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Erzbistum Paderborn
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© Hans Blossey / luftbild-blossey.de

Damit der Glaube wachsen kann

Seit einem Jahr Priester: Vikar Florian Reddeker berichtet, wie er in seinem neuen Amt angekommen ist und wie er sich in der Begegnung mit den Gläubigen seiner Gemeinde auch selbst auf die Suche nach Gott begibt.

Vikar Florian Reddeker wurde vor einem guten Jahr zum Priester geweiht und ist nach seinem Diakonat in Dortmund seit Juli 2021 Teil des Pastoralteams St.-Johannes-Baptist Neheim. In einem Gespräch berichtet der 30-Jährige, wie er in seinem neuen Amt angekommen ist und wie er sich in der Begegnung mit den Gläubigen seiner Gemeinde auch selbst auf die Suche nach Gott begibt.

Dienstagmorgen, 7.00 Uhr in einer Wohnung oberhalb der Neheimer Fußgängerzone: auf einen Kaffee mit Gott. So beginnt der typische Arbeitstag von Florian Reddeker – mit dem Brevier, dem Stundengebet der Kirche, bei schwarzem Kaffee. Nach dem geistlichen dann der körperliche Start in den Tag: am Rudergerät. Gut ein Jahr nach der Priesterweihe ist Alltag eingekehrt im Leben des jungen Vikars. Die tägliche Messfeier in einer der sieben Kirchen seiner Pfarrei, dann Erledigungen im Pfarrbüro, ein unkomplizierter kollegialer Austausch. Auch klassischer Bürokram gehört neben den priesterlichen Grunddiensten dazu.

„Als ich letztes Jahr meinen neuen Einsatzort erfahren habe, dachte ich erst: Neheim? Kenne ich nicht. Aber schön, dass es nach dem städtischen Einsatz im Diakonat wieder mehr ins Grüne geht. In meine Heimat ist es auch nicht so weit, so bleibt der Kontakt zu Freunden bestehen. Mittlerweile bin ich in meinem neuen Amt wirklich gut angekommen. Zu unserem Team, das recht jung ist, hatte ich von Anfang an einen guten Draht. Die Zeit ist schnell verflogen und ich fühle mich beheimatet hier. In meinem Zuhause, aber auch in den Kirchen und bei den Menschen.“

Die Gläubigen in seiner Pfarrei sind froh, dass Reddeker da ist. Wieder ein junger Priester. Ein gutes Zeichen, dass noch was los ist in der Gemeinde. Sie lächeln ihn an, begegnen ihm mit Freude und Wohlwollen. Natürlich muss er als junger Mensch und Priester erst mal seinen Platz finden. Aber das Signal ist positiv: Schön, dass Sie da sind!

Seelsorge überwindet Generationen-Grenzen

„Ich erlebe hier eine klare Trennung zwischen den gesamtkirchlichen Problemen und dem, was vor Ort in den Gemeinden an Schönem und Stärkendem passiert. Das zeigt mir immer aufs Neue, wozu die Kirche eigentlich da ist: anderen beizustehen, Trost zu spenden, Spuren zu Gott zu suchen und zu eröffnen. Dabei profitiere ich von meinem Alter. Als einem der Jüngsten im kirchlichen Dienst begegnen mir viele mit positivem Erstaunen: Wie kann sich ein so junger Mensch für den Weg als Priester entscheiden? Das Alter eröffnet mir da noch einige Türen.“

Wie wertvoll sein Dienst an den Menschen ist, spürt Reddeker oft in den Begegnungen, die nicht im Terminkalender stehen: Ein verregneter Nachmittag in diesem Jahr, der Vikar huscht durch die Pfarrkirche, um dem Küster eine Notiz zu hinterlassen. Im Kirchenraum eine Frau, die Reddeker aus dem Gottesdienst kennt. Ein kurzes Hallo, ein paar Floskeln über das Wetter, dann Stille. „Sie haben sicherlich keine Zeit.“ – „Doch, ich habe Zeit für Sie.“ – „Herr Vikar, können Sie mit mir beten? Ich kann es nicht.“ Die Tränen kullern der Frau über die Wangen und sie berichtet von familiärer Not, von ihrer Verzweiflung, die sich jetzt ihren Weg bahnt. Reddeker ist berührt von der Situation, in der eine gestandene Frau mit so viel mehr Lebenserfahrung vor ihm steht und ihn um Hilfe bittet. Sie setzen sich zusammen in eine Kirchenbank, falten die Hände und er fasst ihre Sorgen und Wünsche, ihre Not gegenüber Gott in Worte.

