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Erzbistum Paderborn
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© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn

Aufbruch am Eulenspiegel

Welche neuen Schwerpunkte der Abriss und Neubau des DPSG-Diözesanzentrums in Rüthen ermöglicht

Wenn in den eigenen vier Wänden etwas in die Jahre gekommen ist, dann heißt es: Ärmel hochkrempeln. Dann ist Zeit für Neues. So ist es auch am Eulenspiegel, dem Wohnzimmer des Diözesanverbands der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) im Erzbistum Paderborn.

Dort wartet der Zeltplatz förmlich auf junge Menschen. Da lädt die helle Kapelle zum Innehalten und Verweilen ein. Da bietet der moderne Hochseilgarten Action. Doch ein Gebäude scheint nicht mehr so recht in das Ensemble zu passen: das Diözesanzentrum.

Die öffentlichen Räume und Zimmer des Diözesanzentrums sind nicht barrierefrei. Die Inneneinrichtung ist optisch nicht mehr up to date. Die Bettenanzahl mit 46 zu gering für den gewachsenen Bedarf. Und die Gebäudesubstanz aus dem Jahr 1972 ist irgendwann baufällig. Deshalb ist es am Eulenspiegel in diesem Jahr Zeit für Neues. Zeit für einen Aufbruch, um den Ort zukunftsfähig zu machen.

Bis dann soll der Bau fertig sein

Im Oktober soll es so weit sein. „Dann werden die Schlüssel umgedreht und das Gebäude abgerissen“, sagt Ulrich Weber, Geschäftsführer des DPSG-Diözesanverbands Paderborn. Dann folgen anderthalb Jahre Bauzeit, bis das neue Diözesanzentrum 2024 eröffnet werden soll: mit zwei Gebäuden, die durch einen Glasflur verbunden sind. Mit einer Optik, die an die Kapelle am Eulenspiegel angelehnt ist. Mit bis zu 100 Betten und Mehrzweckräumen auf zwei Etagen. Mit moderner Küche und Speisesaal. Mit hoher Energieeffizienz durch Luft-Wärme-Pumpe, Solarflächen auf dem Dach und Ladesäulen für E-Autos. Und vor allem: mit einem verbesserten inhaltlichen Konzept.

Neben den bisherigen Angeboten möchte die DPSG einen Schwerpunkt auf das Thema Inklusion setzen, wie Weber sagt. Dafür werde das Gebäude komplett barrierefrei gebaut. Dann könnten zum Beispiel inklusive Schulklassen in das Diözesanzentrum kommen und zum Thema Inklusion arbeiten.

Jeden Menschen annehmen

Außerdem schwebt Weber vor, dass Lehrerinnen und Ehrenamtliche im Diözesanzentrum für das Thema Inklusion ausgebildet werden könnten. Und noch mehr: „Der große Traum ist, dass wir das Zentrum als Integrationsbetrieb führen können, also dass Menschen mit Behinderung bei uns arbeiten“.

Ob dieser konkrete Traum in den nächsten Jahren erfüllt werden kann, sei noch ungewiss. Klar ist aber: „Das DPSG-Diözesanzentrum wird die erste von 20 anerkannten Jugendbildungsstätten in Nordrhein-Westfalen, die das Thema Inklusion bearbeitet“, wie Weber sagt. Und: „Durch den neuen Schwerpunkt kann die christliche Haltung, jeden Menschen anzunehmen und ihm eine Chance zu geben, gelebt werden.“

Erzbistum ist der größte Finanzier

Der Abriss und Neubau des DPSG-Diözesanzentrums wird nach aktuellem Stand fast neun Millionen Euro kosten. Das Erzbistum Paderborn ist dabei der größte Finanzier des Projekts. Das Erzbistum fördert den Bau mit 2,7 Millionen Euro. Außerdem unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen aus dem Kinder- und Jugendförderplan sowie die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. Weitere Mittel werden voraussichtlich von der Aktion Mensch bereitgestellt.

