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Erzbistum Paderborn
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Für den Menschen da sein jetzt erst recht!

Generalvikar Alfons Hardt zur Rolle der Kirche in der Corona-Krise

Generalvikar Alfons Hardt zur Rolle der Kirche in der Corona-Krise

Am Aschermittwoch haben wir uns mit dem Aschekreuz unsere Vergänglichkeit vor Augen geführt – im hoffnungsvollen Ausblick auf das Osterfest. Und nun, nur drei Wochen später, steht fest: Wir werden im Erzbistum Paderborn das Leiden und die Auferstehung Jesu in diesem Jahr nicht in einer Gottesdienstgemeinschaft feiern können, wie es für uns bislang selbstverständlich war. Wie können wir damit umgehen?

Das Corona-Virus zeigt uns derzeit in täglich zunehmender Dramatik, wie angreifbar unser Zusammenleben ist, wie verwundbar unsere gewohnten Strukturen sind: Etwas, das wir nicht sehen, schmecken und riechen können, wird zur bedrohlichen Größe. Das betrifft auch das kirchliche Leben in bisher nicht bekanntem Ausmaß. Es gilt, überall besonnen und verantwortungsbewusst die Ausbreitung des Virus zu verzögern, um das Gesundheitssystem handlungsfähig zu halten. Im Erzbistum heißt das unter anderem konkret: Die Erstkommunionfeiern finden erst ab dem zweitem Halbjahr statt, ebenso wird es vorher keine Firmungen geben, Gottesdienste werden zunächst bis mindestens 19. April nicht gefeiert.

Eucharistie als „Glaubens-Heimat“

Das sind einschneidende Maßnahmen. Die Eucharistiefeier ist der Kern unseres Glaubens und für Viele noch immer ein Stück „Heimat“. Sicherlich gewinnt in einer solchen Ausnahmesituation das persönliche Gespräch mit Gott eine stärkere Bedeutung: Wie stehe ich selber Gott gegenüber? Wie erfahre ich mein eigenes Leben angesichts dieser Situation? Hier sehe ich durchaus eine Chance, dass der persönliche Glaube reifen und wachsen kann.

Menschen nicht allein lassen

Die Menschen nur auf das persönliche Gebet zu verweisen, wird aber nicht reichen. Weil es unserem Auftrag als Kirche nicht gerecht wird. Kirche muss immer an der Seite der Menschen stehen, ohne Ausnahme. Unser Auftrag als Kirche ist es, die Menschen nicht alleine zu lassen – gerade nicht in dieser Situation, die viele Menschen vor besondere Herausforderungen stellt und die vielen Menschen Angst macht. Wir sind als Kirche mehr denn je dazu aufgerufen, solidarisch zu handeln und uns gerade in einer solchen Krise im Dienst am Menschen zu beweisen.

Das kann im christlichen Miteinander schon bei ganz alltäglichen Dingen anfangen. Kleine „Wunder“ der Solidarität passieren schon jetzt und wie selbstverständlich: Messdienergruppen tun sich beispielsweise zusammen und helfen älteren Menschen beim Einkauf. So fängt Nächstenliebe an, so leben Christen beispielhaft und sichtbar in der Krise ihren Glauben.

Seelsorge kann auch am Telefon beim Gegenüber das Gefühl wecken, ernst genommen zu werden.

Gottesdienste als Live-Stream, Video oder Übertragung

Auch der Ausfall von Gottesdiensten kann durch Kreativität in der Krise neue Seelsorgeangebote hervorbringen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ – diese Zusage Jesu setzt heute nicht mehr zwingend die gegenseitige physische Anwesenheit beim Gottesdienst voraus. Der persönliche Kontakt ist nicht der einzige Weg, miteinander in Gemeinschaft zu treten. Digitale Angebote gibt es auch bei uns im Erzbistum: Erzbischof Hans-Josef Becker wird beispielsweise das österliche Triduum für das Erzbistum gemeinsam mit dem Metropolitankapitel unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Hohen Dom feiern – per Live-Stream können hier voraussichtlich Menschen aus dem ganzen Erzbistum Paderborn und darüber hinaus mit dabei sein.

Einige Gemeinden unseres Bistums stellen ebenfalls schon Angebote dieser Art zur Verfügung. Darüber hinaus können Gläubige regelmäßige Übertragungen von Gottesdiensten im Funk und Fernsehen nutzen, die gerade in dieser außergewöhnlichen Zeit einen ganz neuen Wert erhalten.

Seelsorge per Telefon, E-Mail & Co.

Ein besonderes Gewicht für die Kirchengemeinden und Einrichtungen gewinnt in dieser Situation die aktive Nutzung der Internetseite: Diese kann nicht nur als Informationsplattform dienen, sondern auch, um zum Beispiel Gebetsimpulse zur Verfügung zu stellen.

Auch in der klassischen Seelsorge, in der Zugewandtheit zum Menschen, muss der persönliche Kontakt für Kirche nicht der einzige Weg sein, um für die Menschen da zu sein. Aus der umfangreichen Berichterstattung zur Corona-Krise, in der viele Fachleute zu Wort kommen, ist mir kürzlich die Aussage einer Psychologin im Ohr geblieben: Nicht die persönliche Anwesenheit sorgt vorrangig für ein gutes Empfinden beim Gegenüber, sondern das Gefühl, dass jemand sich kümmert und sorgt. Dieses Gefühl können Seelsorgende auch über Telefongespräche, E-Mails, Chats oder Videokonferenzen vermitteln. Es gibt die digitalen Möglichkeiten – es kommt nun auch für uns als Kirche darauf an, sie kreativ einzusetzen.

Nähe in der Distanz

Auch wenn wir zum gegenseitigen Schutz dazu aufgerufen sind, körperlich auf Distanz zu gehen, so müssen wir gerade jetzt über diese Distanz hinweg Nähe beweisen. Jesus hat in seiner „Abschiedsrede“ seinen Jüngern zugesichert: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (vgl. Mt 28,20). Diese Worte Jesu sollten uns ermutigen, genau diese Zusage ernst zu nehmen: Auch Jesus war physisch nicht mehr bei seinen Jüngern. Trotzdem hat seine Botschaft eine Kraft, die wir gerade auch in Krisensituationen lebendig weitergeben müssen – weil sie durch jede Krise tragen kann.

Ich wünsche Ihnen allen von Herzen Besonnenheit, aber auch Achtsamkeit, Kreativität, Mut und vor allen Dingen Gottvertrauen. Bleiben Sie gesund!

Ihr Generalvikar Alfons Hardt

“Kirche muss immer an der Seite der Menschen stehen, ohne Ausnahme. Unser Auftrag als Kirche ist es, die Menschen nicht alleine zu lassen – gerade nicht in dieser Situation, die viele Menschen vor besondere Herausforderungen stellt und die vielen Menschen Angst macht. Wir sind als Kirche mehr denn je dazu aufgerufen, solidarisch zu handeln und uns gerade in einer solchen Krise im Dienst am Menschen zu beweisen.”

Generalvikar Alfons Hardt

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