– Jan Hilkenbach, Diözesanvorsitzender des Bund der Deutschen Katholischen Jugend
Initiative Lieferkettengesetz – Petition noch bis Ende Juli unterschreiben
Die hohen Fallzahlen von Covid-19-Patienten im Schlachtbetrieb Tönnies sind auf menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen zurückzuführen. Die Initiative Lieferkettengesetz fordert mehr Transparenz und Verantwortung seitens der Unternehmen.
Einerseits hält das Corona-Virus die ganze Welt in Atem, stellt Politiker und die gesamte Wirtschaft vor große Herausforderungen und beeinträchtigt das öffentliche und soziale Leben aller Menschen. Andererseits kann die aktuelle Situation auch als ein „Brennglas“ fungieren, das Probleme, die schon lange bestehen, endlich publik und gesellschaftlich diskutiert werden – so wie die aktuelle Situation im Schlachthof Tönnies.
Corona fungiert als Brennglas
Die Berichterstattung zu den Arbeits- und Wohnbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Fleischproduktion sind schockierend – aber auch nicht überraschend. „Wer die Lage bei Beschäftigten in der Fleischindustrie seit Jahren beobachtet hat, war nicht im geringsten überrascht: Knochenarbeit weit über acht Stunden täglich, überbelegte Unterkünfte mit schimmeligen Wänden und kaputten Sanitäranlagen, Bewegung nur zwischen Arbeitsplatz und dem abgesperrten Wohnbereich, lange Trennung von Familie und Freunden – wer unter solchen physischen und psychischen Bedingungen längere Zeit existieren muss, ist natürlich besonders gefährdet, krank zu werden“, beschreibt Konrad Nagel-Strotmann, Diözesanvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Diözesanverband Paderborn, die Situation der Tönnies Mitarbeitenden. Dass solche Arbeits- und Lebensbedingungen abgeschafft werden, soll durch ein Lieferkettengesetz gesichert werden.
Das Erzbistum Paderborn ist einer von vielen Unterstützern der Initiative Lieferkettengesetz. Diese fordert neben Transparenz bezüglich der Arbeitsbedingungen und Lieferwege auch, dass Unternehmen Verantwortung gegenüber Mensch und Natur übernehmen. Besonders die Verpflichtungen gegenüber essentiellen Menschenrechten und Umweltschutz steht im Zentrum der Initiative. Unterstützer fordern die Bundesregierung auf, ein Lieferkettengesetz zu verabschieden. Dazu wurden bereits 202.532 Unterschriften gesammelt.
Der Fall Tönnies und das generelle System aus Werkverträgen und Subunternehmen, das besonders in der Fleischindustrie gängige Praxis ist, zeigen die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes.