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Erzbistum Paderborn
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Projektor und Popcorn im Kino© Jag_cz / Shutterstock.com

Filmerlebnisse für echte Cineasten

Kirchen und Kino: Erfolgsgeschichte mit Anspruch

Mitreißendes Drama, spannender Thriller, bewegender Dokumentarfilm oder meisterhafte Charakterstudie – das alles kann man am besten erleben im Kinosaal, in dem man mitfiebert, Herzklopfen und schwitzige Hände bekommt, einfach im Dunkeln des Raums berührt und gleichzeitig fasziniert ist. Doch das gilt nicht nur für die allseits nachgefragten Actionfilme und Blockbuster, sondern ebenso für jene mehrfach prämierten Filme, die im breitgefächerten Spielplan von „Kirchen und Kino. Der Filmtipp“ laufen. Diese ökumenische Filmreihe, in Nordrhein-Westfalen, betreut von der Katholischen Akademie Schwerte, startet im September mit acht herausragenden Filmen bereits in die 21. Spielzeit.

Das Projekt spiegelt eine echte Erfolgsgeschichte für das Kulturgut Film wider: Was einst im Jahr 2002 an sieben Orten (hauptsächlich in Westfalen) seinen bescheidenen Anfang nahm, hat sich inzwischen zu einem anspruchsvollen und organisatorisch aufwendigen Unternehmen mit insgesamt 25 Spielorten in zwei Bundesländern (NRW und Niedersachsen) entwickelt und etabliert. Selbst in Zeiten von Streamingdiensten und Online-Mediatheken macht diese ökumenische Reihe deutlich, welch großes künstlerisches Potential beide Kirchen dort aufgetan haben und wie nachhaltig die Kinokultur vor allem in der ländlichen Region unterstützt werden kann. Denn die Filme laufen in erster Linie in kleinen und mittelgroßen Orten der Region und ziehen dabei ein Publikum unterschiedlicher Couleur an.

Kernthemen christlichen Glaubens

Gezeigt werden in jeder Saison acht Filme, die von der katholischen und evangelischen Filmkritik in Deutschland und in der Schweiz besonders ausgezeichnet wurden (zum Beispiel als „Film des Monats“ oder als Kinotipp der Katholischen Filmkritik). Zur Auswahl stehen unter den 40 bis 50 Filmen keine sogenannten Kassenschlager, sondern meist Arthouse-Filme, die das Publikum fordern, manches Mal auch provozieren, auf jeden Fall nicht unterfordern oder gar unterschätzen.

Doch was sind das für Themen? Geht es dabei um Kirche, Glaube, Religion? „Eher selten“, sagt Koordinator Dr. Markus Leniger, der auch Vorsitzender der Katholischen Filmkommission Deutschlands ist. „Aber in allen Filmen geht es um Liebe, Hoffnung, Treue, Hingabe, Vertrauen, Leiden, Sterben, Verzweiflung, Lebens- und Liebessehnsucht“, beschreibt der Studienleiter des Projektes an der Katholischen Akademie Schwerte. Und genau das seien ja auch die Kernthemen christlichen Glaubens, die immer ebenso eine große gesellschaftliche Bedeutung hätten. Kirche und Kino – beide konfrontierten Menschen mit ihren eigenen Bedürfnissen, mit ihren eigenen Lebensfragen.

Orientierungssuche in der Krise

Wer einen oder mehrere Filme des „Kirchen und Kino“-Spielplans gesehen hat, weiß: Im Fokus stehen oft Menschen, die sich mit persönlichen Krisensituationen in einer sich schnell verändernden Welt auseinandersetzen müssen. Thematisiert werden in der aktuellen Reihe beispielsweise der Wandel dörflicher Lebensräume in „Mittagsstunde“, die Orientierungssuche in einer Zeit der technologischen und sozialen Umbrüche in „Das Lehrerzimmer“ sowie auch der Umgang mit den Folgen terroristischer Anschläge in „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ oder auch religiös und ideologisch begründeter Frauenhass in „Holy Spider“.

Oft erzählen die Filme aber auch von der Suche nach Versöhnung wie in „The Whale“ und von der Überwindung religiöser Gegensätze wie in der Komödie „Nicht ganz koscher – eine göttliche Komödie“. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden auf hohem Niveau unterhalten, und: „Die Suche nach der eigenen Identität, die Auseinandersetzung mit ungerechten Lebensbedingungen sowie die Sehnsucht nach einem besseren Leben – das alles bleibt ein roter Faden der ausgewählten Filme“, fasst es Markus Leniger, selbst leidenschaftlicher Cineast, zusammen.

Enge Kooperation

Was den Kirchen-und-Kinoabend von den üblichen Filmvorführungen unterscheidet, ist die enge Kooperation mit den kirchlichen Gemeinden oder kirchlichen Kultur- und Bildungsträgern vor Ort. Sie pflegen nicht nur den Kontakt mit der Katholischen Akademie Schwerte, sondern auch mit „ihrem“ Kino, das sie als lokalen Partner für die Filmreihe gewinnen. „Da ist im Laufe der Jahre an den einzelnen Standorten ein enges Netzwerk entstanden“, berichtet Markus Leniger, der seit 2008 federführend das Projekt betreut.

