logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower

Die Oase in Meschede: Wo junge Menschen sich selbst finden

Was macht mich aus? Wie will ich mein Leben gestalten? Diese Frage beschäftigt viele junge Menschen. Im Jugendbildungshaus Oase in Meschede können sie in Ruhe nach Antworten suchen.

Eine Karawane zieht durch die Wüste. Die Sonne brennt vom Himmel, feiner Sand weht von den Dünenkämmen herab. Da erscheinen Häuser am Horizont und Palmen. Die Luft flirrt vor Hitze, aber es ist keine Fata Morgana. Endlich hat die Karawane ihren Weg zur Oase gefunden. Im Schatten der Dattelpalmen können Mensch und Tier rasten, sich von der anstrengenden Etappe erholen und Vorräte für die Weiterreise auffüllen. Es ist unausgesprochenes Wissen: Wer weite Reisen unternimmt, braucht von Zeit zu Zeit eine Oase, an der man Station machen kann. Sonst schafft man den ganzen Weg nicht.

Eine Oase ohne Wüste

Im Sauerland gibt es (noch) keine Sanddünen. Eine Oase aber schon. Vor 41 Jahren wurde das neu gebaute Jugendbildungshaus der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede so genannt. Das Wort Oase kommt ursprünglich aus dem Ägyptischen und bedeutet „bewohnter Ort“ – ein Ort, an dem man Menschen begegnet. Und so ein Begegnungsort sollte die Oase in Meschede von Anfang an sein, erzählt Bruder Benedikt Müller OSB, der die Einrichtung heute leitet.

Hier finden Familienwochen statt und Fortbildungen für Menschen in pflegerischen oder erzieherischen Berufen. Seit ihrer Gründung liegt der Schwerpunkt aber auf Angeboten für junge Menschen. Die Oase in Meschede ist ausgeschildert. Denn anders als in der Wüste geht es hier nicht darum, den Weg zum Gebäude zu finden, sondern zu sich selbst. Junge Menschen stehen immer wieder vor existenziellen Fragen: Wo soll es mit mir hingehen? Welcher Lebensweg oder Beruf passt zu mir? Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Für diese Fragen ist zwischen Schule und Alltag oft kein Raum.

Die Angebote der Oase „sind eine Auszeit vom Schulalltag, in der junge Menschen in eine Atmosphäre der Stille gehen, um ihrem Leben auf die Spur zu kommen“, sagt Bruder Benedikt. Zum Beispiel im Rahmen von Besinnungstagen. Die finden im Klassenverband oder für eine Gruppe Schülerinnen und Schüler statt.

Ein safe space, um eigene Talente zu entdecken

Um welche Themen es geht, wenn die Jugendlichen für eine knappe Woche anreisen? Das weiß Helena Minner. Sie hat bis zum Sommer als Jahrespraktikantin in der Oase gearbeitet, als Schülerin war sie selbst für Besinnungstage hier. Sie erinnert sich: „Bei uns ging es viel um Persönlichkeitsentwicklung. Wir haben uns mit unseren Biografien beschäftigt. Man kann selbst regeln, wie tief man schürft.“ Auch die Themen Zukunft, Teambuilding und Trauerbewältigung standen auf dem Programm. Das Angebot, aus dem die Gruppen frei wählen können, ist bewusst sehr breit.

Die Oase der Abtei Königsmünster

 

Das Angebot der Oase ist breit und vielfältig. Die Abtei Königsmünster hat dafür ein eigenes Jugendportal eingerichtet. Schauen Sie doch mal vorbei!

 

„Der heilige Benedikt hatte ein weites Herz“ sagt Bruder Benedikt. Und ein ebenso breites Menschenbild. Der heilige Benedikt sah das Kloster als eine Werkstatt und für Bruder Benedikt wird in dieser Klosterwerkstatt auch an Persönlichkeit und Zukunftsvorstellungen gewerkelt. Der Leiter der Oase betont, dass sein Angebot sich nicht nur an katholische Jugendliche richtet, sondern an alle. Egal welche Schulform, egal ob einer Religion angehörig oder nicht – solange Interesse da ist, sich selbst zu finden, könne man die Oase besuchen. „Die jungen Menschen erfahren hier, dass sie so wie sie sind Geschenke Gottes sind. Wir vermitteln ihnen: Du bist okay. Du darfst dich so entwickeln, wie du möchtest. Du hast Talente geschenkt bekommen, die du entdecken darfst, um mit ihnen deinen Lebensweg zu gestalten.“

