Elf lachende Gesichter schauen mich an – von dem großen Plakat, das auf den Sonntag der Weltmission am 25. Oktober hinweist. Er liefert in der katholischen Kirche für diesen ganzen Monat Oktober eine Überschrift, die sich an einem wichtigen Wort aus der Bergpredigt Jesu orientiert: „Selig, die Frieden stiften.“ (Mt 5,19).
Darunter liest man: „Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“.
Die elf Gesichter stammen von Menschen aus Westafrika und sind so zusammengestellt, dass sie einen Olivenzweig bilden. Die einzelnen Personen erscheinen auf den Blättern dieses Zweiges, dem Friedenssymbol schlechthin. Ihr Blick richtet sich auf den Betrachter, ihr Lächeln geht ins Herz.
Mir erschließt das eine wunderbare Botschaft. Sie ist in einem der neueren geistlichen Lieder gut gefasst. Sein Titel: „Ich möchte gerne Brücken bauen“. Die Quintessenz: „Ob Frieden wird, das liegt an mir“.
Ob Frieden wird, das liegt an mir
Wirklich ein bedenkenswertes Wort. Es macht mich darauf aufmerksam, dass Frieden in der Welt immer bei mir selbst anfängt. Denn wenn ich voller Groll und innerem Unfrieden bin, dann geht dieser Unfriede von mir aus. Andere leiden unter meiner Laune, werden davon angesteckt. Manchmal werden sie aggressiv, weil ich es auch bin. Das kann Kettenreaktionen auslösen, die nicht gut sind.
Wenn ich dagegen mit mir im Gleichgewicht bin, dann kann ich Frieden ausstrahlen, so wie das die freundlichen und lachenden Gesichter auf den Olivenblättern tun, die das Friedenssymbol bilden.
Solche Menschen tun uns gut. Man kommt mit ihnen zusammen und fühlt sich angenommen, verstanden und bei ihnen gut aufgehoben. Das innere Gleichgewicht, in dem sie sich befinden, bringt auch mich aus aller Unruhe in ein Gleichmaß, das mir inneren Frieden ins Herz senkt. Solche Menschen sind wichtig für die Welt. Sie sind wichtig für das Miteinander der Menschen. Sie verändern im Kleinen, was dann im Großen Wirkung zeigt. Es sind zum Teil große Namen, die immer wieder in den Medien auftauchen, und die bis heute Vorbilder sind, auch wenn sie längst gestorben sind: Mahatma Gandhi wird immer wieder genannt, Albert Schweitzer oder Mutter Teresa aus Kalkutta. Glücklicherweise gibt es aber auch heute viele Menschen in allen Religionen, die sich der Aufgabe, Versöhnung zu schaffen, verpflichtet wissen und nach dem Motto leben: „Selig, die Frieden stiften“.
Dem Frieden das eigene Gesicht geben
Ein hoher Anspruch der Christen ist es, diesem Frieden ein Gesicht zu geben, und zwar das jeweils eigene Gesicht.
Auf den Blättern des angedeuteten Olivenzweiges sind Beispiele dafür zu sehen: Es sind Frauen und Männer, Bischöfe, Priester, Ordensschwestern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus afrikanischen Ortsgemeinden, die auf ihre Weise und mit großem Einsatz zu den Menschen gehen, um ihnen die Botschaft vom Frieden ins Herz zu geben. Sie tun es indem sie das Evangelium verkünden. Sie tun es aber auch ganz praktisch, indem sie Menschen zu Bildung verhelfen, für bessere Gesundheit arbeiten, sowie elementare Bedürfnisse und Not erkennen und entsprechend handeln.
Mir fällt die Gemeinschaft Sant’Egidio ein, die im ostafrikanischen Mosambik vor Jahrzehnten hinter den Kulissen mit den verschiedenen verfeindeten Parteien eines Bürgerkrieges Verhandlungen geführt hat, sodass daraus ein Friede wurde, der bis heute hält. Mir fällt einer unserer Missionare aus dem Erzbistum Paderborn ein, der als einziger europäischer Missionar bei seinen Leuten in der Zentralafrikanischen Republik, einem völlig zerrütteten Land, geblieben ist. Dadurch will er Hoffnung schenken. Durch sein Wirken und seine Gegenwart zeigt er den Menschen: Frieden ist möglich.
Jeder Mensch hat eine Mission
Die Botschaft solcher Beispiele an jeden Menschen guten Willens: Jeder Mensch hat eine Mission, eine Sendung in die Welt hinein. Ich bin berufen, dem Frieden mein Gesicht zu geben. Damit andere Menschen Frieden ins Herz nehmen, damit Friede sich ausbreitet – wie der sprichwörtliche Stein, der ins Wasser fällt und Kreise zieht.
Denn – wie sagt das moderne Lied: „Ob Frieden wird, das liegt an mir“.