logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower

„Bei der Institution Kirche treffe ich oft auf hochsensibilisierte und nachdenkliche Menschen“

Themenspecial „Mutmacher“: Meike Fabian – Supervisorin, Organisationsberaterin und Coach.

Themenspecial „Mutmacher“: Meike Fabian – Supervisorin, Organisationsberaterin und Coach

„Da ich selbst einen Zugang zur Spiritualität habe und kirchlich-religiös aufgewachsen bin, arbeite ich gern für die Kirche. Ich weiß, dass Glauben und Spiritualität wichtig sind. Ich weiß auch, dass die Institution Kirche gerade viel zu bewältigen hat. Es sind Veränderungen nötig. Aber es bleibt eine schwere Aufgabe“, blickt Meike Fabian mit viel Respekt von außen auf die aktuelle Situation der Kirche. Die Detmolderin gehört zum externen „Berater-Pool“ des Erzbistums Paderborn und ist als Organisationsberaterin, Coach und Supervisorin tätig.

Wer findet den Weg zu ihr?

„Da gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie Menschen oder Organisationen zu mir finden. Meist jedoch auf Empfehlung“, erklärt die gebürtige Hamburgerin, die vor zwei Jahrzehnten nach Ostwestfalen-Lippe gekommen ist und sich in Detmold mit Mann und zwei erwachsenen Kindern sehr wohl fühlt. Nach dem Studium der Diplom-Pädagogik in Hamburg und mehrjähriger Tätigkeit als Pädagogin in psychosozialen Beratungsstellen und in der Erwachsenenbildung, arbeitete Meike Fabian als selbstständige Trainerin und Beraterin (ab 2004) und als zertifizierte Supervisorin und Coach (ab 2007).

Seit 2011 gehört sie dem Team des Ausbildungsinstitutes für Supervision (FIS) an, das DGSv-zertifizierte Supervisionsausbildung konzipiert und durchführt. Sie ist DGSv-Lehrsupervisorin, ausbildungsberechtigte Trainerin für Gruppendynamik und war einige Jahre geschäftsführende Gesellschafterin der Akademie für Führungs- und Beratungskompetenz.

Dreieckskontrakt wirksamer

„Wenn sich große Organisationen melden, dann läuft der Kontakt in der Regel über die Personalabteilung oder Führungskräfte. Aber es gibt auch Selbstzahler, die sich ohne Wissen der Organisation bei mir melden“, umschreibt Meike Fabian ihr Klientel: „Beides hat seine Berechtigung und kann helfen. Bei Konflikten zwischen Mitarbeitern und Führungskräften ist ein Dreieckskontrakt jedoch wirksamer. Denn dann könne ein Blick auf die beiderseitige Sicht einer Problembeschreibung schon das erste Thema sein.“

Floskeln wie „Das schaffen Sie!“ würden in der Beratung nicht ausreichen, weiß Meike Fabian, dass Entlastung und Verstehen Zielsetzungen sein müssen. Erst dann sei Nachhaltigkeit gegeben. Sie präferiert eine Beratung im Dreier-Verhältnis, wo  Organisation, Beschäftigte und Beratung vertreten seien. „Denn eigentlich wollen alle, dass es ihnen besser geht“, so Meike Fabian, und somit lässt sich die Erwartungshaltung auf drei wesentliche Punkte definieren: Freude an der Arbeit, fachlicher Rat und verstehen, was in der Organisation passiert.

Was bietet sie  den Ratsuchenden?

„Meine Arbeit ist von Respekt, Offenheit und Wertschätzung getragen. Eine vertrauensvolle und auch entspannte Arbeitsatmosphäre ist für mich die Voraussetzung für gesunde und nachhaltige Entwicklungsprozesse in Organisationen und in Teams, Gruppen und Einzelpersonen. Wer mit mir arbeitet, lässt sich auf einen lebendigen und kreativen Prozess ein, der die Individualität des Einzelnen berücksichtigt und von Lust an persönlicher Entwicklung getragen ist“, beschreibt Meike Fabian die Beratungsatmosphäre.

Arbeitsschwerpunkte sind: Organisationsentwicklung insbesondere im Rahmen von Veränderungsprozessen, Führungskräfte-Coaching und Sparringspartner zum Vor- und Nachdenken für Entscheider, Teamentwicklung, Fall – und Gruppensupervision, Fortbildungen und Seminare für Professionals und Ehrenamtliche, gruppendynamische Trainings, Moderation von Strategie-Klausuren und Großgruppen.

