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Erzbistum Paderborn
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Die Weihnachtsgeschichte

Die Geschichte von der Geburt Jesu, die am Heiligen Abend in den Gottesdiensten vorgelesen wird, befindet sich im Lukasevangelium. Wir haben sie nacherzählt.

Es ist das 8. Jahrhundert seit der Gründung Roms. In der damaligen Welthauptstadt residiert glanzvoll Kaiser Augustus und lenkt die Geschicke seines Riesenreiches. Nach zermürbenden Bürgerkriegen herrscht dort weitgehend Frieden, die Epoche der „Pax Romana“ bringt für die römische Bürgerschaft Stabilität und Wohlstand. Kaum vorstellbar, dass irgendetwas oder irgendjemand ähnlich Geschichte schreiben könnte wie Rom in dieser Zeit.

Oder?

Weit entfernt vom kaiserlichen Machtzentrum, um das Jahr 754 nach der Gründung Roms, beginnt in der entlegenen römischen Provinz Syrien etwas Kreise zu ziehen. Eine andere Macht sammelt sich dort, ganz ohne Heere und Triumphzüge. Eine Gruppe von vier Menschen sind die ersten, die diese Macht erfahren, zwei Paare, deren Namen Zacharias und Elisabet, Josef und Maria lauten. Die vier sind eine Familie, denn Elisabet und Maria sind miteinander verwandt.

Zacharias und Elisabet

Zacharias ist Priester am Jerusalemer Tempel und schon viele Jahre mit Elisabet verheiratet. Sie sind gerechte und fromme Leute, in deren Leben es aber einen Wermutstropfen gibt: Die beiden haben keine Kinder. Elisabet ist inzwischen zu alt, um noch schwanger zu werden. Das dachten die beiden zumindest.

Eine ungewöhnliche Begegnung im Tempel

Eines Tages erscheint Zacharias im Jerusalemer Tempel eine rätselhafte Gestalt, die ihm Angst einjagt. Was sie ihm zu sagen hat, ist ungeheuerlich: Elisabet, seine Frau, soll tatsächlich noch einen Sohn zur Welt bringen, der Johannes heißen soll. Als ob das nicht genug unglaubliche Neuigkeiten seien, teilt ihm der Fremde auch noch mit, dass dieses Kind etwas ganz Besonderes sein wird. Seine Aufgabe werde es sein, das Volk für „den Herrn“ bereit zu machen – wer auch immer damit gemeint sein soll.

Misstrauisch bezweifelt Zacharias, dass dies möglich sein könne. Da enthüllt sein Gegenüber seine Identität und Zacharias versteht sofort, warum er sich fürchtet: Er hat es mit niemand Geringerem als dem Erzengel Gabriel zu tun. Der ist ungehalten darüber, dass Zacharias seinen Worten keinen Glauben schenkt und schlägt ihn mit Stummheit, so dass Zacharias mit niemandem über das Unglaubliche reden, was sich ereignet hat. Eins erkennt er allerdings bald: Der Engel hat die Wahrheit gesagt. Denn seine Frau wird schwanger.

Die Verkündigung an Maria

Die Ereignisse um Zacharias und Elisabet sind jedoch erst der Anfang. Als Elisabet im sechsten Monat ist, erhält ihre junge Verwandte Maria, die in Nazareth in Galiläa lebt, ebenfalls Besuch vom Erzengel Gabriel. Auch ihr verkündet er, dass sie bald einen Sohn zur Welt bringen werde. Und was er über dieses Kind sagt, das Jesus heißen soll, übertrifft seine Worte über den Sohn von Zacharias und Elisabet bei weitem:

„Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ (Lk 1,32f)

Ein Kind vom Heiligen Geist

Maria kann kaum glauben, was sie da hört. Was sollen diese Worte über Gott, den Thron Davids und eine ewige Herrschaft? Und dann: Sie ist gerade mal verlobt, mit Josef aus dem Hause David, lebt noch gar nicht mit ihm zusammen und kann deshalb doch gar kein Kind zu empfangen, zumindest jetzt noch nicht…

Da eröffnet ihr der Erzengel, dass die Mitwirkung ihres Verlobten ist bei der Zeugung dieses Kindes gar nicht vorgesehen ist: „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten“, so Gabriel. Und das ist noch nicht alles: „Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,35).

Marias großer Glaube

Und Maria? Was fängt sie mit all dem an? Man hätte einiges erwarten können nach der Ankündigung, dass Gott ausgerechnet sie ausersehen hat, ein Kind zu gebären, das „Sohn Gottes“ genannt werden soll: Erschrecken, Davonlaufen, Ungläubigkeit, zumindest hartnäckiges Nachfragen. Doch Maria antwortet schlicht: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38) Bisher war nicht klar, warum der Engel ausgerechnet zu dieser jungen Frau aus Nazareth geschickt wurde. Doch spätestens jetzt weiß man: Der Glaube Marias und ihr Gottvertrauen sind groß.

Marias Besuch bei Elisabet

Kaum ist der Engel gegangen, bricht Maria auf, zu Elisabet. Wie sich herausstellt, muss Maria gar nichts erzählen, als sie Elisabet gegenübertritt. Diese spürt, wie das Kind in ihrem Leibe hüpft – und weiß Bescheid. „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“, begrüßt sie Maria. „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk 1, 42f.) Und man beginnt zu ahnen, dass dieser „Herr“, den Maria zur Welt bringen soll, jener „Herr“ ist, dem Elisabets Sohn den Weg bereiten soll.

Marias erstaunliche Worte

Maria antwortet mit erstaunlichen Worten, die erkennen lassen, dass sie inzwischen versteht, was das alles bedeutet. Dass sie, ein unbedeutendes Mädchen, offensichtlich von Gott auserwählt worden ist, muss doch heißen, dass etwas ganz und gar Neues in die Welt kommt. Dass bald nichts mehr so sein wird wie zuvor:

„Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lk 1, 49-53)

Die Geburt des Täufers

Als Elisabet ihren Sohn Johannes zur Welt bringt, ist Zacharias endlich von seiner Stummheit befreit. Und es bricht das aus ihm heraus, was in den vergangenen Monaten an Erkenntnis in ihm gereift sein muss: Gott greift in die Geschichte ein und will ihr eine neue Wendung geben. „Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen; er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David“ sagt er. (Lk 1,68-69). Und sein eigener Sohn, jetzt noch ein Säugling, wird diesem Retter den Weg bereiten – als Johannes der Täufer.

Auch Josef begegnet einem Engel*

Maria kehrt unterdessen nach Nazareth zurück, und Josef, ihr Verlobter, bemerkt, dass sie ein Kind erwartet. Natürlich vermutet er, dass Maria ihm untreu war und überlegt, ob er sich von ihr trennen soll. Doch da hat auch er eine Begegnung mit einem Engel, nachts im Traum. Dieser eröffnet ihm, dass das Kind, das Maria erwartet, vom Heiligen Geist sei und dass er deshalb nicht zögern solle, sie zur Frau zu nehmen. Wie Maria scheint Josef ein Mensch mit einem großen Gottvertrauen zu sein. Denn er glaubt den Worten des Engels.

Die Geburt Jesu

Maria ist hochschwanger, als ein kaiserlicher Erlass das junge Paar und alle Menschen in der römischen Provinz Syrien erreicht: Augustus befiehlt, dass sich alle Bewohner des römischen Reiches in ihrer jeweiligen Geburtsstadt in Steuerlisten eintragen sollen. Für Josef bedeutet dies, dass er nach Betlehem reisen muss, ausgerechnet jetzt, da seine Frau kurz vor der Niederkunft steht. Was alles noch schlimmer macht: Sie finden in Betlehem nicht einmal eine Bleibe, in der sie unterkommen können.

Ein Stall als Unterkunft

Und es kommt, wie es kommen muss: Bei Maria setzen in die Wehen ein, ohne dass sie und ihr Mann ein Dach über dem Kopf haben. In ihrer Not suchen sie in einem Stall Unterschlupf, wo Maria ihr Kind zur Welt bringt und es in eine Krippe legt.

Und man fragt sich zu diesem Zeitpunkt schon: Was ist jetzt mit all den großen Ankündigungen? Der „Sohn Gottes“, der „Herr“, der „starke Retter“ – kann es wirklich sein, dass dieser in einem armseligen Stall in einer Krippe liegt und dort die ersten Stunden seines Lebens verbringt?

Doch mögliche Zweifel zerstreuen sich bald. In der Nähe des Stalls halten Hirten Nachtwache bei ihrer Herde, als plötzlich ein Engel bei ihnen steht und ihnen als erste verkündet, was gerade in ihrer Nachbarschaft geschehen ist:

Die Botschaft des Engels

Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. (Lk 2, 10-14)

© vovan / Shutterstock.com
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Gott hat den Retter geschickt!

Die Hirten machen sich sofort auf die Suche nach diesem Kind, das der Retter sein soll. Sie finden den Stall und sie finden das Kind, genau wie es der Engel beschrieben hat. Auch wenn sie nichts anderes sehen können als einen hilflosen kleinen Säugling: Sie glauben, was sie gehört haben und preisen Gott dafür, dass er ihnen den Retter geschickt hat.

Ein Bekenntnis verändert die Welt

In Rom residiert weiterhin glanzvoll Kaiser Augustus, ohne von dem Notiz zu nehmen, was in der weit entlegenen Provinz Syrien geschehen ist. Er muss auch nicht Notiz davon nehmen, denn diese Macht, die da im Stall von Bethlehem auf die Welt gekommen ist, ist anders als jene Macht, die er in Händen hält. Aber diejenigen, die das Kind in den folgenden Jahren kennenlernen und es auf seinem irdischen Weg begleiten, werden ihre Erfahrungen schließlich mit einem Bekenntnis auf den Punkt bringen, das die Welt verändern wird:

Gott ist Mensch geworden!

Das neugeborene Kind, das den Namen Jesus erhält, ist wirklich Gottes Sohn. Und als solcher Gott selbst.

In jener Nacht, als die Engel den Hirten die Geburt des Retters verkünden, hat Gott seiner Geschichte mit den Menschen unmerklich eine neue Richtung gegeben, für alle Zeiten, die noch kommen werden. Durch die Jahrhunderte hindurch bis zum heutigen Tag schenkt das Kind in der Krippe den Menschen Hoffnung und die Zuversicht, dass Gott für immer fest mit ihnen verbunden ist.

Diese Weihnachtsgeschichte erschein erstmals im Magazin „Weihnachten im Erzbistum Paderborn“ aus dem Jahr 2020. Sie wurde leicht gekürzt.

* Die Begegnung zwischen Josef und dem Engel ist nicht im Lukas-Evangelium enthalten. Sie findet sich im Matthäus-Evangelium (Mt 1, 18-25).

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