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Erzbistum Paderborn
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Faszination Dom

Bundesweiter Studientag zum „Dom als pastoraler Ort“ – deutsche Diözesen berichten von ihren Erfahrungen

Gruppenbild der Studientags Teilnehmer
Vertreter aus dreizehn deutschen Diözesen, die für die Seelsorge an den deutschen Kathedralkirchen verantwortlich sind, trafen sich in Paderborn, um den „Dom als pastoralen Ort“ genau zu betrachten.pdp/Lena Reiher
Der Kölner Dom wird vom Massentourismus überrannt, im Erzbistum Hamburg wird bei dem Begriff „Dom“ zuerst an ein Volksfest gedacht und im östlichsten Bistum der Republik, in Görlitz, müssen häufig die elementarsten Dinge wie der Altar erläutert werden – in Deutschlands Bistümern haben die jeweiligen Kathedralen grundlegend unterschiedliche Bedeutungen und Rollen. Beim interdisziplinären Studientag „Der Dom als pastoraler Ort“ des Paderborner Metropolitankapitels und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen sind die Chancen und Herausforderungen der pastoralen Konzepte rund um die deutschen Dome herausgearbeitet worden.

Als Einführung in den Tag hat der Pastoraltheologe Professor Dr. Hans Hobelsberger von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen die Anziehungskraft von Kathedralen auf die Menschen dargelegt. Demzufolge seien Kathedralen hybride Räume, in denen sich ästhetische und religiöse Formen mischen und die kaum eindeutig entweder als religiöses oder ästhetisches Gebäude bezeichnet werden könnten. Zudem seien biblische Orte „Andersorte“, an denen der Unbestimmtheit, also der Spiritualität, dem Glauben, eine äußere Form gegeben würde. Dieses Verbindungsgefüge aus Glauben, Kunst, Kultur und der kurzen, aber merklichen Unterbrechung des Alltags erzeuge einen hohen Reiz, der Menschen in ihren Bann ziehen würde.

Professor Hobelsberger
Professor Dr. Hans Hobelsbergerpdp/Lena Reiher
Dabei gebe es jedoch immer noch unterschiedliche Rezeptions-Typen, die die Kathedralen auf verschiedenste Weisen erleben und wahrnehmen. Professor Hobelsberger hat dazu im Vorfeld mit seinem Team 36 Besucher des Paderborner Domes nach dem Verlassen des Gebäudes befragt, aus welchem Grund sie den Dom betreten haben. Daraus ergaben sich fünf Erlebnistypen, die sich je in ihrer Charakteristik, dem spirituellen Erleben, der Bedeutung und der Wirkung des Domes unterscheiden. So sei der Erlebnistyp „vertraut“ ein ritualisierter und mehrfacher Besucher, der eine Kerze anzünde und den Moment für ein Gebet nutze. Er empfinde die Größe des Domes als beeindruckend und empfinde ein starkes Heimatgefühl. Der „existenzielle“ Erlebnistyp  hingegen sei eher ein spontaner Besucher, der den Dom aus einem persönlichen Anliegen heraus betrete, um beispielsweise eine Kerze mit Bitten für einen Angehörigen anzustecken. Er schätze die Anonymität der Kathedrale und verlasse sie beschwingt und mit einem Gefühl der Beruhigung. Für den „spirituellen“ Typen stelle der Dom eine bedeutsame Kirche dar, mit der er biografisch verbunden sei, beispielsweise durch Erlebnisse aus der Kindheit. Dieser Identitätsort bringe ihn zum Staunen und rufe eine beeindruckende Vertrautheit in ihm hervor. Demgegenüber stehe der Erlebnistyp „unterbrechend“, der häufig ein Marktbesucher sei und für den der Aufenthalt im Dom eine Unterbrechung im Alltag darstelle. Er schätze die besondere Atmosphäre und auch die Kühle. Dies gebe ihm die Möglichkeit, zu sich zu kommen und Entspannung zu finden. Als fünften Rezipienten stellte Professor Hobelsberger den Typ „touristisch“ heraus, der ein besonderes kunsthistorisches Interesse hege und das bedeutsame Bauwerk bewundere. Das hohe Alter des Domes zöge sein Interesse an und lasse ihn beeindruckt und staunend zurück.

