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Erzbistum Paderborn
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Juliansfest in Le Mans 2023© Till Kupitz / Erzbistum Paderborn

Freundschaft ist heilig

Drei Tage zum Juliansfest in Le Mans: Redakteur Till Kupitz erlebt, wie tief die Freundschaft reicht

Wie beschreibt man etwas, das sich nur schwer in Worte fassen lässt? Drei Tage lang war ich zum Juliansfest in Le Mans, das zu Ehren des heiligen Julian, dem ersten Bischof unseres Partnerbistums, gefeiert wird. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt – auch wenn ich nicht alle Namen behalten werde. Von Jakobsmuscheln werde ich auch weiterhin die Finger lassen (nehmt es mir bitte nicht übel, liebe französische Nachbarinnen und Nachbarn), dafür habe ich umso mehr Gefallen an französischen Madeleine gefunden. Und ich habe erlebt, dass ein Patronatsfest gar nicht zwingend ein großes Volksfest sein muss, um Menschen in seinen Bann zu ziehen. Ich habe hunderte Eindrücke erlebt, könnte dazu tausend Geschichten erzählen. Aber hinter allem, das wird mir nach der Le-Mans-Fahrt deutlich, steckte eines: das Gefühl von Freundschaft und Gemeinschaft. Und das ist etwas, das man fühlen muss, um es zu verstehen.

Eine alte Freundschaft, die jung bleibt

Ein starker Ausdruck der Freundschaft ist heute die Liborius-Fraternität. Vor 60 Jahren zunächst als reine Priesterbruderschaft gegründet, geht es heute vielen Frauen, Männern und Jugendlichen darum, die 1.200 Jahre alte Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn lebendig zu halten. Über 100 Menschen aus dem Erzbistum Paderborn sind deshalb in diesem Jahr nach Le Mans gereist. Alleine 70 davon gemeinsam mit der Jugendabteilung der Fraternität. Firmbewerberinnen und Abiturienten, Jugendliche aus Siegen, Dortmund, Meschede oder Minden, Premierenfahrer und Schon-Dagewesene. Menschen, die dem „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ von 836 gegenwärtige Gesichter geben. Nils Schauerte, Caspar Steden, Fiona Galle und Anno Ramspott aus Meschede zum Beispiel.

Alle vier waren schon mal in Le Mans und haben das erlebt, was andere in diesem Jahr  zum ersten Mal machen: in französischen Gastfamilien unterkommen und sehen, wie der Glaube in Le Mans gelebt wird. „Unsere erste Fahrt nach Le Mans ist definitiv im Kopf geblieben, das war eine coole Zeit“, beschreibt es Fiona. Sie haben Gleichaltrige aus Le Mans und Umgebung kennengelernt und ins Herz geschlossen: Es werden sich das Jahr über Fotos hin- und hergeschickt, sagt Caspar – Freundschaft digital. Und jetzt in Frankreich ist die Freude auf das Wiedersehen dafür umso größer. Es wird zusammen gelacht, gegessen, die Heilige Messe gefeiert und gesungen. Eine Mischung aus Deutsch, Französisch, Englisch und Zeichensprache – mehr braucht es nicht, um einander zu verstehen. Nils sagt: „Da hat sich eine richtige Freundschaft gebildet, über ganz verschiedene Ebenen hinweg.“

Unterwegs mit der Liborius-Fraternität des Erzbistums Paderborn

Kommunion und Kartfahren

Beten und Bowling, Kommunion und Kartfahren. Ich sehe, wie herzlich der Umgang der Menschen miteinander ist und denke nur: Das hier ist das Sinnbild, wie katholischer Glaube sein sollte. Zusammen feiern, ob Gottesdienst, den Glauben an Gott oder das Leben, darum geht es letztlich auch drei Tage lang in Le Mans. Und mittendrin das Juliansfest, das so anders ist als Libori in Paderborn. Keine volkskirchlichen Elemente, keine große Kirmes. Wer sich nicht dafür interessiert, wird gar nicht mitbekommen, dass die Kirche von Le Mans ihren Patron feiert.

Staat und Religion sind in Frankreich streng voneinander getrennt, und die Gemeinschaften sind kleiner als in Deutschland. Glaube in Frankreich funktioniert anders als in Deutschland, und ist doch beeindruckend: „Hier ist es viel feierlicher und fröhlicher“, sagen Anno und Nils. „Die Lieder versteht man ohne Französischkenntnisse zwar nicht, aber trotzdem fühlt man die Musik. Und das ist das, was Spaß macht.“ Es ist schon ein einzigartiges Gefühl beim Auftakt der Feierlichkeiten. In der Kirche Saint Benoit, direkt an der Sarthe gelegen, findet eine Vesper statt. Die Kirche ist gut gefüllt, aber auch nicht wahnsinnig groß. Doch die Gesänge sorgen für Gänsehaut. Sorgen und Probleme sind gerade ganz weit weg. Es zählt der Moment, es zählt die Gemeinschaft.

„Ein Teil davon zu sein, erfüllt mich“

Vorne steht die Büste des heiligen Julian, die anschließend in einer Fackelprozession durch die atemberaubend schöne Altstadt im Dunkeln bis zur Kathedrale getragen wird. Ein Lichterzug, der die Straßen erfüllt. Nur vereinzelt stehen Menschen am Rand. Ansonsten ist das Juliansfest nur bei den Menschen präsent, die mit kleinen Kerzen zur Kathedrale pilgern. Deutsche neben Franzosen, Jung neben Alt; es ist eine besondere Atmosphäre, nach stimmungsvollem Gesang jetzt im Stillen durch Le Mans zu ziehen. Es mögen fremde Menschen, die da neben dir hergehen. Menschen, deren Sprache du nicht einmal sprichst. Menschen, denen du dich dennoch verbunden fühlst. Ich glaube, genau dieses Gefühl ist es, was die Verbindung Le Mans-Paderborn auch nach fast 1.200 Jahren so besonders macht. Fiona findet: „Es ist eben nicht nur eine Freundschaft zwischen Jugendlichen. Die Freundschaft ist Jahrhunderte alt. Ein Teil davon zu sein, erfüllt mich einfach.“

Freundschaft ist heilig

Besonders ist auch die Situation für die beiden Diözesen derzeit: ohne (Erz)Bischof. Bischof Yves Le Saux leitet mittlerweile das Bistum Annecy in den französischen Alpen, Erzbischof Hans-Josef Becker ist im Ruhestand. So leiten die Diözesanadministratoren Msgr. Dr. Michael Bredeck in Paderborn und Père Grégoire Cador in Le Mans die befreundeten Bistümer. Sie beschützten die Bischofsstühle wie es Cador formulierte. Zum Juliansfest in Le Mans mit gleich zwei Diözesanadministratoren – mehr Schutz geht nicht, sagt Cador. Msgr. Dr. Bredeck und er lachen sich an, wie einige Male an diesen Tagen, wenn man ihnen begegnet: beim gemeinsamen Essen mit der Liborius-Fraternität, beim Festhochamt am Sonntag oder in Gespräche vertieft. Es scheint fast, als würde ein Gefühl von Freundschaft einfach alle aus Le Mans und Paderborn verbinden, die am Juliansfest teilnehmen und wirken.

Auf den Pullovern der Jugendabteilung der Liborius-Fraternität steht ein Spruch: „Freundschaft ist heilig – L’amitié est sacrée“. Das ist nicht nur niedergeschrieben, sondern wird hier zwischen Paderborn und Le Mans auch mit Leben gefüllt. Weil es Menschen gibt, die die Freundschaft heilig halten wollen.

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Redakteur

Till Kupitz

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