Archivoberrätin Dr. Gisela Fleckenstein (Speyer) thematisierte in ihrem Vortrag das Verhältnis von Erzbischof Lorenz Jaeger zu den verschiedenen Ordensgemeinschaften im Erzbistum Paderborn. Sie stellte dabei die große Nähe von Jaeger zu den Schwesterngemeinschaften im Erzbistum heraus. Professor Dr. Joachim Schmiedl (Vallendar) erweiterte diese Perspektive mit der Betrachtung der Schönstatt-Bewegung im Erzbistum.
In seinem zweiten Vortrag beschrieb Professor Dr. Joachim Schmiedl das Zustandekommen, die Struktur und das Programm der Paderborner Diözesansynode von 1948. Dr. Christine Hartig (Paderborn) widmete sich in ihrem Vortrag dem aktuellen Thema, wie Erzbischof Jaeger mit Missbrauchstätern in seinem Erzbistum umging. Sie zeigte, dass seine Sorge in erster Linie den klerikalen Tätern und dem Schutz der Institution galt.
Professor Dr. Michael Hirschfeld (Vechta) wies in seinem Vortrag auf die Schlüsselrolle von Erzbischof Jaeger in der Problematik mit den Vertriebenen nach 1945 hin, die sich schon daraus ergab, dass das Erzbistum Paderborn unter allen deutschen Diözesen den höchsten Anteil an vertriebenen Katholiken aufnahm und Erzbischof Jaeger dem Bonifatiusverein sowie dem Diaspora-Kommissariat der Fuldaer Bischofskonferenz vorstand. Archivar Dr. Arnold Otto (Nürnberg) beleuchtete die Entwicklung der Caritas in den Jahren bis 1950 ein. Der Vortrag von Professor Dr. Andreas Henkelmann (Paderborn) thematisierte Umwandlungsprozesse, die den Beruf der Seelsorgehelferinnen hin zur Gemeindereferentin (und erstmals des Gemeindereferenten) während der 1960er und 1970er Jahre erfassten. Franz Hucht (Warburg) zeichnete in seinem Vortag die Entwicklung des Verhältnisses von Erzbischof Jaeger zu den katholischen Laien von der Nachkriegszeit bis in die Konzilszeit nach.
Forschungsprojekt wie geplant
„Mein besonderer Dank gilt den Referentinnen und Referenten der diesjährigen Tagung, die trotz aller Schwierigkeiten und Einschränkungen mit ihren Vorträgen diese Tagung erst möglich machten“ sagte Professorin Dr. Nicole Priesching als Vorsitzende der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn. „Wir sind sehr erleichtert, dass wir die Tagung – wie bereits 2020 – erneut in Präsenz durchführen konnten. Im kommenden Jahr schließen wir das umfangreiche Forschungsprojekt ‚Lorenz Kardinal Jaeger‘ mit der letzten Fachtagung mit dem Thema ‚Jaeger als Person‘ ab. Es freut uns besonders, dass wir trotz der pandemischen Situation unsere Zeitplanung einhalten können“, ergänzte Projektkoordinator Christian Kasprowski.
Buch „Lorenz Jaeger als Kirchenpolitiker“
Im Rahmen der Fachtagung wurde das neue Buch „Lorenz Jaeger als Kirchenpolitiker“ vorgestellt. „In unserem neuen Band betrachten wir die politische Einstellung von Jaeger, von der Weimarer Republik, der Zeit des Nationalsozialismus, der BRD und DDR. Im Hinblick auf die Beurteilung der Rolle von Jaeger im Nationalsozialismus sehen wir unseren soeben erschienenen Band als Ergänzung und kritisches Gegenüber zum Buch ‚Lorenz Jaeger – Erzbischof in der Zeit des Nationalsozialismus‘, den die Theologische Fakultät Paderborn im letzten Jahr veröffentlicht hat. Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die Schulpolitik von Jaeger und seine öffentliche Wahrnehmung“, erläuterten die beiden Herausgeber, Professorin Dr. Nicole Priesching (Professorin für Kirchengeschichte und Religionsgeschichte an der Universität Paderborn) und ihr wissenschaftlicher Mitarbeiter Christian Kasprowski.
Der dritte Band der Reihe „Lorenz Kardinal Jaeger“ ist im Verlag Brill erschienen, umfasst 485 Seiten und kostet 79 Euro. Bereits erschienen sind die Tagungsbände „Lorenz Jaeger als Theologe“ (2019) und „Lorenz Jaeger als Ökumeniker“ (2020).