Aus diesen fünf Erlebnistypen würden sich am Ende drei Besuchertypen heraus kristallisieren, die die größte Gruppe an Besuchern des Hohen Domes zu Paderborn ergeben: Dies seien der Tourist, der Glaubende und der Passant.

Im Anschluss präsentierten Dompröpste und -seelsorger aus dreizehn der siebenundzwanzig (Erz-)Bistümer Deutschlands ihr Konzept der pastoralen Arbeit an ihren jeweiligen Kathedralkirchen. Dabei bildeten sich schnell drei Aspekte heraus, die für fast alle Bistümer eine Herausforderung darstellen: die Sicherheit, der Tourismus und der Dom als Pfarrkirchstandort.

Vorstellung der pastoralen Konzepte
Die Vertreter der einzelnen Diözesen stellten ihre pastoralen Konzepte des jeweiligen Domes vor.pdp/Lena Reiher
Kathedralkirchen in Großstädten wie Essen oder Köln werden mittlerweile in alle Problemlagen der jeweiligen Großstadt mit hineingezogen. Egal, ob Verschmutzungen, Diebstahl, Drogenhandel, Gewalt oder Bandenkriminalität – die zuständigen Domkapitel sind gezwungen, einen externen Sicherheitsdienst zu engagieren, um die Kriminalität im Gotteshaus einzudämmen. „Als Gottesdienstbesucher während der Kommunion bestohlen wurden, weil sie ihre Wertsachen in der Kirchenbank zurückgelassen haben, haben wir keinen anderen Ausweg mehr gesehen als einen Wachdienst anzustellen, der für Sicherheit sorgt,“ so Pastor Bernd Wolharn vom Domkapitel Essen.

Eine ähnliche Herausforderung für in Großstädten liegende Dome sind große Touristenströme. Vor allem der Kölner Dom ist hiervon stark betroffen. Als Weltkulturerbe und mitten im Herzen der Rhein-Metropole lockt er am Tag rund 20.000 Besucher an, im Jahr betreten somit über sechs Millionen Menschen die Kathedrale des Erzbistums Köln. „Wir haben daher eine Höchstquote von zehn parallelen Domführungen eingeführt und müssen zeitweise einen Einlass-Stopp erlassen, da der Dom sonst überfüllt ist. Vor allem im Advent werden wir von Touristen überrollt. Den Dom als Seelsorgeort zu nutzen, ist nur noch schwer möglich“, bedauert Domdechant Robert Kleine.

Eine zentrale Grundlage der pastoralen Arbeit an den deutschen Domen ist zudem die Tatsache, ob der Dom zusätzlich als Pfarrkirche fungiert, also Lebensort der Gemeinde ist. Aus diesem Grund sind im Paderborner Dom seit Kurzem wieder die Feier der Kasualien möglich. „Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage nach der Feier von Taufen, Trauungen, Ehejubiläen und Trauermessen im Hohen Dom sehr groß ist“, erklärt Dompropst Monsignore Joachim Göbel. „Daher haben wir uns dazu entschlossen, diese Möglichkeit wieder einzuräumen. Die Paderborner identifizieren sich mit ihrem Dom und möchten besondere Momente auf ihrem Glaubensweg dort erleben.“

Der Studientag hat ganz deutlich herausgestellt, dass die pastorale Arbeit an den deutschen Kathedralkirchen eine höchst individuelle und stark davon beeinflusst ist, in welchem Teil der Republik das Bistum liegt und durch welche historische Geschichte es geprägt wurde. Dennoch stehen die Diözesen vor vielen gemeinsamen Herausforderungen, wie die Wahrung der Sicherheit in den Gotteshäusern oder die Balance zu finden, das Interesse der Touristen zu befriedigen und dennoch das Bewusstsein für den heiligen Grund zu schaffen.

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