Die katholischen Träger im Kreis Höxter sind sich sicher: Die Zukunftschancen von Regionen hängen stark von der Attraktivität für Familien und junge Menschen ab. Daher beschäftigen sie sich mit folgenden Fragen: Wie kann der ländliche geprägte Kreis Höxter für Kinder und Jugendliche zukunftsfähig sein? Wo sind Angebotslücken? Wie können Potenziale besser genutzt werden?
Das „Forum Kinder- und Jugendhilfe im Kreis Höxter“ eröffnete jetzt einen Dialograhmen, in dem Vertreterinnen und Vertreter katholischer Träger mit politischen Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe ins Gespräch kommen. „Wir wollen gemeinsam Blickwinkel, Einsichten und Ausblicke sammeln und damit Impulse im Rahmen der Jugendhilfe geben“, erläutert Elke Krämer, Dekanatsreferentin für Jugend und Familie im Dekanat Höxter.
Durch den Zusammenschluss zum „ABC-Arbeitskreis“ konnten sich die katholischen Träger in ihrer Arbeit in den letzten Jahren besser vernetzen und auf die eigene Bedeutung für die Kinder- und Jugendhilfe bei politischen Entscheidungsträgern aufmerksam machen. In den anstehenden Prozessen der Jugendhilfeplanung und der Entwicklung eines neuen Kinder- und Jugendförderplans im Kreis Höxter möchten sich die katholischen Träger verstärkt einbringen.
Gerade unter dem Blickpunkt des demographischen Wandels – vor allem in ländlichen Raum – sind Änderungen erforderlich. Darauf machte auch Prof. Dr. Joachim Faulde, Dozent an der Katholischen Hochschule NW in Paderborn, in seinem Impulsvortrag aufmerksam. Er hatte die „Aktuellen Entwicklungen in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in ländlichen Regionen“ erforscht und das Projekt „Dorfanalysen“ begleitet. Jugendhilfe – so das Sozialgesetz – solle zur Verwirklichung des Rechts junger Menschen auf Förderung ihrer Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit, diese auch in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden ober abzubauen. „Daran haben die Verbände einen großen Anteil“, folgerte Professor Faulde.
Jugendhilfe sei im Wortlaut des Sozialgesetzes auch für die Verwirklichung des Rechts, Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen und solle außerdem dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen. Das Grundprinzip der Kinder- und Jugendhilfe beruht auf drei Säulen: Beteiligung von jungen Menschen und Eltern, Förderung der Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen sowie die Zusammenarbeit von freien und öffentlichen Trägern. Die Vielfalt der katholischen Träger im Kreis Höxter sei eine Stärke, weil kein „Einheitsbrei“ geboten wird. „Aber im Jugendbereich ist es auch wichtig, dass Jugendliche feste Ansprechpartner haben. Gute Jugendarbeit ist auch eine Investition für die Zukunft der Dörfer“, so Faude weiter.
Demografischer Wandel
Nach einer Erhebung der Bertelsmann Stiftung ist im Landkreis Höxter bis zum Jahre 2030 eine „relative Bevölkerungsentwicklung“ von minus 11,6 Prozent zu erwarten (im Vergleich: Hochsauerlandkreis -11,6, Holzminden -9,1, Landkreis Paderborn 0,7, Landkreis Lippe -7,7). Für die einzelnen Städte im Kreis Höxter ist demnach folgende Entwicklung vorhergesagt: Höxter -11,6, Steinheim -17,2, Brakel -9,6, Warburg -7,5, Bad Driburg -10,1, Beverungen -13,7.
Die Forschung des demografischen Wandels zeigt auch, dass die Bindung von Jugendlichen an den ländlichen Raum Einfluss auf den Wandel nimmt. Arbeitsplatz und Ausbildungsmöglichkeiten seien für die Jugend genauso wichtig wie soziale Beziehungen. Defizite im öffentlichen Nahverkehr – durch fehlende Angebote, aber auch durch schlechte Straßen – beeinflussen die Ziele der Jugend. Eine zukunftsfähige Kinder- und Jugendarbeit brauche eine fest Infrastruktur, hauptamtlich sozialpädagogisch qualifizierte Fachkräfte und auch eine offene Jugendarbeit als niederschwelliges Angebot in der alltäglichen Lebenswelt junger Menschen bei Bewältigung von Krisen, Konflikten und schwierigen Lebenslagen. „Ein Aufgabenfeld, das die Schulsozialarbeit nicht leisten kann“, so Professor Faulde.