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Erzbistum Paderborn
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Unser Glaube
08. April 2021

40 Tage fasten, 50 Tage feiern

Von der Fastenzeit bis Pfingsten - Was feiern wir eigentlich an den einzelnen Festtagen?

Erlösung, Sieg über den Tod und ein Leben bei Gott: In der Osterzeit wird das Geheimnis des Glauben in Festen, Riten und Gesten erlebbar

Das Osterfest steht nicht für sich allein. Dem höchsten christlichen Fest geht die Fastenzeit voraus, 40 Tage der Buße und der Vorbereitung auf die Passion und auf die Auferstehung des Herrn. Das Licht der Auferstehung leuchtet 50 Tage weiter bis Pfingsten, das Geburtsfest der Kirche.

Fastenzeit

Die 40-tägige vorösterliche Bußzeit beginnt am Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag. Vorbild der Fastenzeit ist das 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste. Die 40 ist eine biblische Zeiteinheit mit besonderem Symbolgehalt: 40 Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste, 40 Tage lang begegnete Mose Gott auf dem Berg Sinai, 40 Tage nach der Auferstehung Jesu am Ostersonntag wird Christi Himmelfahrt gefeiert. Allerdings sind es von Aschermittwoch bis einschließlich Gründonnerstag keine 40, sondern 44 Kalendertage. Davon sind jedoch sechs Sonntage der Fastenzeit abzuziehen. Damit währt die Fastenzeit effektiv 38 Fastentage. Karfreitag und Karsamstag zählen bereits zum Osterfest, sind aber ebenfalls Tage des Verzichts und der Buße und machen folglich die 40 Tage voll.

Karwoche

Die Woche ist davon geprägt, dass die Gläubigen den Weg der letzten Woche Jesu mitgehen – Schritt für Schritt, indem sie in den Gottesdiensten die entsprechenden Erzählungen aus der Bibel hören und in den Gottesdiensten Riten vollziehen, die Jesus vor seinem Kreuzestod vollzogen hat. Der Wortbestandteil Kar stammt vom althochdeutschen kara und bedeutet Klage, Kummer oder Trauer – auf dieselbe Wortwurzel geht das Englische to care für kümmern zurück.

Palmsonntag

Der Palmsonntag ist der sechste Sonntag in der Fastenzeit und erinnert daran, wie Jesus auf einer Eselin reitend in Jerusalem einzog. Die Menschen empfingen ihn begeistert, jubelten und wedelten mit Palmzweigen. Am Anfang des Gottesdienstes an diesem Tag steht deshalb oft eine Prozession. Da es in unseren Breiten an echten Palmzweigen mangelt, treten aufblühende Weidenkätzchen an ihre Stelle. Trotz dieser Frühlingssymbolik ist der Palmsonntag kein Jubelfest. Allen ist bewusst, dass der Jubel der Menge beim Einzug Jesu in Jerusalem später in Hass umschlagen wird. In der Messe an Palmsonntag wird eine der langen Passionsgeschichten gelesen, angefangen bei Jesu Einzug in Jerusalem bis zum Tod am Kreuz.

Der Palmsonntag hat aber auch eine fröhliche Seite, zumindest in früheren Zeiten. Wer einst am Palmsonntag als letzter der Familie aus den Federn kroch, musste sich für diesen Tag als Palmesel verspotten lassen. In Süddeutschland ist der Brauch noch recht lebendig, anderenorts ist er in Vergessenheit geraten.

Gründonnerstag

Woher der Gründonnerstag seinen Namen hat, ist nicht abschließend geklärt. Manche leiten die Bezeichnung von der liturgischen Farbe Grün, von fleischlosen Fastenspeisen oder von Frühlingssymbolen ab, andere vermuten den Ursprung im Verb greinen, also einer Nebenform von weinen.

Unumstritten ist aber die Bedeutung des Gründonnerstags für die Liturgie. In einem ersten Gottesdienst weiht der Bischof an Gründonnerstag die drei heiligen Öle für die Gemeinden des Bistums. Das Chrisamöl wird für die Taufe, die Firmung und die Weihen (Priesterweihe, Bischofsweihe, Kirchweihe, Altarweihe, Glockenweihe, Weihe von Kelch und Hostienschale) eingesetzt. Das Katechumenenöl ist für Täuflinge bestimmt, das Krankenöl dient der Krankensalbung. In diesem Gottesdienst erneuern die anwesenden Priester zudem ihr Versprechen, in ihrem priesterlichen Dienst treu zu bleiben.

Dann richtet ein zweiter Gottesdienst an diesem Tag den Blick auf das letzte Abendmahl, mit dem Jesus das Sakrament der Eucharistie eingesetzt hat. In der Abendmesse verstummen als Zeichen der Trauer Orgel und Glocken. Nach der Predigt erfolgt häufig die Fußwaschung von zwölf ausgesuchten Laien durch den Priester. Die Handlung erinnert daran, dass Jesus am Vorabend seines Kreuzestodes seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Auch Papst Franziskus vollzieht diese Demutsgeste und hat mit der Fußwaschung behinderter Kinder, geflüchteter Menschen, verurteilter Straftätern und Angehöriger anderer Religionen starke Zeichen für Integration, Inklusion und Toleranz gesetzt.

