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Erzbistum Paderborn
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Ansprache zum Start der Pastoralen Perspektive 2014 (November 2004)

"Auf dein Wort hin werfen wir die Netze neu aus" - unter diesem Titel startete die Perspektive 2014.

„Auf dein Wort hin werfen wir die Netze neu aus“

Unter der Überschrift “Perspektive 2014” hat das Erzbistum Paderborn im Jahr 2004 ein pastorales Arbeitsprogramm für die Jahre bis 2014 gestartet. Ausgangspunkt dafür waren Analysen der pastoralen Situation im Erzbistum. Erzbischof Hans-Josef Becker hat auf einer Tagung in der Katholischen Akademie Schwerte Ende Oktober 2004 seine Zielvorstellungen vorgestellt. Diese wurden anschließend von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diskutiert. Die Rede von Erzbischof Becker sowie die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden in einer Broschüre dokumentiert.

 

Ansprache von Erzbischof Hans-Josef Becker im Wortlaut

 

Einführung

„Zur Erfüllung … ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten. So kann sie dann in einer jeweils einer Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschheit nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens und nach dem Verhältnis beider zueinander Antwort geben.“

(GS 4)

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Schwestern und Brüder!

Mit diesem Zitat aus der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ des zweiten Vatikanischen Konzils ist sehr treffend ein zentraler Schwerpunkt aus meinem ersten Jahr als Erzbischof von Paderborn beschrieben. Die Bemühungen, zu sehen und zu hören, was die Fragen und Themen unserer Zeit sind und welche Schlussfolgerungen wir für den Weg des Erzbistums in den nächsten Jahren daraus zu ziehen haben, haben dieses erste Jahr meines Dienstes wesentlich geprägt.

Ohne den einzelnen Erträgen der Begegnungen und Gespräche des vergangenen Jahres vorgreifen zu wollen, steht eines fest: Wir befinden uns in einer für die Zukunft unserer Kirche entscheidenden „Schwellenzeit“. Der vor zwei Wochen verlesene Hirtenbrief der deutschen Bischöfe zum Bonifatius-Jubiläum betont: „Umbruchzeiten sind Gnadenzeiten.“ Und: „Gott selbst ist es, der unsere Verhältnisse gründlich aufmischt, um uns aufs Neuland zu locken.“ Diese beiden Grund-Sätze des Hirtenbriefs sollten wir uns bei den folgenden Überlegungen präsent halten und reflektieren.

Denn: Ohne die ständige Vergewisserung und die Meditation dieser aus dem Glauben geborenen Interpretation des gegenwärtigen und zukünftigen (!) Wandels kann keine Dynamik eines pastoralen Aufbruchs erwachsen. Diese geistlichen Einsichten sollten wir als Eckdaten der Zukunft unserer Pastoral verstehen, um dann eine Pastoral der Zukunft zu entwerfen.

Werfen wir aus diesem Grund zunächst einen Blick in zwei Erfahrungsbereiche des vergangenen Jahres: die Pastoralgespräche in den Dekanaten des Erzbistums und die Erkenntnisse der Trendmonitor-Umfrage 2003.

 

I. Zur gegenwärtigen pastoralen Situation

Einsichten aus den Pastoralgesprächen

Die Wahrnehmung der pastoralen Situation unseres Erzbistums und der damit verbundenen Hintergründe und Entwicklungen im gesellschaftlichen Leben unserer Regionen war genau der Sinn der Pastoralgespräche, die ich in allen Dekanaten unseres Bistums geführt habe. Aus den sehr unterschiedlichen Themen, die vor Ort als besondere pastorale Herausforderungen benannt wurden, lassen sich einige markante Schwerpunkte herauslesen, die ich in aller gebotenen Kürze folgendermaßen benennen möchte:

