Anwalt der Würde aller Menschen sein
In Jerusalem traf er sowohl den Apostolischen Nuntius in Israel und Delegat in Jerusalem und Palästina, Erzbischof Adolfo Tito Yllana, als auch den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM. Aus diesen Gesprächen ging hervor, dass Frieden nur durch ein gleichwertiges und gleichberechtigtes Miteinander von Israelis und Palästinensern, Juden, Christen und Muslimen entstehen kann: „Unser Auftrag ist in erster Linie, Anwalt der Würde aller Menschen zu sein – und nicht politischer Akteur.“
Mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, Steffen Seibert, erörterte Erzbischof Bentz die politische Vorstellung, die radikalislamische Terrororganisation Hamas könne ausgelöscht werden. „Wir können die Hamas nicht nur als Organisation sehen. Vielmehr ist Hamas eine Idee, eine Ideologie. Auch wenn die Organisationsstruktur militärisch weitgehend zerstört sein mag, bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Wie entzieht man der Ideologie der Hamas und anderen Formen des Extremismus den Nährboden“, so der Erzbischof. Dieser Aspekt war auch Thema im Austausch mit dem Leiter des Vertretungsbüros der Bundesrepublik Deutschland in Ramallah, Oliver Owcza. Bei diesem Austausch wurde außerdem deutlich, dass die politische Situation äußerst komplex ist. Hier in Schablonen wie „gut“ und „böse“ zu denken, spiegelt die Realität nicht annähernd wieder.
Erzbischof Bentz betont: „Fakt ist: Der 7. Oktober 2023 hat alle Menschen traumatisiert. Schon am Flughafen in Tel Aviv habe ich die Plakate mit den Bildern der Vermissten und Geiseln gesehen. Dann habe ich die Berichte gehört über die humanitäre Situation der Menschen in Gaza. Das ist erschütternd und immer wieder wird auch in diesem Konflikt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit als ein wichtiges völkerrechtliches Kriterium in Kriegssituationen gestellt. Und ich habe erfahren: Im Schatten des Krieges in Gaza haben die völkerrechtswidrigen Siedlungsaktivitäten, aber noch schlimmer auch die Siedlergewalt im Westjordanland, zugenommen.“