Mit Sorge in die Zukunft blicken
Die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz hat sich in ihren vergangenen Sitzungen mit der Situation junger Menschen während der Corona-Pandemie beschäftigt und dabei auch verschiedene Studienergebnisse in den Blick genommen. Aktuelle Einblicke in das Leben und Lernen junger Menschen während der Pandemie geben beispielsweise die JuCo III-Studie der Universitäten Hildesheim und Frankfurt, die JIM-Studie 2021 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest, der Monitor Jugendarmut in Deutschland 2020 der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit sowie die Trendstudie Jugend in Deutschland – Sommer 2022 der Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann. Den Studienergebnissen zufolge blicken viele junge Menschen mit Sorge auf die eigene Zukunft und die Perspektiven, die sich ihnen erschließen. Notwendige professionelle Hilfsangebote und Unterstützungsangebote fehlen vielerorts, was den Umgang mit der Pandemie zusätzlich erschwert. Hinzu kommen Sorgen um die eigene sowie die Gesundheit der Familie, Herausforderungen durch Einsamkeit, Langeweile und die Angst um den Abschluss der eigenen (Schul-)Ausbildung bzw. des Studiums.
Akteurinnen und Akteure der katholischen Jugendsozialarbeit berichten, dass sich die Pandemie in Jugendhilfeeinrichtungen besonders bemerkbar macht. Das Bildungsniveau geht trotz vorhandener formaler Bildungsabschlüsse zurück. Das zeigt, dass die Herabsetzung der Anforderungen an Schulabschlüsse zwar eine kurzfristige Lösung war, jungen Menschen aber mittel- und langfristig eher schadet. Die christlichen Kirchen erreichen junge Menschen in den meisten Fällen nicht mehr, sodass Religion bei vielen keine Rolle bei der Bewältigung der aktuellen Krisen spielt. Den jungen Menschen fehlen zentrale Erfahrungen und Lebensereignisse der Lebensphase Jugend, die nur begrenzt nachgeholt werden können. Zudem nehmen soziale Ängste und Unsicherheiten zu und auch der soziale Umgang muss neu erlernt werden. Gerade junge Menschen sind jetzt auch anfälliger für radikales Gedankengut. Hier zeigt sich besonders, wie wichtig Orte der politischen Bildung sind, an denen Demokratie erfahrbar werden kann. Benachteiligte junge Menschen brauchen jetzt niederschwellige Möglichkeiten, diese Probleme gemeinsam angehen zu können.
Jugendhilfe stärker fördern
Die exemplarisch aufgeführten Herausforderungen zeigen die Notwendigkeit von jugendpastoralen Angeboten. Die Mitglieder sowie die Beraterinnen und Berater der Jugendkommission nehmen wahr, dass noch nicht alle Pfarreien umsetzen, was seitens der gesetzlichen Regelungen möglich wäre und Jugendpastoral dadurch deutlich erschwert wird. Die Jugendkommission möchte die Verantwortlichen in den Pfarreien ermutigen, Angebote der Jugendpastoral wieder zu ermöglichen und Gemeindehäuser und Einrichtungen für die Akteurinnen und Akteure der Jugendpastoral zu öffnen. Mit Orientierung an den geltenden Schutzmaßnahmen können auch katholische Jugendbildungsstätten ihr Angebot wieder ausweiten und müssen erhalten werden, um Orte der Jugendpastoral und der Jugendhilfe sein zu können. Mit Blick auf die aktuelle Situation sollte nach Formen und Angeboten gesucht werden, die die Jugendlichen ermutigen, diese wahrzunehmen. Weihbischof Wübbe betont: „Wir müssen ein besonderes Augenmerk auf Jugendliche aus prekären Lebenswelten legen; diese sind besonders von der Krise betroffen. Bildungs- und Zukunftsperspektiven verschlechtern sich und einigen droht die Jugendarbeitslosigkeit. Außerdem sollen Angebote der Jugendpastoral für junge Menschen mit Fluchterfahrungen geöffnet werden.“