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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi

Erinnerung ist Heil, Vergessen ist Verderben

Erzbistumskalender 2024: Die Licht-Blick-Kirche St. Jodokus in Wewelsburg erhellt die Seelen der Menschen

Die Wewelsburg bei Büren ist ein historisch schwer belasteter Ort. Das zeigen die automatisch vervollständigten Suchanfragen auf Google. Die vom Algorithmus vorgeschlagenen Begriffe im Zusammenhang mit Wewelsburg lauten: Castle, SS, Schwarze Sonne, Okkultismus, Jugendherberge, Hakenkreuz.

Ein paar Klicks weiter gibt es die historischen Fakten: Die zwischen 1603 und 1609 an der Stelle einer Burg aus dem Mittelalter errichtete Schlossanlage der Fürstbischöfe von Paderborn wurde im Nationalsozialismus zu einer SS-Burg umgebaut. Nach dem Wunsch Heinrich Himmlers sollte die Burg das weltanschauliche Zentrum der SS sein, eine Kult- und Weihestätte der nationalsozialistischen Elite. Die Pläne waren gigantisch. Himmler hatte vor, den gesamten Ort Wewelsburg umzusiedeln und um das alte Schloss herum auf fast einem Quadratkilometer eine neue Burg aus dem Boden zu stampfen. Zur Umsetzung kam der Plan glücklicherweise nicht, nur die Kernanlage wurde nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten umgebaut. Dabei entstand im „Obergruppenführersaal“ das Bodenornament einer „Schwarzen Sonne“ aus drei übereinandergelegten Hakenkreuzen.

Bei der Realisierung ihres Bauvorhabens setzten die Nationalsozialisten KZ-Häftlinge ein und errichteten dazu am Ortsrand von Büren-Wewelsburg das Konzentrationslager Niederhagen. Das Ziel lautete Vernichtung durch Arbeit. Viele Häftlinge starben an Unterernährung und Krankheiten oder wurden zu Tode geprügelt.

Ein Ort zum Verarbeiten

Viel fundierter als im Internet ist das Geschehen in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg dokumentiert. Jedes Jahr besuchen mehr als 100.000 Menschen die Ausstellung. „Damit rückt auch St. Jodokus in den Blickpunkt“, erklärt Pastor Ralf Scheele. „Unsere Kirche liegt nur wenige Meter neben der Burg, und durch die Gedenkstätte sind wir die vielleicht am häufigsten besuchte Dorfkirche im Erzbistum.“ Manche Menschen, so Scheele weiter, kämen nach dem Rundgang durch die Ausstellung aus kunsthistorischem Interesse in das Gotteshaus. Andere wollten die Nähe Gottes spüren. Die meisten aber bräuchten einen Ort, um das in der Gedenkstätte Gezeigte zu verarbeiten.

Noch vor wenigen Jahren war die Kirche St. Jodokus als Gemeindekirche wenig für diesen Zulauf eingerichtet. Außerhalb der Gottesdienstzeiten verhinderte sogar ein Gitter das Betreten der Kirche. „Dadurch entging uns die Chance, einen Raum zu schaffen, der als Gegenpol zum Nazi-Bau den Menschen wahres Heil verspricht“, sagt Ralf Scheele. Aber wie sollte diese Kirche umgestaltet werden? Ein Jahr seiner praktischen Priesterausbildung hatte Scheele in Kanada zugebracht, wo er andere Formen der Pastoral kennenlernen konnte. Auch dank dieser Erfahrungen wurde er die treibende Kraft hinter dem Vorhaben, St. Jodokus zu einer Licht-Blick-Kirche umzugestalten.

Mit Förderung des Erzbistums Paderborn und ehrenamtlicher Mitarbeit vieler Fachleute konnte der Priester sein Ziel erreichen. Seit dem Jahr 2020 erhellen 40 computergesteuerte LED-Strahler die Kirche, die nun täglich von 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet ist. Die Illumination ist Teil eines Gesamtkonzepts aus Licht, Musik und professionell eingesprochenen Texten. Über 150 Licht-Blicke hat Pastor Scheele mit seinem Team realisiert, ständig kommen neue dazu. Wie das Gästebuch zeigt, fällt die Resonanz positiv bis überschwänglich aus. Ein Eintrag gefällt Scheele durch seine Knappheit besonders: „Dieser Ort hat mir Seelenfrieden gegeben.“

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© Besim Mazhiqi

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