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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Unter einem Dach mit Gott wohnen!

St. Marien in Adorf ist eine typische Diaspora-Kirche im Waldeckischen – und Glaubensheimat für Menschen, denen hier ein Neubeginn gelang

Warm strahlt das Licht hinaus in die klare, kalte Winternacht und lässt die Dorfkirche in Adorf, einem Ortsteil der nordhessischen Gemeinde Diemelsee, heimelig wirken. Den Menschen ein Gefühl von Heimat, von Wärme und Geborgenheit zu spenden, das kommt dem ursprünglichen Zweck von St. Marien sehr nahe. Erbaut wurde die Kirche im Jahr 1950, und notwendig geworden war ihr Bau, weil nach dem Zweiten Weltkrieg viele katholische Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten ins ursprünglich protestantische Waldeckische kamen. Ringsum bauten die Neuankömmlinge in Adorf ihre typischen Siedlungshäuschen und benannten die Straßen nach der alten Heimat: Sudetenstraße, Schlesische Straße, Ostpreußenstraße. Ihre Kirche aber bildete die räumliche und geistliche Mitte der neuen Siedlung.

Ankommen, neue Wurzeln schlagen, eine Existenz aufbauen, das ist auch Walter Wistuba gelungen. Er kam ebenfalls aus Oberschlesien nach Adorf, allerdings zwei Generationen nach den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen der direkten Nachkriegszeit. Als 1990 der Eiserne Vorhang fiel, packte er als junger Mann das Nötigste zusammen, verabschiedete sich von seinen Lieben und ging in den Westen. Eine Anstellung fand er in Brilon als Maschinenführer in einem Metallbetrieb, seinem ersten Arbeitgeber hält er seither die Treue. Wurzeln aber schlug er in Adorf – und mit ihm viele weitere Deutschstämmige, die zeitgleich mit ihm aus Polen und vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland auswanderten.

Gott im Herzen

Mit seiner Kirche St. Marien verbindet Walter Wistuba viel, sie ist ihm buchstäblich zum Lebensort geworden. Gut zehn Jahre lang bewohnten er und seine Frau als Küsterehepaar das zur Küsterwohnung umfunktionierte, direkt an die Kirche angebaute Pfarrhaus. Erst als dann die Kinder kamen und die Wohnung zu klein wurde, kaufte sich die Familie ein eigenes Haus. Wie das so ist, mit Gott unter einem Dach zu leben? Walter Wistuba lacht: „Das ist doch nichts Besonderes! Wenn wir Christenmenschen unseren Gott in unserem Herzen tragen, leben wir alle mit ihm in einem Haus.“ Auch wenn Wistuba die Gottesnähe seiner früheren Wohnstätte herunterspielt, erinnert er sich gern an seine Zeit im Pfarrhaus. Er war jung, voller Tatendrang, und sein Glauben war ihm eine Stütze.

Auch nach seinem Umzug in ein eigenes Heim und seinem Ausscheiden aus dem Amt des Küsters blieb er seiner Kirche St. Marien treu und ein fleißiger Kirchgänger. Als seine Nachfolger im Küsteramt aufgaben, ließen er und seine Ehefrau sich dazu breitschlagen, die Aufgabe vertretungsweise noch einmal zu übernehmen. Die Vertretungszeit währt mittlerweile über ein Jahrzehnt, ein Ende ist nicht absehbar.

Walter Wistuba ist damit zufrieden. Im Winter sieht man ihn beim Schneeräumen, im Januar sammelt er die Hinterlassenschaften des Silvesterfeuerwerks auf, im Sommer mäht er den Rasen und besorgt den Heckenschnitt. Beinahe täglich ist er in und um St. Marien beschäftigt. Besonders herausgeputzt wird die Kirche zu den zwei Sonntagsgottesdiensten, die monatlich in der kleinen Gemeinde stattfinden. An den anderen Sonntagen fährt Walter Wistuba mit seiner Familie in die umliegenden Gemeinden. „Ein Sonntag ohne Kirche ist kein Sonntag“, sagt er schlicht. Die anderen Kirchen, die er besucht, mögen älter, reicher ausgestattet und baugeschichtlich wertvoller sein als St. Marien, die Dorfkirche aus der Nachkriegszeit. Heimeliger aber ist keine.

St. Marien in Adorf

Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Ort.

Das Kalenderbild

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