Dass die Teilnehmenden dafür einen sicheren, positiven Raum haben, sorgen Bruder Benedikt und das Team der Oase. „Wir sind dafür verantwortlich, dass die Menschen, die hierhin kommen, eine gute Zeit haben“, sagt Helena Minner. Das bedeutet: Die Teamer begleiten die jungen Menschen während des Aufenthalts in der Oase. „Wenn wir zum Beispiel zum Thema „Ich“ arbeiten, geben wir der Gruppe bestimmte Impulsfragen mit. Wenn sich jemand eine Stunde lang gezielt in einer Tagebuchform mit seinem Leben beschäftigt, erhoffen wir uns, dass in ihm gedanklich etwas angestoßen wird.“ Die Teamer begleiten nicht rund um die Uhr, es ist ein Wechsel aus Raum geben und dem Bereitstehen für Gespräche.

In der Oase gibt es keine Noten

Am Ende fragen die Teamer, wie die jungen Menschen mit dem Impuls umgegangen sind. „Aber wir bewerten nicht. Wir sammeln keine Ergebnisse ein. Für unsere Arbeit ist es sehr wichtig, dass die jungen Menschen den Unterschied zwischen den Erfahrungen in Schule und Alltag und den Erfahrungen in der Oase erleben“, sagt Helena Minner. Wer in die Oase kommt, soll hier keine stressigen Situationen erleben, sondern soll die Zeit und die Ruhe haben, sich seinen Themen zu widmen.

Tag der offenen Türen in der Oase und im Haus der Stille

Die Gästehäuser der Abtei Königsmünster – die Oase und das Haus der Stille – feiern Jubiläum. Im letzten jahr jährte sich die Gründung der Oase zum 40. und die des Hauses der Stille zum 20. Mal. Pandemiebedingt wurden die Feierlichkeiten verschoben.

Deshalb laden die Mönche in diesem Jahr zur nachgeholten Jubiläumsfeier ein. Am 13. und 14. August gibt es einen Tag der offenen Türen, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Mehr Informationen zum Programm finden Sie unter

„Wenn du das erste Mal herkommst und merkst, dass du komplett raus bist aus allem, was dein Leben sonst ausmacht und dich nur auf eine Sache konzentrieren kannst – dann beginnt da in vielen etwas“, sagt Helena Minner. „Dann war das nicht der letzte Kurs, den du belegt hast.“ Bruder Benedikt nennt es die Pädagogik der Nachhaltigkeit. „Der Gedanke kommt aus dem Wald: Ich fälle einen Baum und pflanze drei neue“, sagt er. Und so sei es auch hier. „Die jungen Menschen haben eine Frage geklärt und fahren mit drei neuen.“ Aber jetzt haben sie einen Ort gefunden, an den sie zurückkehren können, um die neuen Fragen anzugehen.

Man kann immer wieder zurückkehren

Antworten auf existenzielle Fragen sucht man nicht nur in während der Schulzeit, sondern auch noch zu Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums. Dafür gibt es in der Oase seit einigen Jahren die Junge Akademie (früher Oberstufenakademie). Anders  als für die Besinnungstage, meldet man sich für die Wochenendkurse allein an – und begegnet in der Oase neuen Menschen.

„Mein erster Kurs in der Akademie lautete ‚Schreibtisch‘, das weiß ich noch genau“, sagt Helena Minner. „Ich habe mich ganz alleine angemeldet und bin ohne meine Schulfreundinnen hergekommen. Dann habe ich mit sieben komplett fremden Menschen ein Wochenende lang Texte geschrieben, Methoden des kreativen Schreibens gelernt und einen eigenen Schreibstil gefunden.“ Das Kursangebot der Oase ist auch hier breit, Helena Minner hat zum Beispiel noch Kurse zum Thema Rhetorik, Schauspiel oder zum Umgang mit Stress und Druck belegt.

Kein Kloster, aber nah genug dran

„Die Oase ist eine geistige Tankstelle, statt Sprit gibt es spirit“, sagt Bruder Benedikt. „Hier können die jungen Menschen Kraft tanken, um so zu werden, wie sie sind.“ Dabei hilft die besondere Situation der Oase im Klosterkomplex. Helena Minner beschreibt das so: „Man kann die Kirche vom Fenster aus sehen, aber wir sind hier nicht im Konvent, sondern im Jugendbildungshaus.“ Die Trennung sei für Jugendliche durchaus wichtig. Dass direkt nebenan Mönche leben und beten, lässt aber eine besondere Atmosphäre entstehen. Von dem ganzen Ort gehe eine ruhige Kraft aus. „Man ist immer vom Glauben umgeben. Auch wenn man die Gebetszeiten nicht besucht.“ Manche spürten das deutlicher, manche weniger.

