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Schöpferische Minderheit sein

Katholiken im Bistum Magdeburg leben in einer Minderheit / Studierende der Katholischen Hochschule Paderborn sammeln Eindrücke von der Diaspora

Im Bistum Magdeburg leben 75.000 Katholiken unter 2.600.000 Einwohnern. „Mit drei Prozent der Gesamtbevölkerung sind wir Katholiken hier eine absolute Minderheit, ja fast schon Exoten“, erklärt Daniel Richter von der Arbeitsstelle für Jugendpastoral im Bistum Magdeburg. Zwanzig Studierende der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Paderborn führten bei Studientagen im Partnerbistum des Erzbistums Paderborn zahlreiche Gespräche, um sich über innovative Projekte der Kirche und Seelsorge im Bistum Magdeburg zu informieren und diese zu erleben. Die Initiative dazu hatte Professor Ulrich Feeser-Lichterfeld, Professor für Praktische Theologie an der Katho, das Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken förderte das Studienangebot. Monsignore Andreas Kurte, Domkapitular am Paderborner Dom und Pfarrer in Brakel, der seit 40 Jahren Kontakte nach Magdeburg pflegt, begleitete und unterstützte.

Wie geht Kirche, die in der Minderheit ist? Eine lebendige Kirche unter Diaspora-Bedingungen? Wie kann Kirche unter den Menschen präsent sein? Die Studierenden der Katho führten zu diesen Fragebereichen Gespräche in Eisleben, Halle und Weißenfels. Neben dem Besuch der Taufkirche von Martin Luther, die heute vom evangelischen Kirchenkreis Eisleben als „Zentrum Taufe“ genutzt wird, gab es Gespräche mit Gemeindeleitungsteams aus Sangerhausen und der Pfarrei St. Franziskus in Halle.

Ehrenamtliche Pfarrei-Leitungsteams

Immer mehr der 44 Pfarreien im Bistum Magdeburg werden angesichts des großen Priestermangels von ehrenamtlichen Leitungsteams und nicht von einem hauptamtlichen Priester geleitet. „Das Leitungsteam ist die Steuerungsgruppe der Pfarrei“, erklärt Andreas Ritter aus Sangerhausen. „Es fasst in der Regel keine Beschlüsse und führt keine eigenen Maßnahmen durch, denn das sind die Aufgaben der gewählten Gremien. Das Leitungsteam kann und soll aber die Pfarreigremien auf Beratungsbedarf aufmerksam machen. Wir sind alle persönlich vom Bischof ernannt worden.“ Grundlage dafür ist der Canon 517 Paragraph 2 im Gesetzbuch der Katholischen Kirche (CIC). Diese Regelung erlaubt dem Bischof, eine Gemeinschaft von Personen an der Wahrnehmung der Seelsorgeaufgaben einer Pfarrei zu beteiligen, die dann unter der Mitwirkung eines Priesters die Pfarrei leitet.

Für Pfarrer Jörg Bahrke hat sich in den letzten Jahren in Sangerhausen viel geändert. Er ist der geistliche Moderator vor Ort. „Alle Seiten müssen lernen, dass ‚der Herr Pfarrer‘ nicht der klassische Pfarrer ist. Als kanonischer Pfarrer war ich eingebunden in eine Macht- und Leitungsstruktur. Diese loszulassen ist nach so vielen Jahren nicht einfach, doch heilsam.“

Citypastoral in Weißenfels: „Anders-Ort“

In Weißenfels ist die Studiengruppe zu Gast in der Citypastoral. Ein Ladenlokal mitten in der Fußgängerzone, eingebettet zwischen Buchhandlung, Eisdiele und Blumengeschäft. Seit einem Jahr ist hier Gemeindereferentin Annegret Beck tätig. „Ich bin einfach ansprechbar, manchmal kommen Menschen rein und fragen: Was seid Ihr denn für ein Laden? Andere haben konkrete Fragen oder Anliegen. Andere suchen Räumlichkeiten, um sich zu treffen. Wir haben hier einen Ort der Seelsorge und der Begleitung, wo jemand zuhört.“ Die in der Citypastoral tätige Seelsorgerin betont: „Ganz zweckfrei möchten wir da sein. Als Kirche müssen wir ‚Andersorte schaffen‘. Wir möchten ein Zeichen setzen für alle Menschen: Wir sind da als Kirche!“

Mitbegründet wurde die Citypastoral in Weißenfels von Martin Papke. Der 34-jährige frühere Gemeindereferent hat sein Studium in Paderborn absolviert. Seit einem Jahr ist er Oberbürgermeister von Weißenfels. „Kirche darf nicht Wagenburg sein. Für die Pfarrgemeinde war die Eröffnung des Ladenlokals der Citypastoral ein Paradigmenwechsel“, unterstreicht Oberbürgermeister Papke beim Empfang der Paderborner Gruppe im Rathaus.

Kirche als Übersetzer

In Halle informieren sich die Studierenden über das ökumenische Projekt „Die Feier der Lebenswende“. Mittlerweile sind die beiden christlichen Kirchen der größte Anbieter für Lebenswendefeiern in Halle. Mehr als 830 konfessionell nicht gebundene Jugendliche haben im Jahre 2022 das Angebot genutzt. Viele Teilnehmende kommen so erstmals in Kontakt mit der Kirche. „Wir möchten Berührungsängste nehmen und ein niederschwelliges Angebot machen“, berichten Daniel Richter vom Bistum Magdeburg und Pfarrerin Ulrike Scheller von der evangelischen Kirche. „Die Zahlen machen Mut. Mittlerweile machen wir als Kirchen dieses Angebot auch in anderen Städten. Als Christen möchten wir vorbehaltlos und offen auf die Menschen zugehen. Wir sind Übersetzerinnen und Übersetzer. Wir übersetzen Dinge in unseren säkularen Kontext. Wir sind gastfreundlich und begleiten junge Menschen ein Stück ihres Weges.“

„Einige Jahre voraus …“

Wohin entwickelt sich eine Ortskirche mit Ressourcenmangel? Bei der Auswertung der Studientage im Kloster Helfta waren sich die Studierenden einig: „Wir werden das, was wir hier vor Ort erlebt und gehört haben, sicher nicht eins zu eins in unseren Bistümern umsetzen können.“ Aber alle erleben Veränderungen in den Kirchengemeinden. Beeindruckt hat der Mut, einfach mal Neues zu wagen: „Der Mut von engagierten Christen, Kirche WEITer zu denken“.

Die Kirche im Bistum Magdeburg steht vor riesengroßen Herausforderungen. „Wir wollen eine schöpferische Minderheit sein“, betont Bischof Dr. Gerhard Feige als Leiter des Bistums Magdeburg. Teilnehmende reflektieren über ihren Besuch im Bistum Magdeburg, dem Partnerbistum des Erzbistums Paderborn: „Vielleicht sind uns die Bistümer in der Diaspora in der kirchlichen Entwicklung einfach nur einige Jahre voraus.“

Partnerschaft mit dem Bistum Magdeburg

Eine lange gemeinsame Geschichte verbindet – das gilt auch für das Bistum Magdeburg und das Erzbistum Paderborn: Die Geschicke beider Bistümer waren erstmals im 17. Jahrhundert verknüpft, spätestens dann seit 1821, als Magdeburg der Verwaltung durch das Bistum Paderborn zugeteilt wurde. Seit über 20 Jahren wird diese historische Verbundenheit in einer offiziell besiegelten Partnerschaft gelebt.

Ein Beitrag von:
Team Presse

Thomas Throenle

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