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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi

Du und ich und das Wunder in der Krippe

In der Krippe und um sie herum versammeln sich viele verschiedene Figuren und Menschen. Weil sie nicht ist wie eine Blumenvase, die man einfach nur hinstellt. Sondern ein Ort, an dem Glaube wachsen kann, sagt Krippenexpertin Bettina Heine-Hippler.

Mit der Wintersonnenwende ist auf der Nordhalbkugel die längste Nacht des Jahres vorbei. Die Tage werden wieder heller. Das ist eine astronomische Tatsache. Aber da ist noch ein anderes Licht: Mit Jesus ist Gottes Sohn geboren und mit ihm das „Licht der Welt“ (Joh 8,12). In den Kirchen und Häusern stehen sie noch, die zentralen Symbole der Weihnacht. Der mit Kerzen geschmückte Tannenbaum und die Krippe. Mit Maria, Josef und dem Jesuskind, Ochse und Esel, Hirten und Königen. Aus Krypten und Kellern sind sie abermals – entstaubt und herausgeputzt – in die gute Stube gewandert, um die Weihnachtsgeschichte zu erzählen.

Alles andere als angestaubt

Dr. Bettina Heine-Hippler ist Denkmalpflegerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Sie hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit Krippen zu ihrem persönlichen Schwerpunktthema gemacht. Angefangen hat sie damit vor etwa 20 Jahren, als die Kirchenkrippe in ihrer Heimatgemeinde St. Martin in der Dortmunder Gartenstadt restauriert werden musste. Was sie beobachtet: „Krippen sind alles andere als ein angestaubtes Thema. Noch vor zehn Jahren wurden sie wie Blumenvasen hingestellt. Ganz nach dem Motto ‚Eine Krippe haben wir auch‘. Heute aber achten die Menschen wieder mehr auf die Figuren. Und in Kirchen werden wieder zunehmend Wandelkrippen aufgestellt.“

Die Weihnachtsgeschichte

„Es geschah aber in jenen Tagen“ – so beginnt die vielleicht bekannteste Geschichte der Welt: Die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesu in Bethlehem erzählt.

Hier gibt es sie einmal klassisch und einmal modern nacherzählt – gelesen von Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck

Und hier gibt es die Weihnachtsgeschichte für Kinder

Den Auftrag erfüllen

In Westfalen kennt Heine-Hippler beinahe jede größere Krippe. Sie hat sie inventarisiert und bewertet. Nach dem jeweiligen Ursprung geschaut, nach der Häufigkeit und der handwerklichen Qualität. „Das alles ist wichtig. Der wesentliche Teil aber ist, dass die Krippe aktiver Ort der Glaubensvermittlung ist. Das erfüllt deutlich mehr ihren Auftrag. Es ist wichtig, dass wir nie aufhören, die biblische Geschichte zu erzählen und dafür sorgen, dass die Krippe eine wirklich tolle Verkündigungsmöglichkeit sein kann.“

An Weihnachten feiern wir das größte aller Wunder, die Menschwerdung Gottes. Es ist der Evangelist Lukas, der von der Geburt Jesu erzählt, von dem Moment, als sich Himmel und Erde berühren und es seither immer wieder tun. Die Bibel ist das meistverbreitete Buch aller Zeiten, die Weihnachtsgeschichte von Lukas die vielleicht größte Geschichte überhaupt. Weil sie das Geschehen transparent macht, mit dem eine neue Zeit begann, die weit mehr ist als eine astronomische Rechnung. Als ein neues Licht die Welt erhellte und seitdem die Menschen in der Hoffnung nach Frieden und Gerechtigkeit verbindet. Ohne sie gebe es auch nicht Rembrandts „Anbetung der Hirten“ oder Bachs Weihnachtsoratorium. Und nicht das Lied „Stille Nacht“ von dem Hilfspfarrer Joseph Mohr und dem Lehrer Franz Xaver Gruber, das so international ist wie kein anderes Weihnachtslied und einlädt, zu sehen und zu spüren, was sich damals vor 2022 Jahren in einem Stall in Betlehem ereignete.

Die Sehnsucht ist groß

Die Krippe in der Heimatkirche von Heine-Hippler ist eine Wandelkrippe. Vom ersten Advent bis zu Maria Lichtmess, dem Ende der Weihnachtszeit, zeigt sie bis zu zehn verschiedene Szenen. Drumherum liegen Strohballen, auf denen Kinder und Erwachsene sitzen, wenn die Krippenexpertin erzählt und die Figuren erklärt. „Sie glauben gar nicht, wie sehr die Kinder wissen, wo welche Figur in der vergangenen Woche gestanden hat und welche dazu gekommen ist. Und die Erwachsenen freuen sich mindestens genauso wie die Kinder an den Geschichten.“

Was sie auch feststellt: „Es ist viel Wissen verloren gegangen. Man sagt ja immer, dass die Gesellschaft säkularer geworden ist. Ich aber habe den Eindruck, dass die Sehnsucht nach Spiritualität und der Wunsch, sich mit Themen wie der Krippe auseinanderzusetzen, sehr groß sind. Glauben daran zu messen, wie viel Menschen den Gottesdienst besuchen, greift zu kurz.“

Das gehört zur Krippe

In frühen christlichen Darstellungen des Weihnachtsgeschehens sind Maria und Josef und auch die Hirten mit ihren Schafen und Hütehunden nicht dabei. Ochse und Esel stehen als einzige Begleiter an der Krippe mit dem neugeborenen Kind. Indes kommen sie bei Lukas gar nicht vor. Vielmehr erinnern sie an einen Text des Propheten Jesaja (Jes 1,3) im Alten Testament: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“

Die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar werden ebenfalls nicht bei Lukas erwähnt, sondern bei Matthäus. Sie stehen für die damals drei bekannten Erdteile Asien, Europa und Afrika. Zu ihnen gehört mindestens ein Kamel und weiter noch ein Pferd und ein Elefant, die ebenfalls für die Erdteile stehen. „Da die erste große Verbreitung der Krippe als orientalische Krippe stattfand, orientierte man sich bei der Gestaltung an Reisebeschreibungen von Pilgern und Mönchen. In den alten Krippen gibt es daher manchmal ganz lustige Kamele. Man wusste ja nicht wirklich, wie ein Kamel aussieht“, so Heine-Hippler.

