Es ist zwar kein Urknall, wirkt aber doch irgendwie kosmisch: Oben am Himmel fallen Lichtstrahlen durch die zarte Wolkendecke, und wie aus dem Nichts taucht langsam eine rötlich-braune Schrifttafel auf, deren Buchstaben farbenprächtig nach und nach aufleuchten: „Civitatem Istam“ steht dort in antiker capitalis quadrata. Diese monumentale Inschrift gibt Zeugnis über die Klostergründung Corveys im 9. Jahrhundert am Weserbogen, mit dem Wunsch der ersten Benediktinermönche versehen: „Umhege, oh Herr, diese Stadt und lass Deine Engel die Wächter ihrer Mauern sein“. Eindrucksvoller lässt sich die Gründung Corveys nicht inszenieren – mit Hilfe eines 3-D-Scans und digitaler millimetergenauer Reproduktion. Ein echter Wow-Effekt gleich zu Beginn.
In heutigen Zeiten muss man einiges aufbieten, um Menschen für Klostergeschichte zu begeistern. Deshalb haben die Verantwortlichen hinter dem Welterbe Westwerk und Civitas Corvey eine komplett neue Dauerausstellung konzipiert. Ab dem 23. März ist in „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis ins Goldene Zeitalter“ zu bestaunen, wie sich Corvey nach seiner Gründung vor 1200 Jahren schnell zu einem frühen Missionszentrum entwickelte, das Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Kunst der damaligen Welt prägte.
Auf zwei Ebenen können Besuchende in den hohen Räumen des ehemaligen Konventsgebäudes in die wechselvolle Klostergeschichte eintauchen. Durch eine gelungene Mixtur aus multimedialen Erlebnisstationen und früh- und hochmittelalterlichen Kunstwerken wird das Leben und Wirken der Benediktiner und ihre besonderen Errungenschaften direkt am Ort des Geschehens erlebbar.