  1. In der Verkündigung wird ein intensiveres Eingehen auf suchende und fragende Menschen erforderlich. Dazu sind neue Wege missionarischen Engagements und einladende, niederschwellige Angebote erforderlich.
  2. Die geistliche und theologische Weiterbildung aller Träger der Verkündigung verlangt größere Aufmerksamkeit.
  3. Die bisherigen Wege der Sakramentenpastoral müssen angesichts der allgemein bekannten Tradierungsprobleme überprüft und qualitativ weiterentwickelt werden. Der Bonifatius-Hirtenbrief der deutschen Bischöfe stellt zu Recht nüchtern fest: „,Wir sind Missionsland geworden.‘ Diese Diagnose, die Alfred Delp schon 1941 hellsichtig … formuliert hat, ist inzwischen bittere Realität geworden … Wir sind dabei, unser kostbarstes Erbe zu verschleudern: Gott zu kennen, wie Jesus Christus ihn uns bekannt gemacht hat …“ Es muss also bei all unseren Bemühungen darum gehen, das kostbare Erbe unseres Glaubens in neuer Wertschätzung den Menschen unserer Zeit lebendig und wirklichkeitsnah zu vermitteln. Nur so können wir den uns anvertrauten Schatz des Glaubens für die Zukunft bewahren.
  4. Die Eucharistie als die Mitte der Glaubensvollzüge verlangt nach einer ansprechenden, würdigen und lebendigen Feier, die immer wieder katechetisch aufzuschließen ist.
  5. Laien müssen für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern, Beerdigungen und anderen liturgischen Diensten gut ausgebildet und ständig begleitet werden.
  6. Der Einsatz für die Armen und Benachteiligten unserer Gesellschaft ist gerade in Zeiten sozialer Umbrüche wie der heutigen dringend notwendig.
  1. Die ökumenische Zusammenarbeit soll um des glaubwürdigen Zeugnisses aller Christen in unserer Gesellschaft willen weiterentwickelt werden. Der Aufruf Jesu: „Alle sollen eins sein“ (Joh 17,21) darf nicht zur Dauer-Utopie werden, mit der wir uns stillschweigend zufrieden geben.
  2. Die Anerkennung, Stärkung und Förderung des ehrenamtlichen Engagements in unseren Gemeinden und Pastoralverbünden sind von zentraler Bedeutung. Gerade angesichts des zurückgehenden zahlenmäßigen Engagements auf diesem Sektor ist die Wertschätzung der ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen ein Gebot der Stunde.
  3. Die Förderung (d. h. Begleitung und Weiterbildung) und Profilierung des pastoralen Personals werden für den gezielten und wirksamen Personaleinsatz in unserem Erzbistum bedeutsamer.
Ergebnisse der Trendmonitor-Umfrage 2003

In Verbindung mit den Hauptthemen der Pastoralgespräche möchte ich auch an unsere Reflexionen über die Schlussfolgerungen aus der Trendmonitor-Erhebung erinnern, die wir im Sommer vorigen Jahres hier in Schwerte begonnen haben. Auf empirischer Basis ergibt sich somit eine parallele Erhebung zu den Wahrnehmungen im Rahmen der Pastoralgespräche.

Hervorzuheben sind hier stichwortartig und in grober Skizzierung neben vielen anderen Einzelbeobachtungen folgende Aspekte:

  • die auffällige Diskrepanz bei der Kirchenbindung zwischen den Generationen (auffällig ist: Während der Kern der kirchennahen Katholiken im Erzbistum Paderborn größer ist als in anderen Bistümern, gibt es deutlichere Defizite bei der jüngeren Generation der 16-29-Jährigen. Hier ist die Bindung zur Kirche schwächer ausgeprägt als im bundesweiten Durchschnitt!),
  • die Hinweise auf einen großen Bedarf an religiös-theologischer Bildung der Ehrenamtlichen,
  • die große Notwendigkeit, den Zusammenhang von sozialem und pastoralem Engagement deutlicher darzustellen,
  • das Sich-Einstellen auf einen ausgeprägten Individualismus (des Bekenntnisses, der persönlichen Ansichten und Lebensweisen) auch in der Kirche
  • und ganz besonders die deutliche Aufforderung seitens der Befragten, neu das Gespräch mit den Menschen zu suchen, die sich nicht im kirchlichen Binnenraum bewegen, um ihnen Zugangswege zum Evangelium und zur Gemeinschaft der Kirche zu eröffnen. (In diesem Zusammenhang ist die ambivalente Grundhaltung der so genannten „Fernstehenden“ gegenüber der Kirche zu sehen: Sie seien – so die Umfrage – wohlwollend, wenn es um die Kirche gehe, insofern sie sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit engagiere. Diese positive Haltung werde jedoch skeptisch bis ablehnend, wenn die Kirche als Fordernde auftrete, die von ihren Mitgliedern die Erfüllung moralischer Normen erwarte. In dieser Spaltung sieht die Trendmonitor- Umfrage aber auch eine Chance: nämlich deutlicher zu kommunizieren, warum Forderungen etwa im ethischen Bereich seitens der Kirche erhoben werden. Mehr Lebensnähe und Glaubwürdigkeit seien notwendig, damit die Botschaft der Kirche in der Pluralität gesellschaftlicher Meinungen und Trends von den Menschen verstanden würde. Hier bestünde – so die Umfrage – bei den derzeitigen Informationsangeboten der Kirche noch Verbesserungsbedarf.)
Weitere Bedingungen der pastoralen Situation unseres Erzbistums

