Der wachgeküsste „schlafende Riese“
In seinem Referat erläuterte Professor Dr. Andreas Leinhäupl, dass die ehemaligen „Kindergärten“ mittlerweile als eigenständige elementarpädagogische Bildungseinrichtungen betrachtet werden. Er erklärte, dass Erzieherinnen und Erzieher vor der Herausforderung stehen, die „entwicklungsimmanenten religiösen Selbstäußerungen der Kinder nicht zu ignorieren, sondern religionssensibel aufzugreifen“. „Glaube, Religion und Spiritualität gehören wie Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz zu den vermittelnden Basiskompetenzen“, so der Professor der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin.
Das pastorale Potenzial von Kindertagesstätten bestehe in ihrem Beitrag zur elementaren und religiösen Sozialisation von Kindern, vertiefte Professor Leinhäupl. Auch das veränderte Verständnis der Rolle von Erzieherinnen und Erziehern sowie von pastoralen Mitarbeitenden sei bedeutsam. Kindertagesstätten seien eine Begegnungsfläche für junge Familien und ermöglichen „treffsichere Einblicke in die Vielschichtigkeit der Sozialräume“, so Professor Leinhäupl. Die Anerkennung der „Kindertagesstätte als pastoraler Ort“ bedeute eine Einbindung in die Entwicklung der Kirche vor Ort, sie entspreche zudem einer partnerschaftlichen Sichtweise, einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Sensibilität … anregen und unterstützen
Bildung sei die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit anderen, mit der Welt, definierte Professor Dr. Patrick Isele von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Der Lehrstuhlinhaber für das Fach „Pädagogik der Kindheit“ betonte, Kinder müssen „angeregt und unterstützt“ werden in Bildungsprozessen. Es komme darauf an, Kinder einzuladen, zu ermutigen und zu inspirieren, so dass sie ihre eigene Kompetenz und Fähigkeit entwickeln.
Professorin Dr. Bergit Peters erklärte, Pastoral ereigne sich da, wo existentielle Fragen mit dem Evangelium in Kontakt kommen. Die Professorin der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen forderte eine Sensibilität der Kindertagesstätten-Mitarbeitenden für die Fragen der Kinder, auch für deren religiösen Fragen. Erforderlich seien ein theologisches Basiswissen, aber auch human- und sozialwissenschaftliche Kenntnisse. Unerlässlich seien die Reflexion der eigenen religiösen Biografie sowie eine religiöse Sprachfähigkeit. „Kindertagesstätten sind familienpastorale Orte. Sie spielen eine bedeutsame Rolle in kirchlichen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen“, bekräftigte Professorin Peters.