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© Daniel Doerfler / Shutterstock.com
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Ein einziges großes Pfarrfest die Wallfahrt auf die Huysburg

Die Huysburg bei Halberstadt ist seit vielen Jahren Ziel der jährlichen Magdeburger Bistumswallfahrt. Warum wird darüber auf der Homepage des Erzbistums Paderborn berichtet? Weil es da eine alte Verbindung nach Magdeburg gibt.

Die Huysburg bei Halberstadt ist vermutlich nicht jeder und jedem im Erzbistum Paderborn ein Begriff. Die Anlage auf dem Berg Huy beherbergt ein kleines Benediktinerkloster. Und ist jedes Jahr Ziel der Bistumswallfahrt des Bistums Magdeburg. Der Paderborner Domkapitular Msgr. Andreas Kurte ist einer, der die Huysburg seit Langem kennt. Denn er fährt seit 15 Jahren jedes Jahr ins Partnerbistum, um an der Wallfahrt teilzunehmen. Wie muss man sich die vorstellen? „Wie ein großes Pfarrfest“, sagt er.

Das Bistum ist flächenmäßig gut anderthalbmal so groß wie das Erzbistum Paderborn – aber hier leben nur 70.000 Katholikinnen und Katholiken. Verglichen mit den 1,2 Millionen des Erzbistums befinden sich die Gläubigen dort also in der extremen Diaspora. „Oft leben die Menschen in kleinen, aber sehr lebendigen Gemeinden, die durch große Entfernungen von der nächsten Gemeinde getrennt sind“, sagt Kurte. In dieser Diasporasituation sei es „einfach wichtig, die Menschen einmal im Jahr zusammenzurufen“.

Zusammenkommen

So kommen jedes Jahr 3.000 bis 4.000 Menschen mit dem Bus, zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto auf die Huysburg. „Um sich gegenseitig im Glauben zu stärken. Und um Gemeinschaft zu erleben.“ Das greift auch der Verlauf der Wallfahrt auf: Am Anfang steht die Heilige Messe mit Bischof Gerhard Feige. Danach gibt es Programmpunkte wie „Picknick“ und „Angebote zur Begegnung“. Andreas Kurte erlebt auf der Huysburg jedes Jahr eine „lockere Atmosphäre“: Gemeindemitglieder aus weit entfernten Teilen des Bistums kommen miteinander ins Gespräch. Das Bistum und Verbände, wie die Malteser und Kolping, haben Infostände aufgebaut.

Die Benediktinermönche des kleinen Klosters bringen sich aktiv in die Organisation und Gestaltung der Wallfahrt ein. Ohne ihr Engagement ginge es nicht, sagt Kurte. Aber sie sind nicht nur im Hintergrund tätig. „Die Mönche mischen sich ganz selbstverständlich unter die Leute. Sie sind wichtig, einfach durch ihr Da-Sein.“ Im Bistum Magdeburg gibt es nur wenige Klöster. Kurte ist überzeugt, dass die Huysburg deshalb ein wichtiges geistliches Zentrum für das ganze Bistum sei.

Maria verbindet Ost und West

Während es draußen munter zugeht ist es in einer Kapelle der Huysburg andächtig still: Vor der Marienfigur sind laut Kurte „immer Menschen, die beten“. Auch wenn die Wallfahrt auf die Huysburg keine Marienwallfahrt und der 7. September kein Marienfest ist, bleibt diese Marienfigur ein Anziehungspunkt für die Gläubigen. Und diese Marienfigur ist Teil der Verbindung zwischen der Huysburg und dem Erzbistum Paderborn (und damit auch der Grund, warum dieser Artikel auf der Homepage des Erzbistums erscheint). Denn sie ist eine Kopie der Madonna mit Kind am Paradiesportal des Paderborner Domes. Wie kommt sie auf die Huysburg?

„Dafür muss man ein wenig ausholen“, setzt Kurte an. 1821 kommt das Gebiet des heutigen Bistums Magdeburg zum Bistum Paderborn. Viele Jahre gehört die Region als Ostteil zum Bistum an der Pader. Schon damals Diaspora werden die Katholikinnen und Katholiken stets von Geistlichen aus dem Hochstift, aus dem Sauerland und Ruhrgebiet seelsorglich betreut. Vor dem Zweiten Weltkrieg wird jeder Paderborner Priester einmal in den Ostteil versetzt – und manche bleiben dort. Andreas Kurte hat bis vor einigen Jahren immer noch Priester getroffen, die aus dem Sauerland oder Ruhrgebiet stammten.

