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Erzbistum Paderborn
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Warum Kirche aus sich herausgehen muss

Editorial zum Themenspecial „Zweifel und Vertrauen“

Die katholische Kirche in Deutschland schrumpft. Jahr für Jahr gab es zuletzt Rekorde bei den Austrittszahlen. Und auch 2021 scheinen diese auf einen neuen Höhepunkt zuzusteuern.

Die Gründe dafür sind bekannt. Vor allem der Missbrauchsskandal hat die Kirche in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise geführt. Große Reformen bleiben aus. Zudem nehmen Glaubenswissen und auch Vertrautheit mit kirchlichen Traditionen immer weiter ab, weswegen das „Angebot“ der Kirche für immer weniger Menschen wichtig ist. Viele brauchen Gott und Kirche schlicht und ergreifend nicht.

Dieser Trend ist gut bekannt. Schon das Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn hat 2014 festgestellt, dass es nichts bringt, (vermeintlich) besseren Zeiten hinterher zu trauern. Stattdessen geht es darum, die Gegenwart anzunehmen und zu handeln.

Glaubwürdigkeitsverlust und der Umgang damit

Als wir im Team Redaktion überlegt haben, wie wir dieses große Thema aufgreifen könnten, kam uns die Idee, genauer auf die Zweifel zu schauen, die Menschen mit Blick auf Glaube und Kirche empfinden. Daraus wurde das Themenspecial „Zweifel und Vertrauen“.

Im ersten Teil dieses Specials schauen wir darauf, was Menschen dazu bewegt, an Gott, Glaube oder Kirche zu zweifeln. Wir fragen auch, wie das genau aussieht. Dabei soll natürlich der Vertrauensverlust aufgrund kirchlicher Skandale eine Rolle spielen sowie die „Urfrage“ aller Glaubenszweifel: Wo ist Gott im Leid? Wir erkunden außerdem, ob Zweifel zum Glauben nicht dazugehören. Wie sich das heute vorherrschende wissenschaftliche Weltbild und Glaube miteinander vertragen, ist Thema eines weiteren Beitrags.

Allerdings wollen wir dabei nicht stehen bleiben. In einem zweiten Teil sollen deshalb die Folgen des gegenwärtigen Glaubwürdigkeitsverlustes der Kirche im Mittelpunkt stehen sowie Möglichkeiten, wie die Kirche damit umgehen kann. Wir stellen die Frage, wo und warum die Kirche trotz allem attraktiv ist und stellen Orte und Projekte vor, die in der Pastoral neue Wege gehen. Wir sprechen mit Menschen, die über einen Austritt oder einen Wiedereintritt nachdenken. Außerdem fragen wir, was jeder einzelne Gläubige aus seiner Taufberufung heraus zu einer glaubwürdigeren Kirche beitragen kann.

Die Notwendigkeit einer pastoralen Umkehr

Mit diesen Beiträgen begleiten wir den Diözesanen Weg 2030+, den das Erzbistum im November 2020 gestartet hat. Die Verantwortlichen dieses Weges sind überzeugt: Es wird eine grundsätzliche pastorale Umkehr nötig sein, um zukunftsfähig zu werden, um die Zweifel der Menschen ernst zu nehmen und die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche zu bewältigen. Es ist zu vermuten, dass diese Krise die katholische Kirche vielerorts in neues, unbekanntes Terrain führen wird.

Monsignore Dr. Michael Bredeck, Leiter des Bereichs Pastorale Dienste, hat in einem Interview beschrieben, was pastorale Umkehr bedeutet: „Je weniger Menschen von sich aus die Kirche aufsuchen, umso mehr müssen wir innerhalb der Kirche bereit und fähig sein, den Kontakt außerhalb unserer gewohnten Möglichkeiten zu suchen. Dazu werden wir möglichst viele Orte, Gelegenheiten und Wege nutzen müssen, um als Christen mit dem Evangelium in einer sehr pluralen Gesellschaft präsent zu sein.“

Folgt man diesen Worten, sind Kirchengemeinden und andere Einrichtungen dazu aufgerufen, noch stärker als bisher „aus sich heraus zu gehen“ – an Orte und zu Menschen, die nicht kirchlich geprägt sind und die zunächst nicht nach dem Evangelium fragen. Das bedeutet Freundschaft zu suchen und zu pflegen mit Menschen jenseits der binnenkirchlichen Kreise. Das kann zum Beispiel bedeuten, mit säkularen Kulturanbietern, Bildungseinrichtungen und anderen gesellschaftlichen Akteuren gemeinsame Anliegen zu entdecken und zusammenzuarbeiten.

An erster Stelle stehen dann nicht mehr die eigene Gemeinde, die eigene Gruppe, die eigenen liebgewonnenen Institutionen. An erster Stelle steht vielmehr der Glaube an Jesus Christus und die Frage, wie Evangelium und Glaube so ins Spiel gebracht werden können, dass sie für Menschen erstmals oder wieder attraktiv sind. Hier ist viel Kreativität gefragt – und sicher auch viel Mut, aus der eigenen Blase herauszukommen, in der man ‚unter sich‘ ist.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

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