Neben diesen Themen, die aus der Begegnung mit immerhin etwa 3 000 haupt- und ehrenamtlichen Verantwortlichen unseres Erzbistums und der Trendmonitor-Umfrage resultieren, sind natürlich auch weitere Bedingungen zu berücksichtigen, die zur Wahrnehmung der pastoralen Situation unseres Erzbistums von Bedeutung sind:

  • Die Zahl der Katholiken in unserem Erzbistum geht in Folge der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft seit Jahren konstant zurück. So ist unser Erzbistum in den vergangenen 20 Jahren um fast 200 000 Katholiken kleiner geworden. Im Durchschnitt der letzten Jahre sank die Katholikenzahl jährlich um etwa14 000. Zurzeit zählt unser Erzbistum gut 1 740000 Katholiken.
  • Der anhaltende Rückgang der Zahl der Priester im aktiven Dienst ist hinlänglich bekannt. Auf absehbare Zeit ist hier keine Entspannung, sondern eher eine Verschärfung der Situation in Sicht.
  • Der Anteil der regelmäßig am Sonntagsgottesdienst teilnehmenden Katholiken in unserem Erzbistum ist in den vergangenen 20 Jahren von 540 000 auf 278 000 zurückgegangen,hat sich also quasi halbiert (bzw. hat sich abzüglich des Rückgangs der absoluten Katholikenzahlen von ca. 27 % auf 16 % reduziert).
  • Die Zahl der Taufen hat sich in demselben Zeitraum von 17 274 auf 13 703 pro Jahr reduziert, die Zahl der kirchlichen Trauungen ist von 8107 auf 3 302 im Jahr drastisch zurückgegangen.

Die Zahlen dokumentieren, dass sich die Bindung der Katholiken an ihre Kirche in den vergangenen Jahren deutlich gelockert hat und wir bei unseren Planungen von einer neuartigen „abgestuften Kirchenzugehörigkeit“ ausgehen müssen.

Erzbischof Hans-Josef Becker

Die zunehmenden finanziellen Einschränkungen, insbesondere durch den Rückgang der Kirchensteuereinnahmen, sind ebenfalls bekannt. In den kommenden Jahren werden wir im Erzbistum mit 30 Millionen Euro weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer rechnen müssen. Die uns vorliegenden Zahlen und Prognosen dokumentieren: Die Notwendigkeit für einen gezielten Einsatz der verbleibenden Finanzmittel stellt sich in Zukunft dringlicher.

Mit den zurückgehenden Zahlen wird zwangsläufig ein Ausdünnen des bisher wahrgenommenen Aufgabenspektrums und des Personalbestandes einhergehen. Wir werden angesichts der Finanzentwicklung allein die Personalkosten in den nächsten Jahren um 10% kürzen müssen. Auch der Umfang des Unterstützungsbedarfes für die Pastoral vor Ort wird auf die veränderten Bedingungen hin angepasst, d. h. reduziert werden müssen.

 

Ein erster Ausblick

Vor dem Hintergrund der hier skizzierten „Zeichen der Zeit“ (ich habe dabei die allseits bekannten Signets des gesellschaftlichen und kirchlichen Wandels, die ich bei den Pastoralgesprächen angeführt habe, nicht noch einmal wiederholt) müssen wir uns jetzt daran machen, den Weg der Kirche von Paderborn für die nächsten Jahre abzustecken. Dabei ist es entscheidend, dass wir nicht im Analysieren stecken bleiben, sondern eine weiter ausgreifende Perspektive entwickeln, die über den Tellerrand des nächsten Jahres hinausgeht. Es geht hier und jetzt entscheidend darum, alle Kräfte zu konzentrieren, um unsere Sendung im Heute für morgen zu realisieren. Das ist die Mission, die ich für unsere Erzdiözese in den kommenden Jahren sehe.