Mit der Aufklärung verschwanden Krippen aus den Kirchen, wurden sogar verboten. Die Menschen holten sie sich in ihre Häuser und bauten sie selbst. Ab den 1920er Jahren setzte sich mehr und mehr die Heimatkrippe durch: Eine Krippe mit einem Setting, das die Menschen zuhause abholt und damit als Brücke zum Betrachter die Weihnachtsgeschichte verständlicher macht und dabei auch immer ein Spiegel der gesellschaftliche Werte und Vorstellungen ist.

Je größer eine Krippe ist, je mehr Szenen dargestellt sind, desto größer ist auch die Anzahl der Figuren. Indes gibt es nicht nur Weihnachtskrippen. Die Krippe in der Heimatkirche der Krippenexpertin wird schon bald zur Osterkrippe. Beim Übergang ist der Hahn ganz wichtig, weil er daran erinnert, dass Petrus Jesus drei Mal verleugnet hat. In einer der Szenerien bringen die Hirten Leinentücher mit. Sie deuten auf das Leiden und den Tod hin. Heine-Hippler: „Wir machen uns das Element Krippe zunutze und haben viele Ideen entwickelt. Man kann vor allem mit Kindern sehr viele schöne Dinge bauen und die biblische Geschichte anschaulich und begreifbar machen.“

Du und ich und das Wunder

Darstellungen von Jesus Geburt gibt es seit dem 4. Jahrhundert, seit der Entwicklung des Christentums zur Staatsreligion im römischen Reich in der Spätantike. In der Malerei und der Bildhauerei als Gemälde, Mosaik, Relief oder Retabelszene. Später dann in der Musik und als Schauspiel. Franz von Assisi stellte erstmals die Weihnachtsgeschichte mit lebenden Personen und Tieren nach. „Die Krippe, so wie sie heute definiert ist, das heißt mit beweglichen Figuren, ist indes eine Erfindung der Jesuiten im 16. Jahrhundert. Sie bauten riesige Krippen. Die erste stand in Prag. Die Franziskaner führten die Tradition dann fort“, erläutert Heine-Hippler.

Das Jesuskind, Maria und Josef, Ochse und Esel und drei Hirten – das ist sozusagen das Stammpersonal einer jeden Krippe. „Wenn die Hirten gut ausgeformt sind, dann stellen sie nicht nur drei Personen da, sondern auch drei Alter. Da sieht man einen mit langem Bart, einen mit kurzem Bart und einen ohne Bart. Eigentlich aber stehen sie für noch viel mehr.“ Was Heine-Hippler damit meint: Die Hirten, damals die unterste Schicht der jüdischen Gesellschaft, sind die ersten Adressaten der Botschaft der Engel. Und die ersten an der Krippe. „Das ist ja das eigentliche Wunder. Nicht die Herrschenden und die Könige, sondern die Hirten, du und ich, sind die ersten, die das Wunder begreifen.“

Zwei besondere Figuren

Gott ist Mensch geworden. In vielen Teilen der Welt feiert man das Schöne im Leben und das Fest der Menschlichkeit. In Kirchen und Häusern stehen der mit Kerzen geschmückte Tannenbaum und die Krippe, die Augen leuchten und Herzen sich öffnen und lassen. Wunder geschehen. Daran zu glauben, dafür bietet Weihnachten Raum.

Bettina Heine-Hippler denkt an zwei besondere Figuren. Den sogenannten Nickneger, an den sich vor allem noch Senioren erinnern. Eine kleine Tonfigur mit dunkler Hautfarbe und exotischem Aussehen als Missionsspardose, die nickt, wenn man ein Geldstück hineinwirft. „Heute ist sie verpönt. Wir haben stattdessen einen kleinen Mönch. Der zieht dann an einer Glocke. Für die Kinder ist das eine Attraktion, weil sie etwas tun können und etwas passiert.“

Die andere Figur tauchte im 19. Jahrhundert oft auf, kommt heute aber kaum noch vor: ein knieender alter Mann mit einem Kind. „Der Großvater erklärt seinem Enkelkind das Weihnachtsgeschehen. So kann man das interpretieren. In unserer Krippe in St. Martin haben wir stattdessen eine junge Frau mit drei Kindern, die die gleiche Bedeutung hat. Meiner Meinung nach ist diese eine der wichtigsten Figuren der Krippe.“

Das sagt der Papst über die Krippe

Als in diesem Jahr auf dem Petersplatz in Rom der Weihnachtsbaum und die Krippe aufgestellt wurden, betonte Papst Franziskus die große Bedeutung dieser Symbole als „zwei Zeichen, die nach wie vor Jung und Alt faszinieren“. Der Baum lehre über die Wurzeln. Es sei wichtig, diese zu hüten, im Leben wie im Glauben. Die Krippe lade zur Besinnung ein. Gott sei klein geboren worden, nicht in der Pracht des Scheins, sondern in der Armut des Stalls. Um ihm zu begegnen, müsse man sich herablassen, klein machen und alle Eitelkeiten hinter sich lassen. „Wenn wir Weihnachten wirklich feiern wollen, müssen wir in der Krippe die Überraschung und das Wunder der Geburt wiederentdecken.“

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