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Erzbistum Paderborn
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Großer Dank zum Ende einer Ära. Schwestern der Christlichen Liebe beenden ihren Dienst für den Erzbischof von Paderborn.© Benjamin Krysmann / Erzbistum Paderborn

Großer Dank zum Ende einer Ära

Schwestern der Christlichen Liebe beenden ihren Dienst für den Erzbischof von Paderborn

Sie arbeiten eher im Hintergrund, sind bescheiden und drängen sich nicht auf: die Schwestern der Christlichen Liebe. Und doch ist ihr Dienst an ganz verschiedenen Stellen für die Menschen in ihrem Umfeld von unschätzbarem Wert. Seit über 80 Jahren bereicherten ihr Einsatz, ihre Zuwendung und Sorge auch das Leben im Paderborner Bischofshaus. Nun stellen die Ordensfrauen mit der Emeritierung von Erzbischof Hans-Josef Becker ihren Dienst für den Erzbischof von Paderborn ein.

Es ist das Ende einer Ära: 1860 bat der damalige Bischof von Paderborn, Konrad Martin, die Ordensgründerin Pauline von Mallinckrodt, Schwestern ihrer Kongregation zur Unterstützung in die Priesterausbildung zu entsenden. Kurz darauf nahmen Schwestern der Christlichen Liebe den Dienst im Paderborner Theologenkonvikt auf – zunächst noch in der Heiersburg, dann im Collegium Leoninum. Damit war die enge Beziehung zwischen den „Mallinckrodt-Schwestern“ und dem Bischöflichen Stuhl zu Paderborn besiegelt. Der aufkommende Kulturkampf zwischen den Preußen und den deutschen Katholiken festigte diese Verbundenheit noch.

1941 begann dann auf Bitten des damals neuen Erzbischofs Lorenz Jaeger als Nachfolger von Erzbischof Caspar Klein der Dienst der Ordensfrauen auch im Bischofshaus, zunächst als eigener, dem Mutterhaus unterstellter Konvent. Von nun an bildeten Schwestern der Christlichen Liebe und der Paderborner Erzbischof auch am Kamp 38 im früher so genannten „Erzbischöflichen Palais“, dem ehemaligen Stadthaus des Klosters Dalheim, eine weitere starke Verbindung in Form einer besonderen Hausgemeinschaft.

Schwestern hinterlassen eine Lücke

Wie viele Schwestern es insgesamt waren, die ihren Dienst im Bischofshaus geleistet haben, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wie die Regionaloberin Schwester Angelika Blochwitz rückblickend erklärt. Fest steht: Es waren zahlreiche Ordensfrauen. „Im Bischofshaus waren es immer zwei Schwestern, zwischenzeitlich auch mal drei. Ab 1955 war es kein selbstständiger Konvent mehr, die Schwestern gehörten mal zum Leokonvikt bzw. Priesterseminar, mal zum Mutterhaus.“

Der emeritierte Erzbischof Hans-Josef Becker ist den Schwestern für die verschiedenen Dienste dankbar, besonders auch für die, die er persönlich erfahren durfte – als Priesteramtskandidat im Leokonvikt und im Priesterseminar und dann nahezu 20 Jahre lang im Bischofshaus. „Wenn die Schwestern ihren Dienst nicht mehr tun, dann hinterlässt das in jedem Fall eine wirkliche Lücke.“ „Sie werden nicht nur mir fehlen“, ist sich Erzbischof em. Becker sicher, „auch wenn natürlich noch ungewiss ist, wie der neue Erzbischof einmal das Bischofshaus nutzen und organisieren wird. Es wird sich eine neue Form von Gemeinschaft bilden müssen.“

Den modernen Begriff der „WG“ hält Erzbischof em. Becker für „gar nicht so verkehrt“ – für das, was er und die Schwestern der Christlichen Liebe in den beiden Jahrzehnten im Bischofshaus gelebt haben. „Es war eine Wohngemeinschaft im echten Sinn“, sagt Erzbischof em. Becker nicht nur in Hinblick auf die Gemeinschaft mit den letzten beiden Ordensfrauen, Schwester Maria Lioba Florath und Schwester Gertrude Schroth. Für den emeritierten Paderborner Erzbischof war es zudem immer ein Vertrauensverhältnis: „Man konnte sich gegenseitig hundertprozentig aufeinander verlassen.“ Neben den Schwestern gehörten und gehören zur Hausgemeinschaft auch weitere Mitarbeitende, die in ihrer Tätigkeit in besonderer Weise dem Erzbischof zugeordnet sind, nämlich seine Sekretärin, sein Persönlicher Referent, sein Fahrer und die hauswirtschaftlichen Kräfte. „Es war ein völlig unkompliziertes Miteinander. Das hat auch viel mit Diskretion, Respekt und Wertschätzung zu tun“.