Auch an dieser Stelle möchte ich das eben erwähnte Hirtenwort der deutschen Bischöfe zitieren, das die gegenwärtigen Herausforderungen klar benennt und sich zum Missionsauftrag der Kirche bekennt: „Wir haben eine Mission in unserem Land und weltweit. Darin sind wir unvertretbar. Haben wir doch mit dem Evangelium eine Botschaft, für die es in dieser Welt keine bessere Alternative gibt.“

Vor dem Hintergrund der pastoralen Entwicklung unseres Erzbistums in den zurückliegenden Jahren und vieler bewährter Elemente kirchlichen Lebens möchte ich die Perspektiven für die nächsten Jahre auf der Grundlage der Ur-Kunde unseres Glaubens mit meinem bischöflichen Leitwort aus dem Lukasevangelium ausdrücken: „Auf Dein Wort hin werfen wir die Netze neu aus“ (vgl. Lk 5,5). Damit verbinde ich die Hoffnung, dass wir in der Konzentration auf die wesentlichen Herausforderungen zu einem erneuten Aufbruch der Pastoral gelangen.

In diesem Zusammenhang erinnere ich an den Grundgedanken meines ersten Hirtenbriefes vom 1. Fastensonntag 2003, der unter der Überschrift „Verwurzelt im Glauben – gestärkt für die Zukunft“ die beiden Pole unserer gemeinsamen Bemühungen benennt: die Verankerung im Evangelium und die Offenheit für die Fragen, Sorgen und Nöte der Menschen in unserem Erzbistum.

 

II. Pastoraler Schwerpunkt: „Auf Dein Wort hin werfen wir die Netze neu aus“

Unser gemeinsamer Auftrag im Dienst unseres Erzbistums bleibt dabei derselbe wie in allen Jahren zuvor: den Menschen im Erzbistum Paderborn das Evangelium glaubwürdig zu verkünden in den kirchlichen Grunddiensten der „martyria, diakonia und liturgia“, d. h. in Wort, Tat und Feier.

Wir fangen bei unseren Bemühungen um eine „Pastoral der Zukunft“ keineswegs am Punkt null an. Deshalb brauchen wir das Rad nicht neu zu erfinden! Wir setzen vielmehr fort und entwickeln weiter, was in den letzten Jahren unter der Leitung meines Vorgängers pastoral gewachsen ist und auf den Weg gebracht wurde. Wir knüpfen insbesondere an die im „Halbzeit-Zwischenbericht“ vom Jahr 2001 zur Entwicklung pastoraler Perspektiven benannten Perspektiven und Herausforderungen an. Dieser Zwischenbericht ist von der Einsicht geprägt, dass der gegenwärtige Umbruch im kirchlichen Leben bei den Gläubigen zunehmend von dem Bewusstsein getragen wird, „die Veränderungen nicht als Objekte über sich ergehen zu lassen, sondern als Subjekte inmitten der gewandelten Lebenswirklichkeiten heutiger Menschen und auf den bleibenden Grundlagen unseres Glaubens und Kircheseins mitzuwirken“ (vgl. „Halbzeit-Zwischenbericht“, S. 26).

Stichworte dazu lauten wie folgt:

  • die Berufung aller Getauften zur Mitwirkung an der Sendung der Kirche,
  • die bewusst wahrgenommene Verantwortung der Christen in den Gemeinden für ihren Weg in die Zukunft,
  • die kooperative Entwicklung der Gemeinden und kategorialen Dienste im Pastoralverbund.

Vorzeichen der künftigen pastoralen Perspektive

Meine Damen und Herren! Liebe Schwestern und Brüder!

Ich halte es für entscheidend, dass wir uns als Kirche von Paderborn von innen her erneuern, um aus diesem Impuls auch künftig unseren bleibenden Auftrag wirkungsvoll und mit Ausstrahlung auf die Menschen unserer Zeit erfüllen zu können. Unsere Pastoral der Zukunft wird nämlich dann nicht im (blinden) Aktionismus enden, wenn sie gespeist wird aus der zutiefst biblischen Vergewisserung: Gott ist mit uns!

Dazu halte ich die folgenden Vorzeichen für maßgeblich:

