente einsetzen, die die Leute nicht erwarten. Weil Jesus da etwas sagt, was niemand erwartet.“ In solchen Situationen wolle er der Gemeinde musikalisch etwas zum Nachdenken geben, sagt er. „Mir ist es wichtig, die Gemeinde nicht mit Dur-Akkorden zu übersättigen.“ In vielen Improvisationen greift Eliasch Aspekte der Texte auf, verstärkt ihre Wirkung oder bringt seine eigene Auseinandersetzung damit zu Gehör.

Ihm selbst helfe die Kirchenmusik dabei, Glaubensgeheimnisse aus einem anderen Blickwinkel oder in einem anderen Licht zu sehen. „Für mich ist Kirchenmusik ein Prisma. Wenn man sich den Glauben als hellen Lichtstrahl vorstellt, wird er durch das Prisma Kirchenmusik in die Spektralfarben gebrochen.“

Wie glaubt ein Kirchenmusiker?

Marcel Eliasch weiß seit der dritten Klasse, dass er Kirchenmusiker werden will. Da hat er nämlich zum ersten Mal an einer Orgel gesessen. Heute ist er 25 Jahre alt und kann sich nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Egal ob er improvisiert oder bekannte Kirchenmusikliteratur spielt, Marcel Eliasch sitzt jedes Wochenende auf der Orgelbühne oder leitet einen Chor. In Paderborn ist er Assistent des Domorganisten, in Marsberg Dekanatskirchenmusiker. Was macht das mit dem Glauben?

Mit dieser Frage geht es zum Kern: „Mein Glaube ist für mich Wurzel und Quelle meines beruflichen Handelns“, sagt Eliasch. Das ist ein Satz, den nicht jeder Kirchenmusiker so sagen würde. Aber während andere der Musik wegen den Beruf des Kirchenmusikers ergreifen, ist für Marcel Eliasch klar: „Glaube und Kirchenmusik gehören für mich untrennbar zusammen. Ich könnte kein Kirchenmusiker sein, wenn ich nicht glauben würde.“

Grund 21: God is a DJ

Mehr als 21.000 Menschen engagieren sich kirchenmusikalisch in ihren Gemeinden. Ob wie Marcel Eliasch an den Domorgeln – die mit ihren 151 Registern zu den größten in Deutschland gehören – oder in ihrer Kirche vor Ort. Im Erzbistum Paderborn nimmt die Kirchenmusik eine wichtige Stellung ein und wird intensiv gefördert.

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Improvisation auch im Glauben

Aufgrund ihrer schlesischen Wurzeln sei die Glaubenspraxis seiner Familie stark von Heiligenverehrung und Regeln geprägt. „Vor einer Prüfung wurde mir gesagt: Bete den Rosenkranz. Das habe ich gemacht. Nach der Prüfung wurde ich gefragt: Welche Geheimnisse hast du gebetet? Gar keine, einfach nur die Abfolge aus Vaterunser und Ave Maria. Da hat man mir gesagt: Ja, aber ohne die Geheimnisse ist das doch nichts wert.“ Eliasch lacht und fährt fort: „Wenn man sich mit Kirchenmusik beschäftigt, setzt man sich zwangsläufig mit Liturgie und Theologie auseinander. Und dadurch wandeln sich einige Dinge.“

Konkret meint er damit: „Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nur Jesus brauche. Er allein ist Weg und Ziel.“ Heilige wie Liborius oder sein Namenspatron würden weiter eine Rolle in seinem Leben spielen, ebenso Gebete aus dem Traditionsschatz der Kirche. „Aber man braucht sie nicht zwingend, um glücklich glauben zu können.“ Vielleicht ist es mit dem Glauben wie mit der Kirchenmusik: Ein Nebeneinander aus festgeschriebenen Noten und freier Improvisation.

Ein klingendes Gebet

Wie ist das eigentlich während der Liturgie, wenn er am Spieltisch sitzt oder einen Chor leitet – wie viel persönliche Besinnung hat da Platz? Als Kirchenmusiker versuche er während des Gottesdienstes beides, „mich als Teil der betenden Gemeinde zu verstehen“ und „qualitativ hochwertige Musik anzubieten, weil das mein künstlerischer Anspruch ist“. Als Kirchenmusiker sei er Teil des „theatrum sacrum“ („heiliges Theater“) der Liturgie.

Gerade wenn er in Marsberg zwischen Orgel und Chor hin und her wechsle, sei das mitunter ganz schön anstrengend. „Aber ich habe das Gefühl, ich lauge mich für die Sache aus und der Herr weiß das anzunehmen. Hoffe ich zumindest“, sagt er und lacht. Für ihn ist die Musik sein Gebet, gerade wenn er improvisiert. Am Spieltisch des Paderborner Domes hebt Marcel Eliasch die Finger von den Tasten. Die letzten Töne seiner Improvisation hallen nach. Amen.

1000 gute Gründe

© Erzbistum Paderborn

Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. In einer einladenden, konstruktiven Haltung möchten wir mit Menschen ins Gespräch kommen.

Wir möchten hören, was Sie im Leben und Glauben trägt – egal, ob Sie in der Kirche arbeiten, ob Sie engagiert sind oder ob Sie einfach neugierig auf unsere Themen und Angebote sind. Alle sind herzlich eingeladen, bei der Initiative „1000 gute Gründe“ mitzumachen. Denn je mehr wir sind, desto stärker ist unsere Stimme. Und umso stärker wird unsere Initiative, die in den kommenden Jahren und Monaten immer weiter wachsen wird.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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