„Menschen, die über Überlastung am Arbeitsplatz klagen, seien ein großes Thema in der Beratung“, so Fabian. Gerade in sozialen und gesundheitlichen Bereichen hätten die Belastungen stark zugenommen. Aber die Bereitschaft, sich Hilfe zu holen, sei auch größer geworden. „Es dürfen keine Fehler passieren und somit hat die Belastung zugenommen, weil z.B. in der Jugendhilfe Kinder und Jugendliche herausfordernder geworden sind.“ Auch Frauen und Männer aus Bereichen wie Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, Behörden sowie der Kultur- und Medienbranche suchen nach Unterstützung. Dabei spielten Geschlecht und Alter keine Rolle. „Von jungen Teams bis zu Mitarbeitenden, die kurz vor der Rente stehen.“

Worauf sollten Menschen achten, die nach einer Supervision suchen?

Der berufliche Kontext sollte gegeben sein.  „Ich empfehle eine Supervision mit einem Berater oder Beraterin mit DGSv-Zertifizierung“, so Meike Fabian, die auch auf Referenzen und Empfehlungen blicken würde. „Aber nach der ersten Sitzung ist es auch ganz wichtig, das eigene Gefühl zu fragen, ob die Chemie stimmt.“

Eine Beratung sollte fünf Schwerpunkte haben:

  • Verstehen der Situation
  • Den Ist-Zustand der Situation aus Sicht aller Beteiligten klären
  • Geschichte verstehen
  • Gefühlssituationen klären
  • Aufgrund der ersten vier Punkte Ideen und Strategien gemeinsam erarbeiten. Diese dann erproben und immer wieder kontrollieren.

Da müsse man auch an sich selbst arbeiten und nicht auf eine Lösung mit irgendwelchen Tools hoffen, so die erfahrene Supervisorin: „ Der Wunsch, selbst etwas ändern zu wollen, ist eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit von Supervision.“ Es sei auf jeden Fall ein Reifeprozess.

Wie ist der Blick des Arbeitgebers auf den Ratsuchenden?

„Hilfe holen ist eine riesige Kompetenz. Dies schätzen auch die meisten Organisationen“, berichtet Meike Fabian aus dem Erfahrungsschatz. Die Zeiten, dass Rat suchen als Makel gesehen wurde, gehört eigentlich der Vergangenheit an. Aber man müsse wissen, dass Supervision erst gut laufen könne und es dann auch mal Rückfälle gäbe. Keine Kurve zeige nur steil nach oben. „Wenn der Klient das spürt oder akzeptiert ist das hochachtungsvoll und ehrt ihn.“

Wie kann Supervision Mut machen?

Wer sich beraten lässt, hat in der Regel Fragen oder Probleme, die er nicht allein lösen kann, sonst würde er es ja allein geschafft haben. In der Beratung wird zunächst einmal ein Verständnis für die Situation entwickelt  und der Blickwinkel erweitert. Oft sehe ich nur einen kleinen Teil des Gesamtproblems. Fragen können da sein: Wer ist beteiligt? Warum verhalten sich die Beteiligten so?  Welche unterschiedlichen Bedürfnisse prallen aufeinander? Allein  das Verstehen der Situation sorgt schon für erste Befreiung. Im nächsten Schritt werden Handlungsoptionen ausgelotet. Mut und Kompetenz entwickelt sich dadurch, dass ich Wege gehe, die notwendig sind. Das kann sein, dass ich wichtige Gespräche, die ich lange vor mir hergeschoben habe, nun endlich führe, oder dass ich erkenne, dass bestimmte Umstände unveränderbar sind und akzeptiert werden müssen. Mut entwickelt sich in den seltensten Fällen durch Floskeln, wie „das wird schon…!“ oder durch das Ignorieren der Angst.  Mut entwickelt sich durch das beschreiten notwendiger nächster Schritte trotz der Angst und das Erleben, dass manche Dinge in anderem Licht betrachtet viel besser zu ertragen sind. Dann  erlebe ich mich selbstwirksam und fühle mich nicht mehr ausgeliefert. Dabei kann Supervision enorm helfen.

Gibt es Besonderheiten in der Zusammenarbeit mit der Institution Kirche?

„Frauen und Männer, die bei der Institution Kirche arbeiten, identifizieren sich oft sehr stark damit. Ich treffe dort hochsensibilisierte und nachdenkliche Menschen an, die trotz der aktuellen Herausforderungen gute Arbeit machen und sich mehr Zeit für Reflektion nehmen. Das schätze ich sehr. Manche stecken aber auch im Zwiespalt, dass sie die Nähe zu Gott fühlen und suchen, aber daran verzweifeln, was die Institution mit ihnen macht oder ihnen zumutet. Da erlebe ich Mitarbeitende, die sich daran die Zähne ausbeißen. Ich habe Respekt vor den Mitarbeitenden und der Institution Kirche, aber ich verstehe auch Empörung und Not. Den Veränderungswunsch erlebe ich bei allen.“

Weitere Inhalte des Themenspecials "Mutmacher"

Porträt Schäfer Andreas Eisenbarth mit seinen Lämmern © Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 18. April 2024

„Schafe hüten macht nicht reich, aber sehr zufrieden“

Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
© Barbara Vielhaber-Hitzegrad / Grundschule Dinschede
Unser Glaube | 17. April 2024

Nie wieder ist jetzt

Die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop, eine städtische katholische Bekenntnisgrundschule, hat ein beeindruckendes Toleranzprojekt auf die Beine gestellt – politische Bildung in der vierten Klasse funktioniert!
Außenansicht der Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd
Unser Glaube | 16. April 2024

Zeugnis einer großen Aufbruchsstimmung

Erzbistumskalender 2024: Durch Bergsenkungen ist die Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd um einen Meter in Schieflage
Woche für das Leben 2024 © Vitalii Vodolazskyi / Shutterstock.com
Unser Glaube | 12. April 2024

Christliche Initiative: Woche für das Leben

Bei der „Woche für das Leben“ 2024 stehen junge Menschen mit Behinderung im Fokus. Was braucht es im kirchlichen Kontext, dass Inklusion und echtes Miteinander gelingen können?
Luca Campos liebt es zu zeichnen und zu malen © Markus Nowak
Unser Glaube | 09. April 2024

„Das Leben ohne LEO wäre einsam“

Das Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO ist ein Ort für Familien mit schwerkranken Kindern und Jugendlichen
Missale (Messbuch) 16. Jahrhundert, Liturgie Ostersonntag © Cornelius Stiegemann / Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 08. April 2024

Ostern – ein Fest mit einheitlichem Datum?

Jedes Jahr im Frühling feiern wir mit dem Osterfest die Auferstehung Jesu. Der Tag variiert, die weltlichen Traditionen und die kirchlichen Feiern wiederholen sich jedoch.
Porträt Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz © Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 02. April 2024

Erzbischof Bentz: „Liebe Kinder, löchert eure Eltern mit Fragen!“

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz erinnert sich an seine eigene Erstkommunion und spricht darüber, wie der Glaube auch heute im Leben von Kindern und Jugendlichen wachsen kann.
© Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 02. April 2024

Grund Nr. 826: Ich sehe dich. GOTT

Initiative 1000 gute Gründe: 12 gute Gründe für das Jahr 2024 – April
Innenansicht der Fahrradkirche in Fröndenberg-Westick © Besim Mazhiqi
Unser Glaube | 01. April 2024

Den inneren wie den äußeren Akku aufladen!

Erzbistumskalender 2024: St. Josef in Fröndenberg-Westick ist ein Musterbeispiel für die gelungene Revitalisierung einer Kirche und zugleich ein Zeichen der Verkehrswende
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz nimmt zu Ostern Bezug zum Osterlamm. © Till Kupitz / Erzbistum Paderborn
Unser Glaube | 30. März 2024

Oster-Impuls des Erzbischofs

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz richtet sich an die Gläubigen im Erzbistum Paderborn und darüber hinaus. Sein Impuls handelt vom Osterlamm, das Jesus Christus und den Frieden symbolisiert.

Weitere Einträge

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Schäfer Andreas Eisenbarth (Schäferei Bethel) und seine Lämmer

Unser Glaube „Schafe hüten macht nicht reich, aber sehr zufrieden“

Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
© Barbara Vielhaber-Hitzegrad / Grundschule Dinschede
"Ich finde, dass Toleranz bedeutet, dass man einen anderen Menschen so akzeptiert, wie er ist. Er kann eine andere Meinung haben oder anders aussehen. Alle Menschen sind gleich viel wert. Das heißt für mich Toleranz." Mats, 9 Jahre

Unser Glaube Nie wieder ist jetzt

Die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop, eine städtische katholische Bekenntnisgrundschule, hat ein beeindruckendes Toleranzprojekt auf die Beine gestellt – politische Bildung in der vierten Klasse funktioniert!

Unser Glaube Zeugnis einer großen Aufbruchsstimmung

Erzbistumskalender 2024: Durch Bergsenkungen ist die Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd um einen Meter in Schieflage
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit