Als das Erzbistum Paderborn vor wenigen Tagen alle Gottesdienste absagte, zählte die Pfarrei St. Jodokus Bielefeld zu den ersten Gemeinden der Diözese, die mit einem Livestream-Angebot reagierten. Bereits am 15. März, dem 3. Fastensonntag, wurde die Heilige Messe live übertragen, weitere Werktagsmessen folgten. Doch auch, wenn die Technik schnell zur Verfügung stand: „Es ist völlig ungewohnt, in einer leeren Kirche Gottesdienst zu feiern“, so Dechant Norbert Nacke, Leiter des Pastoralverbundes Bielefeld-Mitte-Nord-West.
Vieles ist anders in den Bielefelder Gottesdiensten ohne Gemeinde: Auf Lieder wird verzichtet, wenn möglich, wird stattdessen ein Kantor im Gottesdienst eingesetzt. „Besonders groß habe ich die Veränderung aber in dem Augenblick erfahren, als keine Antworten aus der Gemeinde kamen – zum Beispiel bei der Eröffnung“, erinnert sich Nacke. „Da haben wir nach dem ersten Gottesdienst gemerkt, dass wir das anders organisieren müssen.“ Einmal habe es auch Tonprobleme bei der Übertragung gegeben. „Die haben wir nach einer Software-Umstellung allerdings beseitigt.“
Die Situation bringt auch harte Entscheidungen mit sich
Doch nicht nur das liturgische Leben hat sich in Bielefeld und überall im Erzbistum grundlegend gewandelt, auch die Spendung der Sakramente ist nicht in gewohnter Weise möglich. Das bringt manchmal harte Entscheidungen mit sich. „Am vergangenen Freitag hatte ich ein Traugespräch“, erzählt Norbert Nacke. „Das Paar hat sich schließlich dazu durchgerungen, die Hochzeit um ein Jahr zu verschieben – größere Festgesellschaften sind derzeit ja untersagt, und der Traugottesdienst wäre nur im engsten Familienkreis möglich gewesen. Da habe ich gesehen, dass die Braut doch einige Tränen verdrücken musste…“