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Erzbistum Paderborn
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Am 23. März wird die neue Dauerausstellung in Corvey eröffnet© Martina Schäfer / Erzbistum Paderborn

Das Jahrtausend der Mönche Neue Dauerausstellung im Welterbe Corvey

Von karolingischen Buchstaben bis zu barocken Kesselpauken: Die ehemalige Benediktinerabtei Corvey hat eine lange Geschichte. Eine neue Ausstellung macht sie nun erfahrbar

Es ist zwar kein Urknall, wirkt aber doch irgendwie kosmisch: Oben am Himmel fallen Lichtstrahlen durch die zarte Wolkendecke, und wie aus dem Nichts taucht langsam eine rötlich-braune Schrifttafel auf, deren Buchstaben farbenprächtig nach und nach aufleuchten: „Civitatem Istam“ steht dort in antiker capitalis quadrata. Diese monumentale Inschrift gibt Zeugnis über die Klostergründung Corveys im 9. Jahrhundert am Weserbogen, mit dem Wunsch der ersten Benediktinermönche versehen: „Umhege, oh Herr, diese Stadt und lass Deine Engel die Wächter ihrer Mauern sein“. Eindrucksvoller lässt sich die Gründung Corveys nicht inszenieren – mit Hilfe eines 3-D-Scans und digitaler millimetergenauer Reproduktion. Ein echter Wow-Effekt gleich zu Beginn.

In heutigen Zeiten muss man einiges aufbieten, um Menschen für Klostergeschichte zu begeistern. Deshalb haben die Verantwortlichen hinter dem Welterbe Westwerk und Civitas Corvey eine komplett neue Dauerausstellung konzipiert. Ab dem 23. März ist in „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis ins Goldene Zeitalter“ zu bestaunen, wie sich Corvey nach seiner Gründung vor 1200 Jahren schnell zu einem frühen Missionszentrum entwickelte, das Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Kunst der damaligen Welt prägte.

Auf zwei Ebenen können Besuchende in den hohen Räumen des ehemaligen Konventsgebäudes in die wechselvolle Klostergeschichte eintauchen. Durch eine gelungene Mixtur aus multimedialen Erlebnisstationen und früh- und hochmittelalterlichen Kunstwerken wird das Leben und Wirken der Benediktiner und ihre besonderen Errungenschaften direkt am Ort des Geschehens erlebbar.

Antike Welt an der Weser

Die virtuelle Welt liefert in Corvey keine plakative Show, sondern bietet den Leihgaben und Kostbarkeiten eine Bühne, die nach mehr als 30 Jahren endlich in einen echten Zusammenhang gestellt werden können. Direkt unter dem beschriebenen Himmelschauspiel an der Wand des ehemaligen Kapitelsaals geht der Blick zu Exponaten, die einst die Außenfassade des historischen Westwerks zierten. Da sind zwei Fragmente der vergoldeten Kupferbuchstaben einer verlorenen Inschrift im einstigen Chorbereich aus der ersten Bauphase der Kirche zu bewundern. Wertvolle Objekte, die der Corvey-Forscher Uwe Lobbedey bei Ausgrabungen entdeckte.

„Diese Buchstaben sind nördlich der Alpen einzigartig und Ausdruck des antiken Erbes, das die Mönche aus Corbie im Frühmittelalter an die Weser gebracht haben“, so erklärt Christoph Stiegemann und ergänzt: „Diese Art der Inschrift ist sonst nur am Konstantinsbogen in Rom zu finden“. Stiegemann, ehemaliger Leiter des Diözesanmuseums Paderborn, hat die Dauerausstellung konzipiert. „Kein Projekt in meinem Berufsleben hat sich so lange entwickelt“, sagt er, der seit 2016 mit dieser Aufgabe betraut ist.

Ebenso faszinierend wie die eleganten Buchstaben sind die Fragmente eines Wellenrankenfrieses aus der Zeit vor 844, die bei Ausgrabungen zum Vorschein gekommen sind. Während das kostbare Original natürlich in einer Vitrine zu sehen ist, haben die Ausstellungsmacher eine Lichtdecke entworfen, welche die umlaufende Rankenmalerei in der ursprünglichen Raumsituation der ehemaligen Scheitelkapelle zeigt. „Solch ein aufwändiger Fries ist sonst nur in römischen Villen zu finden“, betont Stiegemann.