„Ein Bischofshaus darf keine Männerwirtschaft sein“

Erzbischof em. Becker betont, dass das keine Selbstverständlichkeit gewesen sei. „Die Schwestern mussten auch mit meinen Eigenheiten zurechtkommen. Und das haben sie auch getan. Es war schon ein sehr privates, gutes Verhältnis“. Dabei habe im Bischofshaus immer „ein Geist von Wohnlichkeit“ geherrscht. Es sei „keine kalte Bude“ gewesen. „Ein Bischofshaus darf keine Männerwirtschaft sein“, bringt es Erzbischof em. Becker auf den Punkt. „Die Schwestern haben das Bischofshaus liebevoll und aufmerksam mit Leben gefüllt“. Jede und jeder im Haus habe einen bestimmten Bereich gehabt und etwas zum Gelingen der Gemeinschaft beigetragen. Die Mitte seien die gemeinsamen Gottesdienste in der Hauskapelle gewesen.

Natürlich war der damalige Erzbischof in seiner Amtszeit im Erzbistum Paderborn und darüber hinaus viel unterwegs. „Dann zu wissen, ich komme in ein bewohntes Haus zurück, das hat etwas mit Wärme, Heimat und Geborgenheit zu tun.“ Das habe für ihn einen hohen Stellenwert. „Ein Haus, in dem man nicht einfach gleichgültig und technisch funktioniert, das ist uns im gemeinsamen täglichen Miteinander gut gelungen, bei aller Herbheit, die auch mit so einem Haus verbunden sein kann.“ Geborgenheit und Wärme seien aber immer da gewesen. „Als Gemeinschaft hatten wir zusammen im Bischofshaus ein echtes Zuhause. Nicht zuletzt dafür bin ich in der Rückschau dankbar.“

Auch Diözesanadministrator dankt Schwestern

Einen großen Dank seitens des Erzbistums Paderborn sagt den Schwestern der Christlichen Liebe für ihren Dienst im Bischofshaus auch Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck. Für ihn ist die Einstellung dieses besonderen Dienstes der Ordensfrauen für den Erzbischof von Paderborn ein „bistumsgeschichtliches und emotional berührendes Ereignis“. Sowohl für die Ordensgemeinschaft als auch für das Erzbistum Paderborn gingen „eine Ära und eine besondere Verbundenheit zu Ende“.

Er danke „vor allem für das vielfältige und prägende Wirken der Schwestern der Christlichen Liebe über weit mehr als einem halben Jahrhundert an diesem Ort“, unterstreicht der derzeitige Leiter des Erzbistums Paderborn. Ein großes Dankeschön sagt er den Schwestern vor allem für „die vielen oft unscheinbaren Dienste, die sonst von außen kaum wahrgenommen werden.“ Das Unscheinbarste sei das Wichtigste, der „Hintergrund für eine gute Atmosphäre“. Für das weitere Wirken der Kongregation wünsche er „auf die Fürsprache der seligen Mutter Pauline Gottes Segen“.

Einen guten Teil dieser besonderen Geschichte zwischen den Schwestern der Christlichen Liebe und dem Erzbischof von Paderborn haben Schwester Gertrude und Schwester Maria Lioba selbst an verschiedenen Stationen miterlebt. Auch sie waren zunächst im Dienst des Erzbischöflichen Theologenkonvikts Leoninum und des Erzbischöflichen Priesterseminars tätig. Viele der späteren Priester haben sie in der Zeit ihrer Ausbildung erlebt. Schließlich folgte auch auf zwischenzeitliche Aufenthalte am Campo Santo Teutonico und am ehemaligen Generalat der Kongregation, der sogenannten „Paulina“ in Rom, der Wechsel ins Paderborner Bischofhaus.

Schwester Gertrude und Schwester Maria Lioba

Schwester Gertrude war zuletzt neun Jahre im Bischofshaus tätig, Schwester Maria Lioba sechs Jahre. „Ich habe für das leibliche Wohl gesorgt“, blickt Schwester Maria Lioba zurück. Dazu gehörten Einkauf und Gästebetreuung, Versorgung und Bewirtung. „Schön war es immer, wenn jemand Namenstag oder Geburtstag hatte. Da wurde unten in der Küche zusammen angestoßen. Der Erzbischof war immer mit dabei. Das trug sehr zur Gemeinschaft bei.“ Auch sonst, selbst bei hohem Besuch oder an besonderen Festtagen, sei es meist „ganz locker und unkompliziert“ zugegangen.

