Traditionell gehen zu Beginn des Oster-Wochenendes viele Christinnen und Christen am Karfreitag den Kreuzweg und erinnern so an den Leidensweg Jesu. So auch seit 335 Jahren in Menden. Der traditionelle Mendener Kreuztracht folgen jedes Jahr mehrere hundert Gläubige und ist in der Region während des Oster-Triduums eigentlich nicht wegzudenken. In diesem Jahr musste diese uralte Tradition aber wie so viele Veranstaltungen abgesagt werden.
Gänzlich ausfallen lassen wollte sie Pfarrer Jürgen Senkbeil aber dennoch nicht. Und so trug er heimlich und in aller Frühe um 6 Uhr morgens gemeinsam mit Mendens Bürgermeister Martin Wächter das Kreuz alleine in den Rodenberg und legten es unter den Baldachin an der Antoniuskapelle, wie es seit 1685 in jedem Jahr geschieht. Begleitet wurden sie dabei nur von Kreuzmeister Markus Ellert, Diakon André Quante-Blankenagel und dessen Frau.
Verwundert und erfreut
Im Laufe des Vormittags traten schließlich weitere Gläubige den Weg an, um eines von 1100 kleinen Holzkreuzen auf den Berg zu tragen. Das Pastoralteam hatte die Kreuze dazu am Palmsonntag segnen lassen, um den Menschen einen privaten Vollzugs der Kreuztracht zu ermöglichen und “ihr” Kreuz über den Berg zu tragen. Diese Möglichkeit setzten auch zahlreiche Gläubige in die Tat um, sodass bereits gegen 14 Uhr alle Kreuze vergriffen waren. Auf dem Berg angekommen waren sie schließlich sehr verwundert, aber auch hoch erfreut, als sie am Gipfel das Kreuz unter dem Baldachin liegen sahen. “Wir fanden es besonders beeindruckend wie rücksichtsvoll und achtsam die Menschen angesichts der Corona-Lage auf dem Kreuztrachtweg unterwegs waren”, verdeutlicht dabei Diakon André Quante-Blankenagel. Dank der Initiative von Pfarrer Senkbeil und seinen Begleitern musste so die Mendener Kreuztracht auch im Corona-Jahr 2020, zwar in gewohnter Weise, aber nicht gänzlich ausfallen.