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Erzbistum Paderborn
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© Hans Blossey / luftbild-blossey.de

Ein Tag, der Hoffnung schenkt

Erste Gefangenen-Wallfahrt in Werl ist ein Zusammentreffen verschiedener Menschen mit ihren unterschiedlichen Geschichten. Sie spendete ihnen mit spirituellen Impulsen Kraft und Mut für den Alltag im geschlossen und offenen Vollzug

Rot-weiße Absperrbänder schmücken die Pilgerstätte in Werl. Denn hier findet eine außergewöhnliche Wallfahrt statt. Zum ersten Mal kommen nicht wie sonst große Busse an, sondern mehrere Gefangenentransportwagen der Justiz mit Sicherheitsbeamten in Zivil. Und mit ihnen etwa 90 Gefangene aus dem offenen und geschlossenen Vollzug aus Gefängnissen aus dem Bereich des Erzbistums Paderborn. Es ist die erste Gefangenen-Wallfahrt hier überhaupt.

Die Idee dafür entstand bei einem gemeinsamen Treffen mit den Gefängnisseelsorgerinnen und Gefängnisseelsorgern aus dem Erzbistum. „Es gibt Ausgänge zu anderen Justizvollzugsanstalten für DFB-Fußballturniere. Und dann dachten wir, dass eine spirituelle Ausführung sicher auch einen Stellenwert haben kann“, erzählt Michael King, Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Herford. Dabei gestaltete sich die Organisation für die Wallfahrt als ein schwieriges Unterfangen, da es viele Hürden und Auflagen für eine Ausführung mit den Inhaftierten gab.

„Da treffen Welten aufeinander“

Und obwohl nicht alle Teilnehmenden christlich geprägt sind, ist die Freude und das Interesse für die Wallfahrtskirche groß. Gestaltet wurde der Tag unter anderem von Wallfahrtsseelsorgerin Ursula Altehenger. Vom Parkplatz angefangen machte sich die große Gruppe zusammen mit Sicherheitsbeamten auf den Weg in den Garten des ehemaligen Franziskanerklosters in Werl.

Die kleine Wanderung ist mit mehreren Impulsen gestaltet, bei Kaffee und Kuchen tauschen sich die Teilnehmenden über das Gesehene und Gehörte mit den Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus. Als feierlichen Abschluss gibt es einen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche, was für viele Gefangene in dieser Form sehr fremd ist. „Ein Großteil der Teilnehmenden ist nicht kirchlich sozialisiert. Da treffen Welten aufeinander“, sagt King, der mit drei weiteren Gefängnisseelsorgern an der Wallfahrt teilnimmt. Denn der Gottesdienst in den Justizvollzugsanstalten würde ganz anders ablaufen.

Ein Großteil der Teilnehmenden, die mit dabei sind, kommt aus dem offenen Vollzug. Doch es reisten auch sechs Inhaftierte aus dem geschlossenen Vollzug an. „Für sie ist es wirklich ein außergewöhnliches Erlebnis ohne Fußfessel und Handschellen anzureisen. Zudem haben sie sich gefreut, einfach mal rauszukommen“, erzählt Michael King weiter.

Was bedeutet eigentlich Gefängnisseelsorge?

Seelsorge im Gefängnis bedeutet, die Inhaftierten als auch die Bediensteten von Justizvollzugsanstalten seelsorglich zu begleiten. Sie bieten innerhalb der Einrichtungen vertrauliche Einzelgespräche und Seelsorgegruppen an, um über existenzielle Themen zu sprechen. Zudem helfen Gefängnisseelsorger dabei, Alltagsprobleme zu lösen und stehen den Gefangenen dafür regelmäßig zur Seite.

Weitere Informationen gibt es

Meditative Impulse in friedlicher Atmosphäre

Besonders schön ist es nämlich, dass wirklich alle in zivil gekleidet an der Veranstaltung teilnehmen können: Eine Zusammenkunft verschiedener Menschen mit ihren eigenen Biografien und Geschichten. Dort, an der Wallfahrtsbasilika in Werl begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. Junge Erwachsene bis hin zu älteren Inhaftierten im Rollstuhl – an diesem Tag freuen sie sich über das Beisammensein und die friedliche Atmosphäre.

Ursula Altehenger verteilt einen kleinen bunten Rosenkranz. Zu jeder Perle gibt es meditative Impulse und Fragen wie beispielsweise „In welcher Lebenssituation habe ich mich gefreut?“ oder „Wann wurden meine Lebenspläne durchkreuzt?“ Sie zünden Kerzen an.

Und weil die Wallfahrt mit den Gefangenen in diesem Jahr so gut gelungen ist, hofft King zusammen mit den anderen Gefängnisseelsorgerinnen und Gefängnisseelsorgern aus dem Erzbistum auf eine Wiederholung im kommenden Jahr. Denn die Wallfahrt vermittelt den Teilnehmenden Hoffnung, so King. Das sei bei dieser Veranstaltung für alle spürbar gewesen. Michael King liegt es sehr am Herzen, dass die Insassen auch weiterhin spirituell begleitet werden: „Es sind doch nicht nur Verurteilte. Es sind Menschen, die uns und vor allem auch der Kirche sehr wichtig sind.“

Ein Beitrag von:
Redakteurin

Miriam Westfechtel

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