Primizspruch von Florian Reddeker

Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. Ich sage zum Herrn: „Du bist mein Herr; mein ganzes Glück bist du allein.“

Psalm 16

Gemeinsam auf der Suche

Ein Schwerpunkt seines Dienstes liegt in der Arbeit mit jungen Menschen. Reddeker ist verantwortlich für die Messdienerinnen und Messdiener und führt im Rahmen der Kommunionvorbereitung Seelsorgeunterricht an zwei Schulen durch. Viel kindliche Neugier schlägt ihm da entgegen, die auch vor Glaubensthemen keinen Halt macht. Was ist die Seele? Und gibt es Gott? Als das Thema Weihnachten drankommt, platzt es aus einer Schülerin heraus: „Ich glaube das nicht, dass Gott Mensch geworden ist.“ Reddeker ist baff. Eine Herausforderung für den Vikar, dem seine Überzeugungen manchmal selbstverständlich erscheinen. „Ich glaube das schon“, woraufhin die 9-Jährige erwidert: „Das ist okay.“ Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fordert von ihm, dass er Zeugnis von seinem Glauben ablegt. Aber auch, dass er davon erzählt, wie er selbst so manches Mal nach Antworten sucht.

„Das ist die Art, in der ich den Menschen unserer Pfarrei begegnen möchte: als jemand, der selbst auf der Suche ist, der sich belehren lässt und auch mal falsch liegen kann. Das deutlich zu machen, macht mich weniger angreifbar und ist einfach nur ehrlich.“

Eine junge Kirche muss wachsen können

So öffnen sich Türen zu Themen, die die Menschen bewegen. Oft geht es um die Einsamkeit, die nicht nur alte Leute plagt. Viele haben niemanden, dem sie sich wirklich öffnen können. Und nicht wenige können sich nicht mehr so annehmen, wie sie sind. Wie Gott sie geschaffen hat, als seine geliebten Kinder. Und zwischen Tür und Angel spürt Reddeker oft die gesamtweltlichen Unsicherheiten, wie sie die Pandemie oder der Krieg in der Ukraine mitgebracht haben. Er ist dann da, hört zu, versucht zu verstehen.

Eine Vision, die ihm besonders am Herzen liegt: etwas bei jungen Menschen zu säen, das auch in Zukunft Strahlkraft hat. Vor diesem Hintergrund will er junge Leute für den Weltjugendtag im nächsten Jahr begeistern und plant für die älteren Messdienerinnen und Messdiener spirituelle Angebote, über die sie sich als junge Kirche erfahren können.

„Denn unter ihnen finden sich viele, die noch einen Draht zu Gebet und Gottesdienst haben und aus deren Gruppe heraus Glaube und eine neue Gemeinschaft erwachsen kann. Und um das Wachsen geht es uns letztlich. Nicht nur zahlenmäßig, sondern vor allem Christus entgegen.“

1000 gute Gründe

© Erzbistum Paderborn

Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. In einer einladenden, konstruktiven Haltung möchten wir mit Menschen ins Gespräch kommen.

Wir möchten hören, was Sie im Leben und Glauben trägt – egal, ob Sie in der Kirche arbeiten, ob Sie engagiert sind oder ob Sie einfach neugierig auf unsere Themen und Angebote sind. Alle sind herzlich eingeladen, bei der Initiative „1000 gute Gründe“ mitzumachen. Denn je mehr wir sind, desto stärker ist unsere Stimme. Und umso stärker wird unsere Initiative, die in den kommenden Jahren und Monaten immer weiter wachsen wird.

Ein Beitrag von:
© privat
Freie Autorin

Dr. Carina Middel

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