Was bisher geschah

Der Eulenspiegel ist das Wohnzimmer der Pfadfinder im Erzbistum Paderborn. Hier erleben die Kinder, Jugendlichen und Erwachsene unvergessliche Wochen im Ferienlager. Sie knüpfen neue Freundschaften, genießen die Freiheit, entdecken die Natur und feiern Gottesdienste am Lagerfeuer. Das wird auch während der Bauphase weiterhin möglich sein: auf dem Zeltplatz, in der Kapelle und im Hochseilgarten.

Doch der Eulenspiegel ist nicht nur ein Ort für Pfadfinder. Im Diözesanzentrum haben sich einige pädagogische Angebote etabliert: Kurse für junge Erwachsene, die sich im Freiwilligendienst engagieren. Erlebnispädagogische Angebote im Hochseilgarten. Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler. Feriencamps für Kinder.

© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn
Blick in die Kapelle am Eulenspiegel.

Eulenspiegel verbindet

Ulrich Weber selbst erlebt zwei Mal im Jahr eine intensive Zeit am Eulenspiegel: bei den beiden Baucamps mit Mädchen und Jungen von der Förderschule. „Dann sind wir eine Woche hier und arbeiten“, sagt er. Dann zeigt er auf das riesige Spielgerüst mit Rutsche und Kletterwand, auf eine Hütte und das Amphitheater. „Das haben wir gebaut.“

Das Besondere an den Baucamps ist für Weber, dass er mit Menschen in Berührung kommt, denen er im Alltag nicht begegnet. Eulenspiegel verbindet. Und die Angebote stärken die Persönlichkeit, wie Weber sagt: „Die meisten jungen Menschen sind bei den Baucamps erst distanziert. Sie haben keine große berufliche Perspektive. Doch durch das Arbeiten spüren sie, dass sie etwas schaffen können. Dass sie etwas aufbauen, das bleibt“.

Bei den Baucamps gilt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. So erinnert sich Weber an viele gemütlich Abende nach getaner Arbeit. Die meisten endeten in der Selbstversorger-Küche des Diözesanzentrums. Ein Ort, der für Gemeinschaft pur steht. Ein Ort, mit dem viele Pfadfinderinnen und Pfadfinder schöne Momente verbinden. Ein Ort, der bald abgerissen wird.

Zeit, um loszulassen

Wenn solche prägenden Orte verschwinden, dann heißt es, loszulassen. „Damit wir das können, war es wichtig, dass die Entscheidung für den Neubau gemeinsam getroffen wurde“, sagt Weber. Bei mehreren Diözesanversammlungen haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Verbands über die Zukunft des Diözesanzentrums diskutiert.

Weber erinnert sich gut, wie ein Ehrenamtlicher argumentierte: „Für wen machen wir das denn? Wir planen den Neubau für die Generation, die nach uns kommt. Die werden nicht mehr sagen: Ich habe ja da in der Küche gesessen. Die sagen: Gefällt mir, oder gefällt mir nicht“. Schließlich entschied die Diözesanversammlung einstimmig für den jetzigen Plan des Neubaus.

Bis dieser verwirklicht werden kann, muss der Stadtrat der Stadt Rüthen aktuell noch einer Änderung des Bebauungsplans zustimmen. Wenn das geschieht, kann der Bauantrag gestellt werden. Dieser liege schon so gut wie fertig in der Schublade, versichert Weber. Es ist fast alles bereit für den Aufbruch am Eulenspiegel.

Eulenspiegel in Zahlen

6 Hektar ist das Gelände des Eulenspiegels groß, das entspricht ungefähr sechs Fußballfeldern.

600 Menschen können zeitgleich auf dem Zeltplatz übernachten.

1966 – in diesem Jahr wurde der Eulenspiegel zum neuen Wohnzimmer der Pfadfinder, nachdem der Zeltplatz in Eversberg versumpft war.

1972 wurde dann das heutige Diözesanzentrum zusätzlich zum Zeltplatz gebaut.

6.500 Gäste kamen im Jahr 2019 zum Eulenspiegel, zusammen sorgten sie für 23.500 Übernachtungen.

© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn
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Ein Beitrag von:
Redakteur

Tobias Schulte

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