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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi

Musik und Spiel überwinden Sprachbarrieren

Im Erzbistum ist das Engagement für Menschen aus der Ukraine groß. Beispiel ist der Pastorale Raum Arnsberg, wo aktuell 500 Geflüchtete angekommen sind. Ein Aktionstag für den Frieden brachte Einheimische und neu Angekommene zusammen. Ein Interview mit den Organisatoren.

Am vergangenen Sonntag fand auf dem Kirchplatz Liebfrauen in Arnsberg ein bunter Aktionstag für den Frieden statt. Vor allem Geflüchtete aus der Ukraine waren zu dem Fest eingeladen: Über 500 Personen aus dem kriegsgeschüttelten Land sind inzwischen in der sauerländischen Stadt angekommen. Wir haben mit Propst Stephan Schröder und Peter Radischewski vom Projekt Caritas und Pastoral über das Friedensfest, die Aufnahme der Geflüchteten in Arnsberg und das kirchliche Engagement gesprochen.

Redaktion

Der Aktionstag für den Frieden ist nun bereits einige Tage her. Wie ist er nach Ihren Eindrücken bei den Menschen aus der Ukraine angekommen?

Propst Stephan Schröder

Ich bin immer noch begeistert, dass wir in der Kürze der Zeit das Friedensfest auf den Weg gebracht haben. Obwohl wir nur eine gute Woche Vorlauf hatten waren wir der Meinung, dass jetzt dringend ein Zeichen der Propsteipfarrei vor Ort gesetzt werden muss. Mit dem Aktionstag haben wir auch vor allen zehn Kirchen unseres Pastoralen Raumes Banner mit den Nationalfarben der Ukraine gehisst, die mit einer Friedenstaube versehen sind. Wir hatten bei dem Tag vor allem die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine im Blick, um ihnen einen schönen Tag zu bereiten. Dass sie auf andere Gedanken kommen. Aber auch die erwachsenen Ukrainerinnen und Ukrainer haben den Tag gerne angenommen. Wir sehen den Tag als einen Auftakt für weitere Aktionen und Begegnungen mit der Gemeinde. Wir wollen zeigen, dass die Menschen aus der Ukraine bei uns herzlich willkommen sind.

Redaktion

Wie gestalten sich die Kontakte zwischen den Einheimischen und den neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern?

Propst Stephan Schröder

Sicherlich ist die Sprache für viele eine Barriere. Doch unser Aktionstag hat gezeigt, dass mit Musik und Spielen die Sprachbarrieren schnell überwunden sind. Für einige Gemeindemitglieder war es der erste Kontakt zu Ukrainerinnen und Ukrainern, andere engagieren sich stark in der Flüchtlingsarbeit.

Peter Radischewski

Zwischen einheimischen und ukrainischen Kindern hat es nach dem Zirkusworkshop am Sonntag schon erste Verabredungen gegeben. Einige waren bereits am letzten Dienstag gemeinsam zum Zirkustraining gekommen. Im Café Zeitlos des Mehrgenerationenhauses haben sich auch schon junge Mütter eingefunden. Wenn gerade keine Person dolmetschen kann und wir mit unseren gemeinsamen Englischkenntnissen an unsere Grenzen kommen, hilft auch mal der Google-Übersetzer… Ansonsten ist es so, wie Propst Stephan Schröder sagt: Musik, Tanz, Theater, Zirkus, Kunst, Kultur und Spiel überwinden Grenzen und verbinden.

Propst Stephan Schröder (links) und Peter Radischewski (rechts) haben den Aktionstag zusammen mit vielen Engagierten in kürzester Zeit organisiert. Ein Ziel unter vielen: den Geflüchteten eine Gelegenheit bieten, Sorgen und Ängste für ein paar Stunden zu vergessen. Und natürlich Kontakte zwischen Einheimischen und den neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ermöglichen. Fazit: Mit Musik und Spiel lassen sich Sprachbarrieren überwinden.

Redaktion

Wie sind die Geflüchteten in Arnsberg aufgenommen worden?

Propst Stephan Schröder

Die Stadt Arnsberg und viele ehrenamtliche Initiativen kümmern sich ausgezeichnet um die Geflüchteten. Wir als katholische Kirche arbeiten Hand in Hand mit dem Netzwerk der Stadt. So haben wir auch schon Wohnungen der Propsteipfarrei angeboten, um Familien möglichst schnell aus den Sammelunterkünften herauszuholen.