  • Unseren Aufbruch in die Zukunft werden wir bewusst in der weltweiten Gemeinschaft der Kirche und im Sinne einer Gemeinschaftsaufgabe aller katholischen Christen in ökumenischer Verbundenheit mit den Christen in den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften beginnen. Der verlässliche und glaubwürdige Dialog ist dabei eine entscheidende Grundlage für die Verbundenheit der Katholiken innerhalb des Erzbistums wie auch für die Zusammenarbeit mit den ökumenischen Partnern.
  • Die große Zahl ehrenamtlich Engagierter in den vielfältigen Aufgabenbereichen und auf allen Ebenen des Erzbistums sehe ich dabei als eine unserer größten Stärken. Ohne ihr eindrucksvolles Engagement wäre das Leben in unseren Gemeinden, Verbänden, Einrichtungen nicht vorstellbar! Dieses ehrenamtliche Engagement wollen wir auch in Zukunft stärken und nach Kräften unterstützen. Dabei müssen wir besonders darauf achten, dass wir unsere Ehrenamtlichen nicht (im wahrsten Sinne des Wortes) heillos überfordern.
  • Die Priester, Ständigen Diakone, Gemeindereferenten/-innen und weiteren pastoralen Dienste möchten wir neu ermuntern, sich angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen engagiert in den Dienst des Ganzen zu stellen. Der Zusammenhalt und die Einheit des Presbyteriums sind mir dabei als Bischof ein besonderes Anliegen.
  • Ebenso sehr gilt unsere Aufmerksamkeit den Ordenschristen und Mitgliedern geistlicher Gemeinschaften im Erzbistum. Sie in die pastorale Arbeit einzubinden und ihren „prophetischen Zeichencharakter“ für unsere Ortskirche zu würdigen ist für mich ein selbstverständlicher Beitrag zu der wichtigen Aufgabe des Hirtenamtes, alle Berufungen in der Kirche wahrzunehmen und in den Dienst des Ganzen zu stellen.
  • In den pastoralen Diensten und Aufgabenfeldern hat in den letzten Jahren eine gute Entwicklung zur Kooperation und Konzentration begonnen. Diesen Weg müssen wir angesichts der bestehenden Pastoralverbünde, aber auch vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen noch entschiedener fortsetzen und dabei lieb gewordene Gewohnheiten hinter uns lassen: Die Pastoral der Gemeinden, der Pastoralverbünde, der Einrichtungen und speziellen Dienste sowie die Seelsorge an besonderen Zielgruppen müssen noch stärker aufeinander abgestimmt werden. Dabei gilt es ebenso, mögliche Synergieeffekte gezielt zu nutzen.

Sie haben beim Zuhören hoffentlich gemerkt: Die Pastoral der Zukunft ist nicht defizitorientiert (in der Sprache des „Nicht-mehr“, „Noch-nicht“), sondern besinnt sich auf die immer noch reichlich vorhandenen Ressourcen. Es geht mir zunächst um eine Vergewisserung der Kräfte, die Gott uns in unserem Bistum in einer großen Vielfalt geschenkt hat. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die pastorale Zukunftsperspektive auf der „Kraft des Fragments“ gründet. Wir haben auf pastoraler Ebene in neuer Weise – um mit Hans Urs von Balthasar zu sprechen – „das Ganze im Fragment“ vor uns. So wie in der Eucharistie in jedem noch so kleinen Stückchen Brot der ganze Christus da ist, wirkt in jeder Pastoral, die in Hirtensorge und aufmerksamer Zuwendung zum Menschen geschieht, ebenfalls der ganze Christus! Auf dieser Grundlage werden wir die pastorale Entwicklung im Erzbistum Paderborn in den nächsten zehn Jahren in drei vorrangigen Zielfeldern konzentrieren, die ich im Folgenden kurz erläutern möchte:

  1. Aus dem Glauben an den dreifaltigen Gott leben und diesen Glauben neu ins Gespräch bringen

Das Zweite Vatikanische Konzil spricht zu Beginn der großen Konstitution „Lumen Gentium“ über das Wesen und die Aufgabe der Kirche: „Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, d. h. Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1).

“Auf dein Wort hin werfen wir die Netze neu aus” – unter diesem Leitwort startete 2004 die Perspektive 2014.

Aus dieser grundlegenden Bestimmung der Kirche ergibt sich, dass die Kirche keine innerweltliche Dienstleistungsorganisation zur Befriedigung religiöser Grundbedürfnisse ist, sondern als das Ur-Sakrament schlechthin ihre Wurzeln in Gott selbst hat. Als sprechendes Zeichen und Instrument der Verbindung des Menschen mit Gott und untereinander ist uns

die Kirche vorgegeben. Als auf Jesus Christus gegründete und vom Heiligen Geist belebte Gemeinschaft gibt sie uns Anteil am göttlichen Heil. Diese Grundwirklichkeit des Kirche Seins muss wie ein roter Faden das Leben der Ortskirche durchziehen und an verschiedenen „Einsatzorten“ zur Entfaltung kommen.