Bevor der jeweilige Film über die Leinwand flimmert, werden die Zuschauerinnen und Zuschauer von den beteiligten Kirchenvertretern begrüßt und erhalten eine kurze Einführung in das Filmthema. Und auch im Anschluss stehen die kirchlichen Partner – wenn gewünscht – für Gespräche zur Verfügung.

Kinos sind begeistert

Was die Kinos angeht, handelt es sich bei den beteiligten Häusern meist um Programmkinos, die sowieso Arthouse-Filme zeigen. Doch: „Wir haben auch zahlreiche große Multiplexe (zum Beispiel in Hamm und Warburg) im Projekt, und die haben diese Filme normalerweise gar nicht im Programm“, so der Studienleiter. Und gerade dort besuchen plötzlich Menschen die Kinos, deren übliches Angebot sie ansonsten eher nicht anspricht. „Da kommt es zu interessanten Begegnungen.“ Die Kinos jedenfalls seien begeistert, freuten sich über neue Klientel, so die Erfahrung. Schließlich haben die Filmtheater Gelegenheit, anspruchsvolle Filme zu zeigen, die sie aus ökonomischen Gründen sonst gar nicht im Spielplan hätten.

Immer mehr Stammpublikum

Die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer bei den Filmvorführungen von „Kirchen und Kino“ variieren stark. „Je nach Standort kommen manches Mal 15 Leute, bei einem anderen Kino 150 oder sogar 200“, hat der Projektleiter die Erfahrung gemacht. Natürlich seien jene Menschen mit von der Partie, die sich zu den beteiligten Kirchengemeinden zugehörig fühlten. Doch mittlerweile habe sich an vielen Kino-Standorten eine wachsende Anzahl von regelmäßigen Besucherinnen und Besuchern herausgebildet. „Diese versuchen, alle acht Filme der Saison zu sehen, weil sie sich ganz auf die Auswahl verlassen und so wissen, dass sie auf diese Weise einige der besten Filme des vergangenen Filmjahres sehen können.“

Echtes Erfolgsrezept

Gibt es ein Erfolgsgeheimnis von „Kirchen und Kino“? „Ob es ein Geheimnis ist, kann ich nicht sagen“, betont Dr. Markus Leniger. Doch wenig bekannt sei: „Unter den rund 600 jedes Jahr in den deutschen Kinos startenden Filmen gibt es auch wie vor eine nicht geringe Zahl an großartiger Filmkunst, die Menschen berührt, Perspektiven verändert und das eigene Leben bereichern kann“. Und die Kirchen hätten seit vielen Jahren mit ihren filmpublizistischen Angeboten ein gutes Radar entwickelt, diese Filme zu erkennen und sie zu den Menschen zu bringen.

Diese kirchliche Filmarbeit funktioniert: Nicht im Kirchenraum und nicht im Pfarrsaal, sondern im öffentlichen Raum des Kinos kommt es bei der Filmreihe im besten Fall zur Begegnung und zum Austausch. Eigentlich nicht ungewöhnlich, denn Filme und Kirche warten beide mit möglichen Antworten auf und können die Glaubenden ebenso wie die Suchenden oder Zweifelnden stärken. Und Filme sind oftmals für viele dabei viel sinnlicher, anschaulicher und emotionaler als die Sonntagspredigt. Was sich Cineast Markus Leniger selbst wünscht? „Einfach mehr gute Komödien.“

Wie kann man sich für „Kirchen und Kino“ bewerben?

Da es sich um ein ökumenisches Projekt handelt, sind die örtlichen Kirchengemeinden oder die Verantwortlichen für die kirchliche Kultur- und Bildungsarbeit die eigentliche Basis für die Filmarbeit. Und diese Kooperationspartner können sich gemeinsam mit „ihrem“ Kino vor Ort bei der Katholischen Akademie Schwerte bewerben.

Wichtig: Die Filme werden ausschließlich in professionellen Kinos auf großer Leinwand gezeigt, daher ist eine Partnerschaft und ein guter Kontakt mit einem Filmtheater am Spielort Voraussetzung, um überhaupt bei der Reihe mitzumachen. „Denn es geht ja nicht nur um die Terminabstimmung zu den Filmen, sondern auch um die Überlegungen zu vertiefenden Angeboten wie Einführungen, Vorträgen und Filmgesprächen“, betont Projektleiter Markus Leniger.

Wenn es diese Kontakte zwischen Kino und Kirche (noch) nicht gibt, ist die Katholische Akademie Schwerte bei entsprechenden Anfragen von Kinos gerne behilflich und vermittelt Kontakte. „Wir sehen uns da als Dienstleister“, sagt Leniger, der auch die weiteren organisatorischen Planungen der Reihe voranbringt.

Die acht Filme werden zentral für die Einsätze in den Spielorten bei den Verleihern disponiert und gelangen dann während des Abspielturnus zu den Kinos. Kosten für Druck- und Layout der Programmflyer tragen die überregionalen kirchlichen Partner.

Weitere Infos unter: „Kirchen und Kino. Der Filmtipp“, Fachbereich Kunst und Kultur der katholischen Akademie Schwerte, Tel.: 02304 477-155, Email: leniger@akademie-schwerte.de, im Netz: www.kirchen-und-kino.de

Ein Beitrag von:
© privat
freie Autorin

Martina Schäfer

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