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Auf dem Klosterwanderweg von Meschede nach Bestwig

Unterwegs mit dem Benediktiner Bruder Anno aus der Abtei Königsmünster

Unterwegs mit dem Benediktiner Bruder Anno aus der Abtei Königsmünster

Während die Sonne durch die Bäume blitzt und den kalten Wind etwas erträglicher macht, wandert Bruder Anno von der Abtei Königsmünster in Meschede aus los. Es ist früh am Morgen. Der schwarze Habit des Benediktiners ist einer Outdoor-Jacke gewichen, mit Walking-Stöcken und Sportschuhen geht er durch den Wald am Rande der Innenstadt. Die Strecke kennt Bruder Anno haargenau. Er geht auf dem Klosterwanderweg, der von der Abtei auf dem Klosterberg zum Bergkloster in Bestwig führt.

„Wandern hat für mich eine große Tradition“, erklärt Bruder Anno. Der 56-Jährige stammt aus einer Gastronomen-Familie in Schmallenberg-Oberkirchen. Seine Eltern führten dort ein Hotel mit Restaurant. „Da gehörte Wandern mit den Gästen immer fest dazu.“ Auch nach seinem Einzug in die Abtei vor 35 Jahren ist die Leidenschaft bis heute geblieben. Sein Spitzname, der „Wanderpapst“, komme schließlich nicht von ungefähr, sagt er lachend. Zumal er durch das Wandern überhaupt erst ins Kloster nach Meschede gekommen sei – als Teilnehmer der „Wanderwoche – Mit Christus unterwegs“, die von der Abtei auch heute noch für Jugendliche und „Junggebliebene“ veranstaltet wird.

„Dass zwei aktive Klöster über einen solchen Wanderweg miteinander verbunden sind, ist unseres Wissens nach einmalig auf der Welt.“

– Bruder Anno

15 Kilometer als Tagesetappe

Hier, beim Wandern im Wald und insbesondere auf eben diesem Wanderweg „Von Kloster zu Kloster“, ist Bruder Anno zuhause. Er gehört zur Leitungsgruppe des Wanderweges, der 2017 offiziell eingeweiht wurde und aus einer Nord- und Südroute besteht. „Die Klöster sind gut 15 Kilometer entfernt voneinander, das ist eine gute Distanz für eine Tagesetappe“, sagt Bruder Anno. In beiden Klöstern gibt es die Möglichkeit zu übernachten, sodass eine Route als Hinweg und die andere am kommenden Tag als Rückweg dienen kann. Das ist aber kein Muss: Über Bus und Bahn sind die Strecken gut verknüpft, sodass man nur eine Route oder auch nur einen Teil davon gehen kann. „Dass zwei aktive Klöster über einen solchen Wanderweg miteinander verbunden sind, ist unseres Wissens nach einmalig auf der Welt“, beschreibt der Sauerländer Mönch.

Nachdenken und Innehalten

Bruder Anno ist heute auf der Nordroute unterwegs, die von der Abtei Königsmünster startend an der Kriegsgräberstätte vorbei, über die Burgruine in Eversberg und das kleine Walddorf Föckinghausen bis zum Bestwiger Bergkloster der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel führt. Es ist die einfachere der beiden Routen, die insgesamt 19 Impuls-Stationen beinhalten. Hier sollen Wanderer sich Zeit nehmen, um zu reflektieren, über das eigene Leben nachzudenken oder innezuhalten – so beispielsweise beim Blick über die Faith-Moschee von Meschede hin zur Abtei: „Erst, wenn ich meine eigene Tradition kenne, kann ich die fremde Tradition wertschätzen. Nicht bloß tolerieren, ertragen, sondern in Ehrfurcht anerkennen“, heißt es dort im Impulstext, den Pater Maurus aus der Abtei geschrieben hat. Jeder Impuls greift ein anderes Thema auf: An der Burgruine Eversberg geht es um Vergänglichkeit, beim Blick auf die Kriegsgräberstätte um ein Bewusstsein für das Leben.

Der Blick auf Bestwig vom Klosterwanderweg aus.

“Der Weg ist das Ziel”

„Auf unserem spirituellen Wanderweg gilt ganz besonders: Der Weg ist das Ziel“, erklärt Bruder Anno beim Blick auf die weite Landschaft. Das Pilgern habe im Christentum ja ohnehin eine lange Tradition. „Es spricht nicht nur die Hardware, sondern auch die Software eines Menschen an“, erklärt er. Es sei kein Zufall gewesen, dass Jesus Christus mit seinen Anhängern unterwegs war, genau wie Freiheitskämpfer wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. „Das alles waren Menschen in Bewegung“, so Bruder Anno. „Es gibt etwas Korrespondierendes zwischen Innen und Außen.“

Dass Bruder Anno Bewegung sehr wichtig ist, ist in Gesprächen sofort zu erkennen. Zu viel Rumsitzen mache auch geistig träge, daher ist er im Umkreis der Abtei oft mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs. „Mir war schon früh bewusst, dass beim Klosterleben die Gefahr bestehen kann, inhäusig zu werden und sich zu wenig zu bewegen“, erklärt der Benediktiner auf dem Weg zur Burgruine Eversberg. Jahrelang hat er im Kloster die Buchhaltung geleitet. Da tat es ihm besonders gut, raus zu gehen.

Wandern schafft Lebensqualität

Viele Leute wüssten gar nicht, wie es ein paar Meter von Zuhause entfernt aussieht. „Dabei leben wir hier im Sauerland dort, wo andere extra Urlaub machen“, gibt Bruder Anno zu bedenken. „Viele Menschen wissen nicht zu schätzen, wie schön es vor der eigenen Haustür aussieht.“ Er selbst entdeckt auf jedem Gang etwas Neues, geht zu Orten, an denen er vielleicht noch nicht so oft war. Alle Menschen sollten auch mal aus ihrem alltäglichen Hamsterrad ausbrechen, raus aus den eigenen vier Wänden und rein in die Natur. Die unmittelbare Lebenswelt entdecken, das „kann ein richtiges Experiment sein“, sagt Bruder Anno. Längst sei Wandern nicht mehr so altbacken, wie es früher vielleicht der Fall gewesen ist. Und: Es gibt keinen umweltfreundlicheren Sport. Denn man kann überall starten und braucht nur die passende Kleidung.

Chance und Abwechselung

Auf dem Wanderweg nach Eversberg, der eine atemberaubende Aussicht auf Täler und Wälder hergibt, begegnen ihm nur wenige Leute, die meisten mit Hund. Bruder Anno blickt in den Himmel – kein einziges Flugzeug ist zu sehen. Einen nachhaltigen Tourismus zu etablieren und die Klimakrise zu bewältigen, sei derzeit die eigentlich große Aufgabe der Menschheit. Aber wie alles andere wird auch dies von der Coronakrise überschattet. „Vielleicht zeigt sich aber in dieser Phase, dass es echte Alternativen zum Fernreisetourismus gibt“, hofft „Wanderpapst“ Bruder Anno. Wandern schaffe echte Lebensqualität.

Und was mindestens ebenso wichtig ist: Wandern macht den Kopf frei. Wer kann das nicht gut gebrauchen in dieser schwierigen Zeit? Durchatmen, auf andere Gedanken kommen, die Natur genießen. In dieser Hinsicht könnte sich durch die Coronakrise sogar eine Chance ergeben, meint Bruder Anno: Dass Menschen, da sie ohnehin nicht viel anderes machen können und Abwechslung zum monotonen Alltag gut gebrauchen können, das Wandern und die heimische Region für sich entdecken.

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