Frieden machen – aber wie? Kann man Frieden lernen?
In der Zeitung lese ich von einem spannenden Friedens-Projekt mit Grundschulkindern[1]. 14 Kinder – im Alter von neun und zehn Jahren – nehmen an diesem Projekt teil, das als ein Integrationsworkshop angelegt ist. Kinder mit und ohne Fluchterfahrung kommen hier zusammen; sie stammen aus Syrien und Katar, aus Deutschland, Weißrussland und Bulgarien. Durch Geschichten und Gruppenübungen lernen die Kinder Verständnis für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler aufzubringen. Denn oft sind es kulturelle Unterschiede, andere Denk- und Lebensweisen, fehlender Mut, sich in einer fremden Sprache auszudrücken. Die Folge: Die Kinder kapseln sich ab, es bilden sich Grüppchen. „Jetzt ist an Grüppchen erst mal nichts verwerflich“, kommentiert die erfahrene Schulsozialarbeiterin in dem Zeitungsartikel dieses Phänomen, „problematisch wird es erst, wenn die Gruppe niemanden mehr hereinlässt und es auf dem Schulhof heißt: ‚Wir gegen die.‘ – Syrer gegen Afghanen, Deutsche gegen Nicht-Deutsche.“[2]
Wenn es den Grundschulkindern aus den unterschiedlichen Kulturen jedoch gelingt, Verständnis füreinander aufzubauen, wenn sie sich untereinander austauschen und so die Denk- und Lebensweisen der anderen kennenlernen, dann verhindert es bereits Konflikte. Wenn die Kinder sich sozial angenommen fühlen in ihrer Klasse und stolz sind auf ihren Mut, sich in einer neuen Sprache auszudrücken, dann können sie Selbstbewusstsein aufbauen und ihre Schulleistungen verbessern. Konflikte friedlich zu lösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, kann erlernt werden, heißt es zusammenfassend in dem Zeitungsartikel. Und das stimmt. Allerdings: Frieden zu lernen, Verständnis füreinander aufzubringen, Perspektiven zu wechseln und neue Sichtweisen einzunehmen, das ist eine lebenslange, verantwortungsvolle Aufgabe und fordert Einsatz und Kraft. Doch woher nehme ich hierzu die Kraft?
[1] Vgl. hierzu: Thomas Jordan, „Ich hasse Streit“. Ein Projekt hilft Grundschülern mit und ohne Fluchterfahrung, Konflikte friedlich zu lösen – und dabei fürs Leben zu lernen, in: Süddeutsche Zeitung, 15.Juli 2019, Nr.161, 20.
[2] Ebd.