So erfüllt die Oase mitten im Sauerland eine ganz ähnliche Funktion wie die in der Wüste. Menschen können auf ihren Lebenswegen hier Station machen. In der besonderen Atmosphäre des Klosterbergs können sie ihren Fragen nachgehen und Energie sammeln, für die nächste Wegstrecke durch ihren Alltag. Und sie können wiederkommen, um sich Stück für Stück selbst zu finden.

Grund 41: Sich selbst finden

Die Oase und ihr Team aus engagierten Menschen sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich Menschen aus ihrem Glauben heraus für andere einsetzen. Deshalb sind sie als Grund 41 Teil der Initiative „1000 gute Gründe“, die zu Libori 2022 gestartet ist. Sie soll zeigen, dass es neben den Problemen immer auch viel Gutes in der katholischen Kirche gibt. Mehr Informationen finden Sie unter

© Cornelius Stiegemann / Erzbistum Paderborn
© Cornelius Stiegemann / Erzbistum Paderborn

Weitere Beiträge zum Thema "1000 gute Gründe"

© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 02. April 2024

Grund Nr. 826: Ich sehe dich. GOTT

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2024 – April
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 01. März 2024

Grund Nr. 313: WUNDE R der Auferstehung

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2024 – März
Dieter Engel und Zoran Gjorgjioski im Stadion in Skopje © Dieter Engel
Unser Glaube | 15. Februar 2024

Wie eine Stammzellenspende zwei Fremde zu Brüdern machte

Das Gebot der Nächstenliebe praktisch umsetzen – das ist Dieter Engel wichtig. Und das wurde Realität: Indem eine Stammzellspende einem fremden Mann das Leben rettete
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 01. Februar 2024

Grund Nr. 254: ICH BIN LIEBEVOLL. GOTT

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2024 – Februar
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 02. Januar 2024

Grund Nr. 12: Die ersten Follower? Hatte er. Die meisten auch.

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2024 – Januar
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 01. Dezember 2023

Grund Nr. 24: Ich bin mitten unter euch. Gott

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2023 – Dezember
© Erzbistum Paderborn
Pressemeldung | 27. November 2023

Mit 24 Klicks Weihnachts-Vorfreude öffnen

Online-Adventskalender der Initiative „1000 gute Gründe“ begleitet mit vielen Impulsen durch den Advent / Einbettung auch in anderen Webauftritten möglich
Der Wald kann ein wichtiger Klimaschützer sein
Unser Glaube | 09. November 2023

Kirche kann Klimaschutz: Pfarrei pflanzt nachhaltigen Wald

Papst Franziskus fordert mehr Engagement für den Klimaschutz. Die Pfarrei St. Martinus im sauerländischen Olpe will einen Beitrag dazu leisten – und baut ihren Waldbesitz nachhaltig um
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 02. November 2023

Grund Nr. 6: Du bist ein Segen. Gott

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2023 – November
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 02. Oktober 2023

Grund Nr. 15: Thanksliving!

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2023 – Oktober
Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

Weitere Einträge

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Schäfer Andreas Eisenbarth (Schäferei Bethel) und seine Lämmer

Unser Glaube „Schafe hüten macht nicht reich, aber sehr zufrieden“

Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
© Barbara Vielhaber-Hitzegrad / Grundschule Dinschede
"Ich finde, dass Toleranz bedeutet, dass man einen anderen Menschen so akzeptiert, wie er ist. Er kann eine andere Meinung haben oder anders aussehen. Alle Menschen sind gleich viel wert. Das heißt für mich Toleranz." Mats, 9 Jahre

Unser Glaube Nie wieder ist jetzt

Die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop, eine städtische katholische Bekenntnisgrundschule, hat ein beeindruckendes Toleranzprojekt auf die Beine gestellt – politische Bildung in der vierten Klasse funktioniert!

Unser Glaube Zeugnis einer großen Aufbruchsstimmung

Erzbistumskalender 2024: Durch Bergsenkungen ist die Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd um einen Meter in Schieflage
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit