Begleitung von Menschen in besonderen Situationen
Den Auftrag Jesu „Gehet zu den Menschen“ nimmt Pastor Georg Kaniyamthara sehr ernst. Als Kur- und Klinikseelsorger in Bad Oeynhausen sucht er aktiv den Kontakt zu den Menschen, die im Kurort am Südhang des Wiehengebirges Erholung suchen oder ihren Reha-Maßnahmen nachgehen. Um den Menschen nahe zu sein, hat er eine Wohnung mitten in der Fußgängerzone bezogen „Für mich ist es eine wichtige kirchliche Aufgabe, Menschen in dieser besonderen Lebenssituation zu begleiten“, so Kaniyamthara.
Krankenbesuche waren für Pastor Kaniyamthare schon immer eine Selbstverständlichkeit im pastoralen Dienst. Die ausschließliche Seelsorge für Kur- und Rehapatienten war für ihn vor drei Jahren persönliches Neuland. „Ich habe es gern angenommen und fühle mich dabei sehr wohl“, geht Kaniyamthare in der Aufgabe auf. Sein Leitbild stammt aus der berühmten Rede Jesu vom Weltgericht: „Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen“ (Mt 25).
Präsenz in drei Kliniken
„Wer es einmal erlebt hat, weiß, dass man sich in schweren Lebenssituationen schnell allein und verlassen fühlt. Erst recht, wenn man durch eine Erkrankung aus dem häuslichen Umfeld herausgerissen ist und ins Krankenhaus oder eine Kur muss. Als Kur- und Reha-Seelsorger besuche ich die Patienten in den Kliniken, biete ihnen Gespräche und Hilfe an und feiere natürlich mit ihnen auch Gottesdienste und Andachten“, umschreibt Pastor Kaniyamthara seine Aufgaben.
Berolina- und Maternus-Klinik sowie die Klinik am Osterbach hat er aus den insgesamt 10 Kliniken im Kurort ausgesucht, um dort auch einmal wöchentlich in jeder Klinik Sprechstunden anzubieten. „Hier habe ich auch ein Büro, weil ich keine Besuche auf den Zimmern machen darf – im Gegensatz zu einem Krankenhaus.“ Die anderen Einrichtungen seien mit evangelischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern besetzt, erläutert der Kurseelsorger die Auswahl.
Von Gottesdiensten über Gespräche bis zur Meditation
Ein Blick in den Terminkalender zeigt, dass Georg Kaniyamthara eine ausgefüllte Woche hat: jeden Dienstag (18.30 Uhr) und Freitag (16 Uhr) Heilige Messe für Kur- und Reha-Patienten gemeinsam mit der Gemeinde in der Pfarrkirche, donnerstags (16 Uhr) das Angebot einer Meditation mit anschließendem Gespräch und Beichtangebot, freitags (9 Uhr) kurze Andacht in der Kapelle der Johanniter Ordenshäuser, samstags (7 Uhr) christliche Yoga-Meditation für Kurgäste und Gemeindemitglieder und mittwochs auch für Mitarbeitende der Reha-Kliniken. Ein Tag in der Woche, so ergänzt der Pastor, sei für Besuche der Kurenden auf Anfrage der Klinik reserviert.
Meditation und Yoga gehört zum Alltag von Kaniyamthara, der die Körperübungen selbst liebt und empfiehlt, um den Menschen zur Ruhe zu bringen. Yoga allein sei aber nicht das Ziel, sondern in die Meditation bringe er christliche Botschaften ein.
„Jesus erzählt den Menschen von einem Gott, der freundlich auf uns Menschen schaut, und sagt zu denen mit Kummer: ‚Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken‘. Diese Einladung trägt auch mich bei meinem Dienst in den Kliniken“, freut sich Georg Kaniyamthara über die Erfahrung, dass er in der seelsorgerischen Begleitung und Begegnung manche Schmerzen und Sorgen lindern konnte.
Unterschiedliche Menschen – eine Gemeinsamkeit
Der Kurseelsorger geht gern auf die Menschen zu, scheut keinen Kontakt, die Kurgäste mal im Kurpark anzusprechen. Klinikseelsorge verstehe sich als Gesprächsangebot, das Raum öffne, die augenblicklichen Gefühle, Wünsche, Ängste und Hoffnungen zu ergründen und zu teilen. Die Frauen und Männer seien aufgrund der unterschiedlichen Heilanzeigen in Bad Oeynhausen vom Krankheitsbild und Alter sehr verschieden. „Sie haben doch alle gemeinsam, dass sie drei Wochen – höchstens sechs – meistens allein hier sind und wenig Besuch erhalten Es beginnt für viele ein neuer Lebensabschnitt nach einer Krankheit; eine Veränderung, über die sie hier auch viel Zeit haben nachzudenken.“
Das ist für Pastor Georg Kaniyamthara gelebte Seelsorge: zuhören können, jemanden zu Wort kommen lassen. Offen für alle Themen zu sein, ob Alltägliches, Persönliches, Existenzielles, ob Freud, ob Leid, über Sterben und Tod. „Jemanden zu haben, der Anteil nimmt und Interesse an mir hat. Seelsorge steht als fachlicher Dienst allen zur Verfügung, ungeachtet der Konfession oder religiösen Einstellung. Wichtig ist es, dass die Begegnungen von Offenheit, Sorgfalt und Respekt geprägt sind.“