Angesichts der aktuellen sicherheits- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen begrüßt die Deutsche Bischofskonferenz die laufende Debatte über die Zukunft des Wehrdienstes und des gesellschaftlichen Engagements.
Zukunftsperspektiven für eine starke und verantwortungsbewusste Gesellschaft
Nicht nur mit Blick auf den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Stärkung der personellen Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr, der in den kommenden Tagen im Bundestag beraten wird, sondern in der breiteren Perspektive einer Weiterentwicklung gesellschaftlich relevanter Dienste geben die Bischöfe Hinweise und Empfehlungen. Sie erinnern dabei daran, dass die gebotene gesellschaftliche Diskussion mit Umsicht und im Bewusstsein ihrer Tragweite geführt werden müsse. Denn nur wenn es gelinge, zu einem breiten Konsens in der Bevölkerung zu gelangen und auch die jüngere Generation einzubeziehen, seien tragfähige Ergebnisse, die die Resilienz der Gesellschaft stärken, zu erwarten.
Mit Blick auf die anhaltenden sicherheitspolitischen Bedrohungen durch Russland betont die Deutsche Bischofskonferenz in ihrer Erklärung zur Debatte um den Wehrdienst, dass die Gewährleistung einer angemessenen Verteidigungsfähigkeit notwendig ist und in der aktuellen Situation deshalb eine Stärkung der Verteidigungsbereitschaft gut begründet erscheint. Die Bischöfe warnen jedoch davor, den Begriff der Sicherheit auf militärische Aspekte zu verengen. „Nur im Rahmen eines umfassenden Diskurses, der gleichermaßen die militärischen, politischen, ökonomischen und nicht zuletzt sozialpsychologischen Dimensionen von Sicherheit und Verteidigung mit einbezieht und zugleich eine langfristige Friedensperspektive entwickelt, können die erforderlichen Abwägungen sachgerecht getroffen werden“, heißt es in der Erklärung, die bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda (22.–25. September 2025) verabschiedet wurde.
Die Erklärung erinnert daran, dass Eingriffe in die Freiheitsrechte der Einzelnen stets einer besonderen Begründungspflicht unterliegen. Pflichtdienste dürften daher nur in eng begrenzten Ausnahmefällen in Betracht kommen: „Freiwilligkeit geht vor Verpflichtung.“
Wehrdienst, Generationengerechtigkeit und das Recht auf Verweigerung im Blick
Mit Blick auf den Wehrdienst befürworten die Bischöfe deshalb ein gestuftes Modell: Zunächst sollten freiwillige Wehrdienstleistende gewonnen werden; verpflichtende Maßnahmen dürften nur als letztes Mittel ergriffen werden – wenn nämlich nicht anders die militärische Verteidigung sichergestellt werden könne. Im Falle einer möglichen Wehrpflicht müssten zudem die Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und der Generationengerechtigkeit bedacht und im gesellschaftlichen Konsens gelöst werden. Nachdrücklich erinnern die Bischöfe daran, dass vor allem junge Leute von möglichen Pflichtdiensten betroffen wären, denen auch in anderen Feldern besondere Lasten aufgebürdet würden. In jedem Falle müsse auch das Recht auf Kriegsdienstverweigerung uneingeschränkt gewährleistet bleiben.
Angesichts des Primats der Freiwilligkeit sehen die Bischöfe Vorschläge für eine allgemeine Dienstpflicht skeptisch. Nachdrücklich fordern sie stattdessen einen quantitativen und qualitativen Ausbau der Freiwilligendienste und einen Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligendienstes.
Aufruf zu Maß und Respekt
Die Deutsche Bischofskonferenz ruft abschließend in ihrer Erklärung zur Debatte um den Wehrdienst dazu auf, die Debatte um Wehrdienst und Freiwilligendienste mit Maß und Respekt zu führen. „Nicht zuletzt an der Art und Weise, wie die Debatte geführt wird, zeigt sich der Zustand unserer politischen Kultur“, so das Fazit.