Licht in Dunkelheit
Wenn Weihbischof Dominicus im Licht des Newman-Gedichts auf sein Leben zurückblickt, sagt er: „Ich habe immer wieder gespürt, dass es von Gott getragene, lichte Momente gab. Aber auch Momente, in denen ich mich gefragt habe: Ist das alles noch deins? Da war etwas, das als Grundlage da war. Dem gebe ich den Namen Gott. Und sage: Führe du mich, mildes Licht.“ Es ist ein Glaube, der sich in den 40 Jahren, die ihn das Gedicht begleitet, verfestigt habe.
Dieser Glaube trug auch durch Dunkelheiten – wie beim Tod seines Vaters. „Mein Vater kippte einfach um und war tot, er starb einen Sekundentod“, erinnert sich Weihbischof Dominicus. „Da fühlte ich all das, was mit Nacht umschrieben ist. Wenn man nicht weiß, wie es weitergeht. Wenn man Gott all seine Fragen entgegenwirft und er nicht antwortet.“ Damals habe er nicht gespürt, dass Gott da war, sagt Weihbischof Dominicus. „Und doch im Tieferen war er da, aber ich habe seine Zeichen nicht gespürt.“
Da ist etwas, das trägt
Das milde Licht hat Weihbischof Dominicus weiter begleitet. Mit 25 Jahren arbeitete er bei Gericht und wurde verbeamtet. „Da habe ich mich gefragt: Ist es das?“ Er entschied sich, den Weg zu ändern, denn da sei ein Licht gewesen, dass ihm sagte: ‚Du studierst jetzt Theologie und wirst Priester‘. Eine einschneidende Lebensentscheidung, getroffen nach dem Glauben an die Zeilen: „Führe du, mildes Licht“.
Die Mönchsprofess, die Priester- und Bischofsweihe – all das seien lichtvolle Momente gewesen, zu denen ihn diese Entscheidung geführt habe. Wenn Weihbischof Dominicus an andere lichtvolle Momente denkt, sagt er: „Es gab Zeiten, in denen man einfach spürt, dass einen etwas trägt.“ Er redet auch von Begegnungen mit Menschen, in denen er spürte, dass alles passte. Und von Freunden, die ihm auf seinem Weg ein Stück weitergeholfen haben, weil er mit ihnen über seine persönlichen Fragen sprechen konnte.
Stundengebet am Adventskranz
In all diesen Momenten habe er immer wieder zu Gott gesagt: „Führe du, mildes Licht“. Er spricht von einer Rückbindung an Christus, der im Evangelium nach Johannes sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). So möchte sich Weihbischof Dominicus auch im Advent 2020 geführt wissen. Er sagt: „Es gibt das milde Licht, Jesus Christus, das in der Weihnacht, die eben auch Nacht ist, aufscheint. Ob wir das merken oder nicht, er führt uns durch diese Zeit.“
Um aufmerksam für dieses Licht zu sein, betet Weihbischof Dominicus das Stundengebet bewusst an seinem Adventskranz. „Wenn ich dann zur Vesper am Kranz sitze, frage ich mich: ‚Was war denn heute? Wo habe ich das milde Licht gespürt?‘“.
Ein Weg, der heller wird
Glitzernde, funkelnde Dekoration sucht man in dem Adventskranz wie in der ganzen Wohnung des Weihbischofs vergeblich. Er möchte die anfängliche Dunkelheit des Advents nicht sofort wegstrahlen. Der Adventskranz dagegen zeigt ihm einen Weg auf, auf dem es langsam aber sicher immer heller wird. „Unsere Geschichte mit Gott ist immer eine Weggeschichte – und Wege sind nicht immer nur glatte Autobahnen“, sagt der Weihbischof.
Er selbst möchte sich im Advent deswegen auch keine Etappe von Sonntag zu Sonntag nehmen lassen. „Der Weg kann vom Ziel motiviert sein, aber die einzelnen Schritte sind auch wichtig und notwendig. Mit allen Höhen und Tiefen möchte ich Weihnachten an der Krippe ankommen – geführt vom milden Licht.“