Peter Radischewski

In einer ehrenamtlichen Netzwerk-Gruppe der CKD sprechen sich etwa 120 Menschen ab, wenn es um die Renovierung von Wohnungen, das Besorgen von Mobiliar, Arztbesuche geht. Mitarbeitende des Caritasverbandes sind in den Unterkünften beratend vor Ort, und im Pastoralteam wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die alle Aktivitäten und Ressourcen seitens der Propsteipfarrei sichtet, bündelt und Impulse setzt.

Redaktion

Was erzählen Ihnen die Menschen aus ihrem Heimatland? Welche Themen und Sorgen beschäftigen sie?

Propst Stephan Schröder

Sie telefonieren täglich mit ihren Angehörigen und mit den Ehemännern, die ihr Land verteidigen. Vor allem beschäftigt viele, dass die älteren Familienmitglieder wie Oma und Opa und auch die Ehemänner in der Heimat großer Gefahr ausgesetzt sind.

Peter Radischewski

Eine junge Mutter zeigte mir auf dem Fest ein Foto auf ihrem Handy von ihrem Haus, in dessen Garten ein russischer Panzer stand. Es war schon ein bewegender Moment, in den Begegnungen diese Gleichzeitigkeit zu spüren: Die Erleichterung, hier willkommen und dem Inferno entkommen zu sein. Auf der anderen Seite aber der unerträgliche Schmerz der Trennung von Familie, Freunden, Haustieren, und die Erkenntnis, dass nichts mehr so ist wie es einmal war. Vor allem viele Kinder sind durch die Kriegserlebnisse traumatisiert und weinen abends im Bett, wenn Ruhe einkehrt.

V.l. Leni, Lara, Helena und Moritz vom Arnsberger Projekt Zirkus Fantastello boten im eigens aufgebauten Zirkuszelt Mitmachaktionen für Kinder an. Von Akrobatik bis Kinderschminken war alles dabei. Und es sollte nicht bei der Begegnung am Aktionstag bleiben: Einheimische und ukrainische Kinder verabredeten sich zu weiteren Treffen, einige kamen schon am Dienstag gemeinsam zum Zirkustraining im Jugendbegegnungszentrum (JBZ). Bei sprachlichen Barrieren hilft schon einmal der Google-Übersetzer.

Redaktion

Der Aktionstag ist nun schon einige Tage her. Planen Sie weitere Initiativen für die Geflüchteten?

Propst Stephan Schröder

Wir werden auf jeden Fall am Ball bleiben und schauen, wie wir bestmöglich die Geflüchteten unterstützen können. Der Aktionstag war ein gelungener Auftakt, dem noch weitere folgen sollen. Die Gemeindemitglieder sind jedenfalls durch den Tag noch stärker für das Thema sensibilisiert und möchten gerne helfen. In der Propstei steht das Thema ganz oben auf der Agenda.

Peter Radischewski

In Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus und unserem Jugendbegegnungszentrum planen wir als weitere konkrete Schritte ein Frühstücks Café und ein spezielles Kinder- und Jugendtreffangebot. Diese Orte der Begegnung sind für alle in Arnsberg lebenden Menschen offen und für die Geflüchteten wichtige Anknüpfungspunkte.

Redaktion

Schon seit Jahren engagiert sich die Kirche stark in der Flüchtlingshilfe. Warum ist das so?

Propst Stephan Schröder

„Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). In der katholischen Kirche ist der Liebesdienst am Nächsten schon immer ein Kernauftrag christlichen Handelns. In jedem Menschen Christus zu entdecken heißt für uns, dass wir an der Not der Geflüchteten nicht vorbeigehen können, denn in ihnen begegnet uns Christus. Unzählig viele ehrenamtlich Engagierte beherzigen das.

Info

Der Aktionstag für den Frieden im Pastoralen Raum Arnsberg wurde durch den Flüchtlingsfonds des Erzbistums Paderborn finanziell unterstützt. Aus diesem Fonds können Kirchengemeinden und weitere Einrichtungen des Erzbistums, die ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge leisten, Fördermittel beantragen. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine wurden die Richtlinien im März 2022 überarbeitet. Dadurch können auch Hilfsangebote für Menschen aus der Ukraine finanziell gefördert werden. Mit Hilfe des Fonds werden zum Beispiel Sprachkurse organisiert, Wohnungen hergerichtet und Ausflüge ermöglicht.

Ein Beitrag von:
Redaktion

Dr. Claudia Nieser

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