In seiner Predigt in der Pfarr- und Wallfahrtskirche bekräftigte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, ein Mensch brauche Orte, an denen er Zuflucht finde, Orte, die er in seinem persönlichen Alltag nicht habe, die anders seien als der Alltag, Orte, an die er gehen könne, wenn das Leben, der Alltag zur Herausforderung werde. „Ein Wallfahrtsort ist ein solcher Ort, an dem man sein kann und an dem der übliche alltägliche Zwang und die übliche alltägliche Gesetzmäßigkeit außer Kraft gesetzt sind, weil hier eine andere Kraft zum Tragen kommt“, erläuterte der Paderborner Erzbischof. Für einen gläubigen Menschen, für Sinnsucher, für denjenigen, der nicht abgestumpft sei und nicht den Bezug zum innerlichen Menschen verloren habe, seien solche Orte „Kraftorte der Innerlichkeit“! Wallfahrtsorte seien Orte, an denen vorläufig, punktuell aber konkret Reich Gottes erfahren werden könne, wo sich Gott mit seinem Evangelium offenbare.
Lebendige Kraftorte
Die Kirche werde nicht überleben durch neue Strukturen und andere Weisen der Institutionalisierung, vertiefte der Paderborner Erzbischof. Vielmehr brauche die Kirche Kraftzentren des Gebetes. Wallfahrtsorte als geistliche Kraftorte seien ein Geschenk „und wir haben Verantwortung, diese Orte zu erhalten, neue Orte zu erschließen, mit Leben zu füllen“, forderte Erzbischof Dr. Bentz. Der Paderborner Erzbischof dankte jenen Menschen, die sich – wie in Verne – mühen, dass Wallfahrtsorte lebendige Kraftorte sein können. „In den künftigen Veränderungen werden verlässliche Orte, Bistumsorte, Orte mit Kraft eine besondere Rolle spielen“, zeigte sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz gewiss. Denn Glauben bleibe nicht innerlich, Glaube äußere sich sinnlich, konkret, Glaube und Christsein müsse sich verorten. „So lange Menschen ihr Leben vor Gott tragen, so lange gibt es Orte, an den Menschen beten und ihren Glauben feiern. Sie sind lebendige Kraftorte, Orte der Innerlichkeit, an denen Gott erfahren wird.“