N. Rajanayagi hat ihr ganzes Leben in der Enge der Siedlungsbaracken im Teeanbaugebiet des Hochlands von Sri Lanka verbracht, wie schon ihre Eltern, Großeltern und deren Eltern. Dann sah sie eine Chance, sich zu befreien. Und ergriff sie.
Klirrend schlägt der Löffel gegen den Keramikrand, Zucker und Milch verwirbeln zu einem beigen Strudel. Viele Male am Tag wiederholt N. Rajanayagi dieses kleine Ritual. Tee füllt nicht nur ihre Tasse, sondern ihr ganzes Leben. Sri Lanka, das früher Ceylon hieß, ist berühmt für diesen Schwarztee. Doch für die Menschen im zentralen Hochland ist er eine Bürde, der sie kaum entkommen können.
Bedingungen wie zur Kolonialzeit
„Seit fünf Generationen arbeitet meine Familie auf der Plantage. Meine Mutter hat Tee gepflückt, meine Großmutter hat Tee gepflückt und ihre Mutter hat auch schon Tee gepflückt.“ Rajanayagis Geschichte beginnt mit der harten Schufterei in den Teefeldern. Dafür stehen die Pflückerinnen am steilen Hang in der prallen Sonne und zupfen die widerspenstigen Blätter in einen Sack, der am Hinterkopf befestigt ist und am Ende des Tages 20 Kilogramm wiegen wird. Umgerechnet etwa vier Euro verdienen sie auf diese Weise.
Harte Bedingungen wie vor 200 Jahren, als Großbritannien tamilische Arbeitskräfte aus Indien auf die Plantagen brachte. Rajanayagi ist deren Nachfahrin. Heute sind es globale Konzerne aus Indien, den Vereinten Arabischen Emiraten, China oder Sri Lanka selbst, die von der Ausbeutung profitieren und uns günstigen Tee nach Europa liefern.