Natürlich habe es nicht immer nur einfache Situationen gegeben. „Ich war bestimmt nicht immer in Hochstimmung“, so Erzbischof em. Becker, „und es gab auch traurige oder schwierige Momente. Die Schwestern waren dafür immer aufmerksam. Sie lebten im Alltag mit einer liebevollen Aufmerksamkeit.“ Zum entspannten Miteinander beigetragen habe, dass es sich um kein Dienstverhältnis gehandelt habe. „Es ging familiär zu“. Zwar habe es grundsätzlich eine klare Trennung zwischen Sekretariat und Haushalt gegeben. „Das war ganz eindeutig und wichtig. Da ging nichts durcheinander“. Dennoch habe jede und jeder „durch die alltägliche, menschliche Nähe Freud und Leid vom anderen mitbekommen und mit ihm geteilt“.

Schwester Gertrude war für die Sakristei, die Wäsche, die Blumen und allgemein für die Ordnung im Haus verantwortlich. „Mit allen im Haus, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, war es eine gute und harmonische Zusammenarbeit“, ist Schwester Gertrude dankbar. Neben den beiden Schwestern waren zwei weitere Frauen in der Führung des Haushalts verantwortlich. „Ich denke immer, wenn man zusammen auch mal lachen kann, dann ist das schon ein gutes Zeichen. Und das haben wir alle zusammen reichlich getan, auch zu besonderen Höhepunkten des Jahres wie bei den Besuchen im Bischofshaus zu Libori“.

Irgendwann kommt der verdiente Ruhestand

Allerdings steht irgendwann für jeden und jede die Frage nach dem Ruhestand an. Dieser Zeitpunkt war mit dem Rücktrittsgesuch von Erzbischof Becker an Papst Franziskus im Juni 2022 gekommen. „Das war der äußere Anlass, die Möglichkeiten in den Blick zu nehmen“, erklärt Regionaloberin Schwester Angelika. Wegen des fehlenden Ordensnachwuchses hätte es keine dauerhafte Perspektive mehr für diesen Dienst im Bischofshaus gegeben. „Dann war klar: Offiziell soll der Dienst mit der Emeritierung von Erzbischof Becker enden. Schwester Gertrude und Schwester Maria Lioba gehen ebenfalls in den Ruhestand“, so die Regionaloberin.

Aufgrund von Personalmangel könnten die Schwestern der Christlichen Liebe sich an der Stelle nicht mehr engagieren. „Wir haben niemanden mehr, der in diesem Bereich einsetzbar wäre“, sagt Regionaloberin Schwester Angelika. Die Hauptaufgabe der Schwestern, die nicht mehr im aktiven Dienst sein können, liege im Gebet für die Welt. Ansonsten richte sich die Ordensgemeinschaft nach den Möglichkeiten der einzelnen Schwestern und ihrer Tätigkeitsbereiche aus. „Nach unseren Kräften setzen wir uns weiterhin an verschiedenen Stellen ein und erfüllen unseren Auftrag.“ Tätigkeitsbereiche heute sind zum Beispiel Obdachlosenhilfe, Seelsorge, geistliche Begleitung und Exerzitien. „Zu- und Hinwendung ist das, was uns Schwestern der Christlichen Liebe ausmacht“.

Auftrag und Tätigkeitsbereiche der „Mallinckrodt-Schwestern“ seien immer „im Licht des Lebenswerkes von Mutter Pauline“ zu sehen. Dazu gehörten die Akzentsetzungen in der Erziehungs- und Bildungsarbeit, besonders in der Zuwendung zu blinden und beeinträchtigten Menschen. „In der Ordensgeschichte sind das Kapitel, die sich jetzt in dieser Zeit verändern“, betont Erzbischof em. Becker. „Wir blicken natürlich mit einer gewissen Wehmut zurück. Aber das sind die Veränderungen unserer Zeit. Wir schauen nach vorn und behalten einander dabei dennoch im Blick und beten füreinander“. Allerdings dürfe bei allem Wandel nicht der besondere Dienst der Schwestern übersehen werden, den sie bis heute leisten. „Ihr Einsatz darf nicht als selbstverständlich hingenommen, sondern sollte bewusst wahrgenommen werden. Er ist nicht hoch genug zu schätzen.“

Ein Beitrag von:
© ThF-PB

Benjamin Krysmann

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