Karfreitag

Der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung Jesu. Im Gedenken an den Leidensweg Jesu gehen am Vormittag des Karfreitags viele Gläubige den Kreuzweg, der in 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Grablegung Christi führt. Im Erzbistum Paderborn finden sich viele Kreuzwege in und um Kirchen. Die Kirche wirkt an Karfreitag leer und kahl: Es gibt keinen Blumenschmuck, der Altar ist vollkommen leer, ohne Kreuz, Leuchter und Tücher. Auch hat der Karfreitagsgottesdienst eigene Regeln. Er beginnt gegen 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, und ist ein langer Wortgottesdienst, gänzlich ohne Orgelmusik. Auch findet an diesem Tag keine Wandlung statt, die ausgeteilten Hostien wurden bereits am Tag zuvor gewandelt.

Weil das festliche Glockengeläut nicht zur Trauerstimmung des Karfreitags passt, werden in einigen katholischen Gegenden die Glocken durch das Karfreitagsratschen ersetzt. Im Erzbistum Paderborn spricht man auch von Klappern und Kläpstern. Bei den Geräten handelt es sich um hölzerne Knarren, die mit Zapfen und Federn oder anderen Mechanismen ratternde Töne von sich geben. In Österreich ist das Ratschen in der Karwoche von der Unesco als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

Karsamstag

Der Karsamstag ist der Tag der Stille. In der Kirche finden keine Gottesdienste statt. Es ist der Tag, an dem die Gläubigen der Grabesruhe Jesu gedenken.

Osternacht

Die Osternacht gilt im Kirchenjahr als Nacht der Nächte. Es handelt sich um eine Vigilfeier, also eine Nachtwache, in der die Kirche die Auferstehung Jesu erwartet und anschließend feiert. Die Messe beginnt im Zeitraum nach Sonnenuntergang am Karsamstag und vor Sonnenaufgang am Ostersonntag. Jesus hat den Tod besiegt, ist neu ins Leben gekommen und zwar in ein ewiges Leben bei Gott. Dafür gibt es im Gottesdienst ein eindringliches Zeichen: Die Dunkelheit wird durch das Licht besiegt und verschwindet.

Die Kirche ist dunkel, vor der Kirche wird ein Feuer gemacht, die Osterkerze entzündet und die Gläubigen bekommen Licht von der Osterkerze. Auf diese Weise erhellt sich langsam der gesamte Kirchenraum. Es werden Lesungen vorgetragen, die Gottes Geschichte mit den Menschen erzählen, angefangen bei der Erschaffung der Welt über die Geschichte des Volkes Israel mit Gott bis hin zur Auferstehung Jesu. Dann weiht der Priester das Wasser, auch dieses ein Zeichen für das Leben, und besprengt damit die Gläubigen zur Erinnerung an ihre Taufe. In vielen Gemeinden segnet der Priester am Ende des Gottesdienstes die Osterspeisen der Gläubigen, die nach der langen Fastenzeit und einer langen Osternacht eine willkommene Stärkung darstellen.

Ostersonntag

Der Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi und der ranghöchste Festtag im Kirchenjahr. Die meisten beweglichen Gedenk- und Feiertage des Kirchenjahres hängen vom Datum des Ostersonntags ab: Er fällt auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Damit ist Ostern frühestens am 22. März und spätestens am 25. April. Das Evangelium vom Ostersonntag berichtet von der Entdeckung des leeren Grabes und der Begegnung Maria von Magdalas mit dem auferstandenen Christus.

Ostermontag

Im Tagesevangelium des Ostermontags wird die Geschichte der Emmausjünger erzählt. Sie erkennen den Auferstandenen erst, nachdem er ihnen die Schrift gedeutet und das Brot für sie gebrochen hat. Das ist der Grundstein für die bis heute geltende Zweiteilung der Messe in den Wortgottesdienst und die Eucharistiefeier.

Der Weiße Sonntag

In den ersten Jahrhunderten wurden die Täuflinge in der Osternacht vom Bischof getauft. Sie trugen dazu weiße Gewänder, die sie in der darauffolgenden Woche anbehielten. Der Weiße Sonntag war der letzte Tag, an dem man die Neugetauften in ihren weißen Gewändern sehen konnte – wobei die Kleider nach einer Woche sicher nicht mehr ganz weiß gewesen waren. Über einen langen Zeitraum war der Weiße Sonntag der traditionelle Tag für die Erstkommunion.

Christi Himmelfahrt

40 Tage nach Ostern, also am Donnerstag der sechsten Woche nach Ostern, steht die biblische Erzählung von der Himmelfahrt im Vordergrund. Einige Zeit lang war Jesus als Auferstandener bei seinen Jüngern auf Erden. Nun kehrt er zu Gott, seinem Vater, zurück. Christi Himmelfahrt wird als religiöses Fest seit mindestens 1500 Jahren gefeiert. Der Vatertag, der taggleich begangen wird, ist hingegen nur wenig älter als 100 Jahre.

Pfingsten

Der Begriff Pfingsten kommt von dem Griechischen und bedeutet fünfzigster Tag. Tatsächlich ist Pfingstsonntag der 49. Tag nach Ostern und damit der 50. Tag der Osterzeit. Weil sich das Pfingstfest am Osterfest orientiert, ist auch dieses Hochfest im katholischen Kirchenjahr beweglich und liegt zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni.

Der biblische Hintergrund des Pfingstfestes findet sich in der Apostelgeschichte. Nachdem der auferstandene Jesus zu seinem Vater zurückgekehrt ist, hat er seine Jünger nicht allein gelassen, sondern ist weiterhin unter ihnen gegenwärtig durch seinen Geist. Das Pfingstfest erinnert daran, dass Jesus seinen Jüngern den Heiligen Geist gesandt hat, der in Form von Feuerzungen auf die Jünger herabkam. Mit der Aussendung oder Ausgießung des Heiligen Geistes konnten die Jünger in allen Sprachen die Botschaft Jesu weitergeben. Pfingsten ist somit der Geburtstag der Kirche.

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