Kontakt über den „Eisernen Vorhang“ hinweg

Als dann feststeht, dass die Sowjetische Besatzungszone und die der westlichen Alliierten zu zwei getrennten Staaten werden – das Erzbistum Paderborn also mittenentzwei geteilt wird! –, baut man „drüben“ ein Priesterseminar auf. Denn die Priesteramtskandidaten aus der DDR dürfen nicht mehr in Paderborn studieren. Als Ort wählt man die Huysburg aus. Die Studenten dort wünschen sich dann die Kopie der Madonna „als deutliches Zeichen für die Verbindung zum Erzbistum jenseits der Grenze“, sagt Kurte.

Diese Verbindung habe man in den vier Jahrzehnten des Kalten Krieges „irgendwie aufrechtzuerhalten versucht“, so Kurte weiter. Das Paderborner Priesterseminar vermittelt Kontakte zwischen Theologiestudenten aus Ost und West. 1984 nimmt auch Andreas Kurte Kontakt zu einem Priesteramtskandidaten aus dem damaligen Bischöflichen Amt Magdeburg auf. Er schickt ihm Lebensmittel und theologische Bücher – sofern der ostdeutsche Zoll sie nicht abweist, weil sie nicht der Parteilinie entsprechen. Einmal im Jahr treffen sich die Gruppen aus Ost und West in Berlin. Kurte besucht den Mitbruder aber auch in seiner Heimatgemeinde im Harz und in den späteren Einsatzgemeinden. Und wird es auch im Rahmen der diesjährigen Wallfahrt auf die Huysburg tun. Der Kontakt zwischen den beiden Priestern hat die schwierigen Jahre der deutsch-deutschen Teilung überstanden und besteht bis heute.

Erzbischof Bentz pilgert mit auf die Huysburg

Seit 1994 ist Magdeburg ein eigenes Bistum. Kurte hört von dort aber weiterhin: „Wir wollen nicht vergessen, dass wir ein Teil des Erzbistums Paderborn waren.“ Deshalb gibt es seit mehr als 30 Jahren die Bistumspartnerschaft zwischen Magdeburg und Paderborn. Kurte fährt in diesem Jahr gemeinsam mit Erzbischof Udo Markus Bentz auf die Huysburg. „Der Erzbischof fährt als Metropolit der Paderborner Kirchenprovinz hin, zu der auch Magdeburg gehört. Aber auch, um die Kontakte aufrechtzuerhalten und die Verbundenheit mit dem Bistum Magdeburg auszudrücken“, sagt Kurte.

Der Blick ins Partnerbistum und auf die Huysburg kann auch für alle anderen Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum Paderborn ein wichtiger und lehrreicher sein: Denn dort ist schon Realität, was auf unsere Diözese in naher Zukunft zukommt: Wenige Gläubige, wenige Priester, wenig Geld. Auf der Huysburg kann man aber sehen, wie Kirche auch in einer extremen Diasporasituation lebendig ist und lebendig bleibt. Hier begegnen sich Christinnen und Christen, die keine Angst davor haben, in einer Minderheit zu leben. Die kreativ und aktiv ihr Glaubens- und Gemeindeleben gestalten. Und die einmal im Jahr zum großen Pfarrfest auf die Huysburg zusammenkommen.

Die Huysburg ist die Reise wert!

Falls Sie es am kommenden Wochenende Erzbischof Bentz und Domkapitular Kurte gleichtun und eine kleine Reise unternehmen möchten, fahren Sie doch auch zur Magdeburger Bistumswallfahrt auf die Huysburg. Das Programm und weitere Informationen finden Sie hier:

Falls Ihnen das jetzt zu spontan ist, kein Problem – auch im nächsten Jahr freut man sich dort über Besuch aus Paderborn. Und falls Sie in der Zwischenzeit nach klösterlicher Ruhe oder Exerzitien suchen: Auch dafür bietet sich das Benediktinerkloster auf der Huysburg an. Mehr über die Gemeinschaft und die Angebote vor Ort gibt es hier:

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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