Ich soll ein Segen sein? Mit all meinen Fehlern, Ecken und Kanten, unter denen meine Mitmenschen oft genug zu leiden haben? Und seien wir ganz ehrlich: Viele meiner Unzulänglichkeiten ärgern mich selbst doch am meisten. Wie oft könnte ich mir über mein eigenes Verhalten die Haare raufen oder schäme ich mich sogar dafür? Weil ich unbeherrscht war, missgünstig, egoistisch oder zu bequem. Es muss noch nicht einmal böse Absicht gewesen sein. Die Untugenden im Alltag reichen doch schon, um mein Segens-Potenzial für andere stark in Zweifel zu ziehen.
Und doch steht da diese Aussage Gottes: „Du bist ein Segen“. Warum? Weil Gott mich segnet. Segnen kommt vom lateinischen Wort „benedicere“, was so viel heißt wie „gut oder richtig reden“ – oder auch „lobpreisen“. Wenn Gott mich also segnet und sogar lobpreist, dann bin ich gut und richtig. Das ist ein unglaublich befreiendes und froh machendes Gefühl. So wird die Aussage „Du bist ein Segen“ zu einer ermutigenden Zusage Gottes. Und zur Aufforderung, auch meine Mitmenschen zu segnen. Denn segnen und gesegnet zu werden, macht froh – weil es eine Herzens-Geste ist.
Selbst mit den Schattenseiten meines Charakters darf ich in der Gewissheit leben: Als Geschöpf bin ich von Gott gewollt und geliebt. Ich darf ein Segen sein. Wenn wir das verinnerlichen, erscheint manche vermeintliche Schattenseite bei anderer Perspektive vielleicht ja sogar als liebenswert-segensreich. Stehen wir dazu: Wir sind ein Segen. Lassen wir das unsere Mitmenschen gerade jetzt in den kommenden dunklen Winter-Monaten spüren. Geben wir den Segen Gottes weiter – und damit einen guten Grund mehr.