Dienstagmorgen, 7.00 Uhr in einer Wohnung oberhalb der Neheimer Fußgängerzone: auf einen Kaffee mit Gott. So beginnt der typische Arbeitstag von Florian Reddeker – mit dem Brevier, dem Stundengebet der Kirche, bei schwarzem Kaffee. Nach dem geistlichen dann der körperliche Start in den Tag: am Rudergerät. Gut ein Jahr nach der Priesterweihe ist Alltag eingekehrt im Leben des jungen Vikars. Die tägliche Messfeier in einer der sieben Kirchen seiner Pfarrei, dann Erledigungen im Pfarrbüro, ein unkomplizierter kollegialer Austausch. Auch klassischer Bürokram gehört neben den priesterlichen Grunddiensten dazu.
„Als ich letztes Jahr meinen neuen Einsatzort erfahren habe, dachte ich erst: Neheim? Kenne ich nicht. Aber schön, dass es nach dem städtischen Einsatz im Diakonat wieder mehr ins Grüne geht. In meine Heimat ist es auch nicht so weit, so bleibt der Kontakt zu Freunden bestehen. Mittlerweile bin ich in meinem neuen Amt wirklich gut angekommen. Zu unserem Team, das recht jung ist, hatte ich von Anfang an einen guten Draht. Die Zeit ist schnell verflogen und ich fühle mich beheimatet hier. In meinem Zuhause, aber auch in den Kirchen und bei den Menschen.“
Die Gläubigen in seiner Pfarrei sind froh, dass Reddeker da ist. Wieder ein junger Priester. Ein gutes Zeichen, dass noch was los ist in der Gemeinde. Sie lächeln ihn an, begegnen ihm mit Freude und Wohlwollen. Natürlich muss er als junger Mensch und Priester erst mal seinen Platz finden. Aber das Signal ist positiv: Schön, dass Sie da sind!
Seelsorge überwindet Generationen-Grenzen
„Ich erlebe hier eine klare Trennung zwischen den gesamtkirchlichen Problemen und dem, was vor Ort in den Gemeinden an Schönem und Stärkendem passiert. Das zeigt mir immer aufs Neue, wozu die Kirche eigentlich da ist: anderen beizustehen, Trost zu spenden, Spuren zu Gott zu suchen und zu eröffnen. Dabei profitiere ich von meinem Alter. Als einem der Jüngsten im kirchlichen Dienst begegnen mir viele mit positivem Erstaunen: Wie kann sich ein so junger Mensch für den Weg als Priester entscheiden? Das Alter eröffnet mir da noch einige Türen.“
Wie wertvoll sein Dienst an den Menschen ist, spürt Reddeker oft in den Begegnungen, die nicht im Terminkalender stehen: Ein verregneter Nachmittag in diesem Jahr, der Vikar huscht durch die Pfarrkirche, um dem Küster eine Notiz zu hinterlassen. Im Kirchenraum eine Frau, die Reddeker aus dem Gottesdienst kennt. Ein kurzes Hallo, ein paar Floskeln über das Wetter, dann Stille. „Sie haben sicherlich keine Zeit.“ – „Doch, ich habe Zeit für Sie.“ – „Herr Vikar, können Sie mit mir beten? Ich kann es nicht.“ Die Tränen kullern der Frau über die Wangen und sie berichtet von familiärer Not, von ihrer Verzweiflung, die sich jetzt ihren Weg bahnt. Reddeker ist berührt von der Situation, in der eine gestandene Frau mit so viel mehr Lebenserfahrung vor ihm steht und ihn um Hilfe bittet. Sie setzen sich zusammen in eine Kirchenbank, falten die Hände und er fasst ihre Sorgen und Wünsche, ihre Not gegenüber Gott in Worte.