In der katholischen Liturgie des vierten Advents (Lesejahr C) begegnen sich Maria und Elisabet, zwei schwangere Frauen. Die Geschichte ermutigt uns zum Einsatz für das Leben.
In der katholischen Liturgie des vierten Advents (Lesejahr C) begegnen sich Maria und Elisabet, zwei schwangere Frauen. Die Geschichte ermutigt uns zum Einsatz für das Leben.
Das Kind freut sich. Sechs Monate alt ist der Fötus im Bauch seiner Mutter Elisabet, als sie Besuch von ihrer Cousine Maria bekommt. Auch Maria ist schwanger. Unmittelbar nachdem sie das durch den Engel erfuhr, machte sie sich „eilends“ auf den Weg zu Elisabet. Sie muss ihre Freude mitteilen. Und sie will Elisabet in den noch verbleibenden Schwangerschaftsmonaten im Haushalt unterstützen.
„Siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“, so drückt Elisabet die Reaktion des Fötus aus.
Ein Ungeborenes, das im Leib seiner Mutter „hüpft“. Freude pur. Es begegnet dem anderen Ungeborenen, Jesus, vielleicht drei, vier Wochen alt. Sein Herzchen wird in der sechsten Woche zu schlagen beginnen und in der zehnten Woche vollständig entwickelt sein.
Maria und Elisabet, zwei Schwangere begegnen sich.
Johannes und Jesus, zwei noch Ungeborene begegnen sich.
Johannes spürt, wer da ins Haus kommt: der Messias, der Heiland, der Retter.
Auch Elisabet spürt es, weiß es: Mit den Worten „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ begrüßt sie ihren Gast und nennt sie „die Mutter meines Herrn“.
Dieser Herr wächst heran im Leib seiner Mutter Maria.
Das Evangelium macht Mut, sich für den Lebensschutz zu engagieren.
Jedes Jahr am dritten Samstag im September gehen mehrere Tausend Menschen in Berlin auf die Straßen, um für Ungeborene zu demonstrieren: „Marsch für das Leben“ heißt die Veranstaltung. Friedlich und in Stille ziehen die Menschen, die aus ganz Deutschland, auch aus dem Erzbistum Paderborn, nach Berlin kommen, nach einer Kundgebung durch die Straßen, um den Wehrlosesten eine Stimme zu geben. Sie sollen leben dürfen.
Zugleich wissen die Demonstrierenden auch, dass Familien in Schwangerschaftssituationen in Notlagen und Konflikte geraten können und bieten daher in Sozialdiensten und Vereinen Hilfe an.
Beim „Marsch für das Leben“ müssen sich die Demonstrierenden, darunter viele junge Leute und Familien, von Gegendemonstranten regelmäßig u.a. den Satz zurufen lassen „Hätte Maria abgetrieben, ihr wärt uns erspart geblieben“. Darauf möchte ich mit einem Gebet antworten:
Wie gut, Maria, dass du „Ja“ gesagt hast zu deiner Leibesfrucht! Du hast uns den Retter geschenkt, den Erlöser und Heiland. Danke!
Und mit deinem „Magnificat“, welches du unmittelbar nach der Begegnung mit Elisabet anstimmst, besingst du eine andere Welt und rufst uns zu, uns für diese neue Welt einzusetzen: im Engagement für das Leben in all seinen Phasen, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, für Hungernde und Notleidende, für Schwangere und ihnen Nahestehende in Konfliktlagen, für Menschen in Gebieten nach Naturkatastrophen, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Gesegneten 4. Advent!
Dechant Karl-Hans Köhle leitet das Dekanat Siegen und den Pastoralen Raum Siegen-Freudenberg. Er wurde 1964 in Herne geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Castrop-Rauxel. Nach dem Studium der Philosphie und Theologie in Paderborn und Paris wurde er 1990 im Dom zu Paderborn zum Priester geweiht. Nach Vikarsjahren in Herford war er von 1993 bis 2001 als ‚fidei donum‘-Priester im französischen Le Mans im Einsatz. Seit 2001 übt er seine priesterliche Tätigkeit in Siegen aus, wo er bis zur Wahl zum Dechanten neben der Pfarrtätigkeit auch Studentenseelsorger war. Köhle ist Mitglied im Priesterrat des Erzbistums, dessen geschäftsführendem Vorstand er eine Zeitlang angehörte.