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Klare Worte werden geschätzt

Interview mit Christian Stockmann (Caritas Arnsberg-Sundern) über Rassismus und Diskriminierung.

Interview mit Christian Stockmann (Caritas Arnsberg-Sundern) über Rassismus und Diskriminierung

Weltweit gehen in diesen Tagen Menschen gegen den Rassismus auf die Straße, ausgelöst durch den grausamen Tod von George Floyd in den USA. Auch in Deutschland und Europa sank die Hemmschwelle für Rassismus in Worten und Taten, vor allem auch in den digitalen Netzwerken, in den vergangenen Jahren.

Für den Caritasverband Arnsberg-Sundern ist die Bekämpfung von Rassismus und Hass sowie Ausgrenzung von Menschen, die anders sind, als die Mehrheitsgesellschaft, seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Im vergangenen Jahr wurde z.B. mit der Initiative “Unser Kreuz hat keine Haken” ein Zeichen gegen jede Form von Fremden- und Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt gesetzt.

Vorstandsvorsitzende Christian Stockmann (Caritasverband Arnsberg-Sundern) setzt darauf, dass Hass und Diskriminierung nicht zu einer toleranten und demokratischen Gesellschaft gehören.

Redaktion:

Warum ist es gerade jetzt für Sie wichtig gewesen, das Thema nochmal aufzugreifen und Position zu beziehen?

Christian Stockmann

Auch wenn wir alle derzeit mit der Corona-Pandemie sehr eingebunden und beschäftigt sind, treten trotzdem immer wieder – teilweise auch verborgene – andere soziale Themen auf die Tagesordnung. Wir haben das Gefühl, dass die Corona-Pandemie auch als „Brennglas“ sozialer Herausforderungen manche Themen sogar noch deutlicher werden lässt.

Der gewaltsame Tod von George Floyd in den USA ist ein Beispiel dafür. Diese Eskalation hat die Problematik des Rassismus und der Diskriminierung wieder ins Bewusstsein gerückt, nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt. Auch wenn dieser Vorfall in den USA nicht zu verallgemeinern und nicht auf Deutschland zu übertragen ist, tauchen auch bei uns im Alltag immer wieder radikale, fremdenfeindliche  und diskriminierende sowie ausgrenzende Äußerungen in der Gesellschaft auf – über alle Milieus und Berufsgruppen sowie Religionen hinweg.

Dabei spielen auch soziale/digitale Netzwerke eine immer größer werdende Rolle. Wie schnell es gehen kann, bekommen wir und ich auch persönlich mit, wenn wir uns in den sozialen Medien öffentlich äußern. Voreilig wird man missverstanden oder soll missverstanden werden. In unserer schnelllebigen und digitalen Zeit bleibt nur wenig „Zeit“, sich zu positionieren und christliche und soziale Werte zu vertreten!

Gerade aber in dieser Situation muss unser Caritasverband Stellung beziehen und sich, im Bewusstsein der christlichen Grundhaltung, für ein gemeinsames, weltoffenes und vielfältiges Miteinander einsetzen, in dem für jeden Menschen Platz ist.

“Der Caritasverband übernimmt in diesem Punkt aktiv seine anwaltschaftliche Aufgabe für Menschen am Rande der Gesellschaft”

(Christian Stockmann)

Redaktion:

Wie ordnen Sie die Stimmung zur Diskussion “gegen Rassismus” in Ihrem Einzugsgebiet der Caritas ein?

Christian Stockmann:

Rassismus und Diskriminierung zeigen sich oft unterschwellig und die Reaktion ist häufig auch Schweigen. Dies wird vermutlich jeder auch aus eigener Erfahrung kennen. Ist das, was ich gerade erlebe, schon Diskriminierung oder „nur“ ein misslungener Scherz? Muss und sollte ich jetzt etwas tun oder nicht? Kann mir etwas passieren? Kann ich etwas falsch machen?

Dieses Schweigen und die gefühlte Unsicherheit muss durchbrochen werden, nur dann kann sich gesellschaftlicher Zusammenhalt positiv entwickeln. Das, was uns als Gesellschaft vor allem zusammenhält, ist der Glaube (auch an den (Mit-) Menschen) und das gegenseitige Vertrauen sowie unsere Kultur (das sich Erleben und der gegenseitige wertschätzende Umgang).  Im übertragenen Sinne eben auch eine Tischgemeinschaft (siehe Fronleichnam Impuls)!

Es gibt, so unsere Wahrnehmung, viele Menschen in unserem Einzugsgebiet, die diese Überzeugung teilen. Das machen auch Anregungen und Reaktionen aus der Mitarbeiterschaft des Caritasverbandes deutlich. Diese Positionierung ist deshalb nicht nur von uns gewollt, sondern ich bin stolz darauf, in einem Verband wirken zu dürfen, in dem die Kolleginnen und Kollegen genau diese sozialpolitische Positionierung als Solidaritätsstifter auch erwarten und ebenso öffentlich unterstützten.

Redaktion:

Gab es Reaktionen auf Ihre aktuellen Aktionen?

Christian Stockmann

Die Reaktionen, die bei uns angekommen sind, waren überwiegend positiv. Es wird vor allem die Klarheit des Caritasverbandes geschätzt. Der Caritasverband übernimmt in diesem Punkt aktiv seine anwaltschaftliche Aufgabe für Menschen am Rande der Gesellschaft und die des Solidaritätsstifters in der Region für eine solidarische Gemeinschaft. Das ist vielen Menschen bewusst!

Manche Reaktionen auf unsere Positionierung in den sozialen Medien „verniedlichen“ aber unsere Aussagen auch. Vermutlich eher ein Ausweichen um unangenehme Themen und Auseinandersetzungen damit. Aber gerade solange diese „Abwehr“ vorhanden ist, sich auch mit diesen Angelegenheiten ernsthaft auseinanderzusetzen, braucht es öffentliche Impulse, Statements und lebendige Diskussionen.

Interessant ist, dass wir festgestellt haben, dass das große Banner mit dem Logo „Unser Kreuz hat keine Haken“ auch ein interessantes Foto-Objekt geworden ist. Wir haben mehrmals festgestellt, dass dieses Banner fotografiert wird.

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