Bezüglich der „Corona-Lage“ kommt der Regierungswechsel meiner Meinung nach zur Unzeit, denn es entstand der Eindruck längerer Untätigkeit auf der Steuerungsebene in einer Phase der Pandemie, in der beherztes und sofortiges Eingreifen dringend nötig (gewesen) wäre. Ein „Schwarzer-Peter-Spiel“, bei dem jede Seite versucht, die unangenehmen Entscheidungen der anderen Seite zuzuschieben, bringt uns nicht weiter. Denn auch Untätigkeit kann nicht von der Verantwortung befreien, um die sich doch alle beworben hatten, die zur Wahl angetreten sind. Eine besondere Verpflichtung sehe ich hier bei den Personen, die sowohl der jetzigen wie der künftigen Regierung angehören.
Ansonsten ist ja von den Plänen der neuen Regierung bisher nur recht viel Papier bekannt, in dem ein Zukunftsbild von Deutschland entworfen wird, bei dem auf den ersten Blick wichtige soziale und ökologische Weichenstellungen vorgenommen werden, wenn auch manche bezweifeln, ob das schon ausreichend für eine Gesellschaft der Zukunft ist. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Kirchen und die christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft in diesen Entwürfen keine herausragende Rolle spielen. Man wird sehen, ob und wie das dann wirklich alles umgesetzt wird. Aber eine Konsequenz könnte sein, dass – gerade im Blick auf unsere Hochschule, unsere Forschung und unsere Studierenden – der Bedarf an sozialen, kulturellen und seelsorglichen Kompetenzen in einer Gesellschaft der Zukunft noch viel höher wird, auch wenn die Kirche als Träger solcher Dienste vielleicht weniger staatliche Wertschätzung erfahren wird. Aber wir sind und bleiben eine Hochschule, die aus christlicher Überzeugung arbeitet und eine kritische Zeitgenossenschaft wahrnimmt.