Die Menschen in Carapongo leiden unter extremem Wassermangel. Und wenn der Fluss Rimac Wasser führt, dann ist es verschmutzt und vergiftet. Der Ort am Stadtrand von Lima liegt wie die gesamte peruanische Hauptstadt mitten in der Wüste. Ursprünglich haben in dem kleinen Bauerndorf die Einwohner mit dem Flusswasser Gemüse angebaut und in der Hauptstadt verkauft. Doch während des Bürgerkriegs in den 1980er-Jahren flohen Zehntausende vor der Gewalt im Hochland an die Küste und bauten in Carapongo behelfsmäßige Hütten aus Sperrholz und Wellblech: ohne Strom, ohne Wasser, ohne Müllabfuhr, ohne Kanalisation.
Ein Fluss als Giftcocktail – Umweltkrise am Rimac
Daran hat sich bis heute wenig geändert. Viele holen ihr Trinkwasser aus dem Fluss, obwohl andere dort ihre Motorräder waschen und Firmen ihr Abwasser entsorgen. Diese soziale und ökologische Katastrophe hat sich im Laufe der Jahre zugespitzt. Heute ist der Rimac, der bei Lima in den Pazifik mündet, zusätzlich mit Pestiziden aus den Monokulturen der Export-Landwirtschaft und Schwermetallen aus dem Bergbau verseucht. Ab und zu schillert der Fluss in bunten Farben oder schäumt. Es ist ein toxischer Cocktail.
„Laut unabhängiger Studien werden die staatlichen Grenzwerte für manche Schwermetalle im Rimac um bis zu 200 Prozent überschritten“, erzählt Elisabeth Huamán von Grupo Andes. Die katholische Basisorganisation, die vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt wird, hat sich immer mehr auf Umweltthemen spezialisiert. Und das hat viel mit der 40- jährigen Elisabeth Huamán zu tun. Die zweifache Mutter lebt selbst in Carapongo – und leidet unter der Verschmutzung: dem Müll, der nicht abgeholt und vom Wind über den ganzen Ort verteilt wird, dem Staub der vielen nichtasphaltierten Straßen, der die Augen reizt und sich auf die Lungen setzt, dem Fluss, der bei Niedrigwasser eine stinkende Kloake ist und bei Hochwasser die Straßen überschwemmt, und vor allem dem Wassermangel. Es regnet selten im Großraum Lima – im Jahresdurchschnitt fallen nur 109 Millimeter Niederschlag. In Berlin regnet es fast siebenmal so viel.