Anschaulich und informativ

Überhaupt: Die Licht-Raum-Konzeption, die Visualisierungen der gesamten Dauerausstellung, sehr stimmig vom Innenarchitekten Ludger Schwarze-Blanke entworfen, zielt darauf ab, die Gäste direkt hineinzuholen in Corveys Geschichte und ihnen auf unterhaltsame Weise deutlich zu machen, welche herausragende Bedeutung die ehemalige Reichsabtei an der Weser einst hatte. Dazu gehören ebenso die bildgewaltigen Filme im „Stillen Winkel“ im Oberschoss des Schlosses.

Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Leiter des Pastoralverbunds Corvey und Pfarrverwalter der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, zeigt sich begeistert über die neue Schau: „Mit der Neugestaltung ist ein Bogen gespannt von den Anfängen Corveys zum Neubeginn nach dem Dreißigjährigen Krieg. Diese Präsentation der Exponate zeigt das Glaubensleben der Mönche, in deren Zentrum Jesus Christus stand, von dessen Leben, Tod und Auferstehung die Kunstwerke durchdrungen sind. Kunst und Kultur lassen so den Besucher eintauchen in die Bilderwelt der Karolinger und des Barock, die ein Zeugnis jener Glaubenskraft sind, die Corvey geprägt hat und die auch heute Vertrauen und Hoffnung im Leben vermitteln kann.“

In den vier Räumen des Äbteganges des Schlosses wird die Zeitreise fortgesetzt: Dort liegt der Fokus auf jener Zeit, als Corvey nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges zu neuer Blüte gelangte, und die Generationen von Fürstbischöfen ihre Spuren hinterließen. Eine rasante Drohnenfahrt führt durch die üppig geschmückte barocke Abteikirche Corveys, die einst der Fürstbischof Christoph von Galen (1661-1678) mit Sinn für reiche Raumausstattung plante.

Imposante Barockbauten

Der unverwechselbare Stil des flämisch geprägten Hochbarocks, zunächst ab 1655 im Paderborner Dom eingeführt, bestimmt auch das Ensemble der neuen Klosterkirche in Corvey, die in den Jahren zwischen 1674-1681 entstand und heute noch zu den imposantesten Barockbauten in der Region zählt. Der tatkräftige von Galen belebte das Kloster durch die Wiedereinsetzung eines adligen Konvents und sorgte für neuen Aufschwung nach schlimmen Jahren.

In den nächsten Räumen macht die Ausstellung die Besuchenden mit der Heiligen- und Reliquienverehrung bekannt und erinnert daran, dass Abt Florenz von dem Velde nach dem Dreißigjährigen Krieg die Reliquien des heiligen Vitus zurück nach Corvey holte. Eine Vielzahl an Goldschmiedearbeiten und Skulpturen aus dem Besitz der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, inzwischen aufwändig restauriert, zeugt vom barockzeitlichen Wirken im Kloster des 17. Jahrhunderts. Ein herausragendes Exponat stellt der elegante Abtsstab des Florenz von dem Velde von 1702 dar, der für zwei Jahre von Paderborn nach Corvey wechselt.

Theatrum Sacrum

Wunderbar auch die Hörstation, an der die drei Fürstäbte Florenz von dem Velde, Maximilian von Horrich und Theodor von Brabeck darüber diskutieren, wer eigentlich mehr für Corvey getan hat. Das Finale trumpft noch einmal mit einer farbenprächtigen Inszenierung vor der Kulisse eines Hochaltares auf: Kostbare liturgische Gewänder und kiloschwere Kesselpauken sowie entsprechende Orgelmusik als Teil des Lobgesangs der irdischen und himmlischen Chöre geben Eindruck von einem barocken Festhochamt, das die Sinne im „Goldenen Zeitalter“ auf alle erdenklichen Weisen ansprechen sollte.

So will die neue Dauerausstellung im Welterbe Corvey die Jahrhunderte benediktinischen Wirkens am Weserbogen zugänglich machen. Und sie bietet auch eine ausgezeichnete Einführung für die große Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“, die vom 21. September an im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen sein wird.

Dauerausstellung „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis ins Goldene Zeitalter“

Die neue Dauerausstellung im Welterbe Westwerk und Civitas Corvey „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis ins Goldene Zeitalter“ ist ab dem Saisonbeginn am 23. März 2024 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Welterbe Westwerk Corvey.

Ein Beitrag von:
© privat
freie Autorin

Martina Schäfer

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