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Legehennen auf dem Jugendbauernhof in Hardehausen. Foto: Schulte

„Der bequeme Weg ist nicht immer der ökologischste”

Themenspecial „Klimawandel“: Verantwortung für die Schöpfung auf dem Jugendbauernhof in Hardehausen lernen

Themenspecial „Klimawandel“: Verantwortung für die Schöpfung auf dem Jugendbauernhof in Hardehausen lernen

Mal auf einen Baum klettern. Ein Lämmchen auf den Arm nehmen. Ein Ei aus dem Nest holen und spüren, dass es noch warm ist. Es sind Erfahrungen wie diese, die den meisten Menschen verloren gegangen sind. Heinrich Lammers, Leiter des Jugendbauernhofs im Jugendhaus Hardehausen, möchte Kindern diese „Basics“ wieder erleben lassen. Und ihnen so Verantwortung für  die Schöpfung nahebringen.

Wir treffen Lammers zum Interview im Stall des Bauernhofs. Zwei Strohbunde dienen als Sitzfläche, im Hintergrund fressen Rinder und Schafe. Drei Lämmer tapsen umher und trinken bei ihrer Mutter Milch. Im Jahr kommen 30 Schulklassen für eine Woche hier her. Dann erlebt Lammers, wie sehr der Stall und Landwirtschaft allgemein für die Kinder zu einer fremden Welt geworden sind.

So viel Tiere halten, wie das Land vertragen kann

Deshalb ist ihm eins wichtig, am Anfang des Gesprächs zu klären: „Wir sind kein Streichelzoo, wir halten landwirtschaftliche Nutztiere.“ Die Lämmer, die geboren werden, werden entweder zu Mutterschafen oder irgendwann geschlachtet. Die Kälber werden irgendwann verkauft. Und die Legehennen werden nach 15 Monaten zu Suppenhühnern. „Da sind wir dann im Bereich Schöpfungsverantwortung“, sagt Lammers. „Wenn wir Menschen ernähren wollen, müssen wir Gemüse anbauen und, wenn man Fleisch essen will, auch Tiere halten und sie töten – aber in einem Maße, dass das folgende Generationen auch noch machen können.“

So führt Lammers den Jugendbauernhof nach ökologischen Kriterien des Verbands Bioland. Zum Beispiel nach dem Grundsatz: Es werden nur so viele Tiere gehalten, wie die landwirtschaftliche Fläche an Futter hervorbringen und an Mist aufnehmen kann. In Hardehausen grasen drei Mutterkühe, 12 Mutterschafe mit Nachzucht, eine Sau mit Ferkeln, fünf Mastschweine, zwei Ziegen und 100 Legehennen. Lammers und sein Team bewirtschaften sechs Hektar Ackerland und fünf Hektar Grünland.

Doch dem 56-Jährigen ist wichtig, zu betonen, dass auch sein Trecker mit Diesel fährt – und er keinen konventionellen Kollegen verunglimpfen möchte. „Wenn ein Kollege Soja braucht, um den Eiweißbedarf seiner Schweine zu decken, dann kann er das kaufen. Dann muss man aber auch nach Brasilien schauen, wo dafür Raubbau betreiben wird.“

Das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun

Wenn Schulklassen auf den Jugendbauernhof kommen, arbeiten sie an vier Tagen in vier unterschiedlichen Bereichen. Im Stall, im Wald, im Garten beziehungsweise auf der Obstwiese und in der Küche. Und obwohl Landwirtschaft für die meisten Kinder zu einer fremden Welt geworden ist, erlebt Lammers doch, wie viel die Schüler aus der Woche auf dem Jugendbauernhof mitnehmen. Er sagt: „Am Abend können wir uns alle umdrehen und sagen, dass das, was wir gemacht haben, sinnvoll für das Gelingen dieses Hofes war. Das merken die Schüler und das merken wir. Das schafft eine hohe Zufriedenheit.“

Vom Acker auf den Tisch

Was bei den Schulklassen mittags auf den Tisch kommt, bereiten die Schüler selbst zu aus den Produkten, die auf dem Hof angebaut werden. „Unser Gemüse musste nicht in Plastik eingepackt und über Hunderte Kilometer transportiert werden“, sagt Lammers. „Das kriegen die Kinder schon mit – und auch, dass das anstrengend und mühselig sein kann.“

Schließlich macht es schon mehr Arbeit, Kartoffeln zu schälen und Möhren zu schrappen, als eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu hauen. Lammers kommentiert: „Der bequeme Weg ist nicht immer der ökologischste“. Und: „Es gilt jeden Tag durchzubuchstabieren, wie ich Umweltschutz leben kann: Muss ich das kaufen? Wie oft esse ich Fleisch? Wie viel bezahle ich für Lebensmittel?“

Rinder und Schafe im Stall des Jugendbauernhofs im Jugendhaus Hardehausen. Foto: Schulte

Kirche als Klima-Vorreiter

Immer wieder nennt Lammers das Stichwort Schöpfungsverantwortung. Es drängt sich die Frage auf: Erkennt er auch Gott in seiner Arbeit? „Na klar erkenne ich den“, sagt er. „Im Grunde genommen jeden Morgen, wenn ich aufstehe und hier diese wunderbare Landschaft sehe. Der Ort ist Schöpfung pur“. Und auch wenn Kinder im Stall arbeiteten und Spaß daran hätten, erkenne Lammers darin eine Spur Gottes.

Kirche, da ist sich Lammers sicher, müsste in Punkto Nachhaltigkeit und Umweltschutz eigentlich eine Vorreiterrolle einnehmen. Von Solarzellen auf den Dächern der Pfarrhäuser über regionales Essen und umweltschonende Reinigungsmittel in den Häusern. Jeder und jede Einzelne müsse Lust darauf bekommen, ökologischer zu handeln und wissen, dass man damit nicht alleine ist. „Das muss die Kirche vorleben und weitere Antworten finden“, sagt Lammers. „Der Jugendbauernhof ist so eine Antwort, da bin ich fest von überzeugt.“

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