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Erzbistum Paderborn
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© Erbischoefliche Generalvikariat PB

Die Paderborner Dom-Krypta: Ein warmer Raum, der Heimat werden kann

Die Krypta des Paderborner Domes ist derzeit in aller Munde: Der Liborius von Stephan Balkenhol und die Hinweistafel an der Bischofsgruft. Aber was ist eigentlich mit dem Rest des Raumes?

Eine helle und warme Krypta

Paderborn gegen Ende der Libori-Woche. Das Triduum ist gefeiert, der vergoldete Schrein wieder im Museum. Aber noch läuft das Fest, werden besondere Gottesdienste am Hauptaltar des Paderborner Domes gefeiert. Doch wie sieht es ein Geschoss tiefer aus? Kehrt in der Krypta jetzt Ruhe ein, wo doch die Reliquien des heiligen Liborius wieder hier sind? Ich habe mich an einem Nachmittag in den Raum begeben und ihn auf mich wirken lassen. Das sind meine Eindrücke.

Das Erste, was mir auffällt, als ich am Fuß der Treppe ankomme, ist: Die Krypta ist sehr … beige. Der Boden mit seinen hellen Sandsteinplatten, der Altar und die sandfarben getünchte Decke. Ich verharre einen Moment. Wie fühlt sich das an? Warm. Es hat etwas von den Kirchen des Heiligen Landes oder von denen des französischen Mittelmeerraumes – die zweite Assoziation wird durch die Bestuhlung mit ihren geflochtenen Sitzflächen noch verstärkt. Hell, warm, auf das Wesentliche reduziert.

Hölzerner Verweis auf das Wesentliche

Was ist das Wesentliche in diesem Raum? Diese Frage beantwortet mir der Blick der Liboriusstatue. Eine Besucherin vor mir fragt sich, warum die von Bildhauer Stephan Balkenhol geschaffene Figur sie gar nicht ansehe. Schaut sie über die Besuchenden hinweg, übersieht sie sie? Ein Besucher neben ihr antwortet, dass der Künstler die Figur ganz bewusst nicht als Andachtsbild konzipiert habe. Vor diesem Liborius sollen keine Kerzen angezündet werden. Denn er ist nur ein Verweis, eine Art Wegweiser. Er und sein Pfau blicken nämlich zu den Reliquien des Heiligen unter dem Altar der Krypta – dem Wesentlichen in diesem Raum.

Bevor ich mich zum Altar wende, bleibe ich erst noch ein wenig bei der Statue stehen. Libori-bedingt herrscht hier reger Betrieb. Die Menschen sind neugierig auf die neugestaltete Krypta, wollen sich selbst ein Bild machen von dem, was sie in den Zeitungen über Hinweistafel und Liboriusstatue gelesen haben. Und während sie in die Bischofsgruft hineingehen und nur wenig später wieder hinausgehen, bleiben sie vor dem Liborius stehen. Manche zucken mit den Schultern, manche schütteln den Kopf – und drehen sich dann zu anderen Besuchenden um. „Gefällt der Ihnen?“ Man kommt miteinander ins Gespräch, tauscht sich aus, diskutiert. Ob sie einem nun gefällt oder nicht, die Statue schafft eines: Menschen sprechen über Liborius. Und das vielleicht sogar über Libori hinaus.

Ein Raum als Heimat und rettende Insel

Kameras klicken, Regenjacken knistern, die Gewölbe hallen wieder von den Gesprächen der Menschen. Ich drehe mich nach Osten und betrete an dem Bronzegitter vorbei – ein minimalistisches Zitat der barocken perspektivischen Gitter oben aus dem Dom – den Hauptraum der Krypta. Die Geräuschkulisse bleibt erhalten, aber man fühlt sich abgeschirmt von der Bewegung im Vorraum. Das tut gut. Ein Mann in der ersten Stuhlreihe dreht betend einen Rosenkranzring in seiner Hand. Er hat die Augen geschlossen, nichts scheint in stören zu können. Auch ich setze mich.

Eine Besucherin setzt sich neben mich. Sie sagt einen Satz, der in mir nachhallt: „Für mich ist das hier Scholle.“ Scholle im Sinne von Heimat. Glaubensheimat. „Seit 1000 Jahren kommen die Menschen hierher zum Beten“, sagt sie. Die Krypta als ältester Teil des Domes nimmt seit Jahrhunderten die Gebete der Menschen auf. Es gibt wenige Orte in der Region, wo man sich den Generationen von Betenden so nah fühlen kann wie hier. Die Besucherin sagt, dass ihr das Kraft gebe. Die Krypta sei auch eine Insel, auf die man sich in den Stürmen der Zeit und in der Kirche retten könne. Das kommt dem Gefühl nahe, dass ich kurz beim Eintreten in die Krypta hatte: Geborgenheit in beige-warmen Mauern. Doch heute ist es hier zu trubelig, als dass ich dem wirklich nachgehen könnte.

Verändert sich die Krypta?

Beim Rausgehen spricht mich ein Mann an. Er sagt: „Ich bin heute das erste Mal hier. Nächstes Jahr Libori bin ich wieder hier, vielleicht auch schon früher.“ Warum, frage ich. „Um zu schauen, ob sich etwas verändert hat.“ Aber die Krypta ist doch fertig, was soll sich da noch verändern? Doch er meint gar nicht den Raum. „Das Sehen verändert sich mit der Zeit“, sagt er. Auch das hallt in mir nach. Auf der Treppe nach oben kommen mir viele Menschen entgegen. Ich beschließe, es wie der Mann zu machen: In zwei Wochen komme ich wieder. Um zu schauen, ob sich mein Sehen, mein Wahrnehmen verändert hat. Welchen Raum werde ich vorfinden? Ich werde berichten.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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