Deshalb müssen wir zuerst immer wieder selbst zu den Quellen unseres Glaubens und unserer kirchlichen Gemeinschaft gehen, um unsere Berufung als Glieder der einen Kirche Jesu Christi zu sehen und aus ihr zu leben. Als Christen empfangen wir in der Verkündigung und in den Sakramenten als den wirkmächtigen Zeichen der Nähe Gottes in der Kirche die Teilhabe an der Berufung, Söhne und Töchter des lebendigen Gottes zu sein. Dadurch werden wir bewegt und bestärkt, die unterschiedlichen Orte des Lebens aus dieser göttlichen Berufung zu gestalten (vgl. Papst Paul VI., „Evangelii Nuntiandi“).

Konkret bedeutet dies für den Weg unserer Erzdiözese:

  • Wir werden im Rahmen einer notwendigen Konzentration unserer pastoralen Bemühungen einen deutlichen Schwerpunkt auf die Eingliederungssakramente, insbesondere auf die Taufe und Firmung, legen. Dabei werden wir unsere Aufmerksamkeit stärker den erwachsenen Taufbewerbern und den Eltern der neu getauften Kinder widmen. Wir werden in liturgischer und katechetischer Perspektive die österliche Bußzeit als die Zeit der Taufvorbereitung und Tauferneuerung mit neuen Impulsen wieder beleben und in das Blickfeld der Gemeinden rücken.
  • In der Mitte unserer Glaubensvollzüge steht die würdige und lebendige Feier der Eucharistie. Es geht um die „Schönheit“ (vgl. von Balthasar, Martini) des liturgischen Vollzugs, der auch heute für viele Menschen hohe Anziehungskraft besitzt. Wir werden neue Bemühungen unternehmen, diesen Mittelpunkt kirchlichen Lebens katechetisch zu erschließen, um eine bewusste aktive Teilhabe aller Gläubigen im Sinne des Zweiten Vatikanums zu fördern und neu zu qualifizieren. Die Möglichkeiten und Modalitäten von Wort-Gottes-Feiern werden wir intensiv ausloten und dabei besonderen Wert auf eine qualifizierte Ausbildung für die Leitung dieser Feiern legen.
  • Die in den letzten Jahren begonnenen Wege der geistlichen Vertiefung und Erneuerung der Gemeinden, z. B. mit den „Exerzitien im Alltag“, Bibel-Teilen, Impulsen im Advent, werden wir fortführen und ausbauen. Dabei setzen wir auch weiter auf das Engagement der Orden und Geistlichen Gemeinschaften im Erzbistum.
  • Wir werden die religiös-theologische Bildung intensivieren mit besonderen Schwerpunkten in der Förderung der religiösen Sprach- und Ausdrucksfähigkeit, der biblischen Bildung und in den fundamentalen Themen von „Auftrag, Sendung und Verfassung der Kirche“ einschließlich deren ökumenischer Zusammenhänge und Perspektiven. An dieser Stelle gibt es auf allen Ebenen einen notwendigen Informationsbedarf, der allerdings auch geistlich durchdrungen werden muss.
  • Auch die theologische Fortbildung für die Priester und die anderen pastoralen und sozialen Mitarbeiter/-innen wird die Fragen der Evangelisierung und Katechese, des Auftrags und der Sendung der Kirche sowie der Profile der Ämter und Dienste in den Mittelpunkt rücken.
  • In den Pastoralverbünden des Erzbistums wird es darauf ankommen, die Bildungsarbeit im schulischen Bereich und in der Erwachsenenbildung sowie die Katechese der Gemeinde auf die elementaren Kernaussagen unseres Glaubens zu konzentrieren und miteinander zu vernetzen.
  • Auf Diözesanebene werden die zuständigen Stellen die bisherigen Konzepte der Bildungsarbeit der Schulen, der Erwachsenenbildung und der Katechese in dieser Linie weiterentwickeln (vgl. hierzu das wegweisende Dokument der deutschen Bischöfe „Katechese in veränderter Zeit“ vom 22.6. 2004). Ein wichtiger Gesichtspunkt bei diesen Bemühungen werden eine klare und konzentrierte Profilierung der einzelnen Bereiche und eine Art von „fundamental-katechetischer“ Vernetzung untereinander sein. In der Erwachsenenbildung werden wir das Diözesanbildungswerk und die Familienbildung zusammenführen und die Profile der Einrichtungen (Heimvolkshochschulen) sinnvoll aufeinander abstimmen.
  1. Die Zuwendung des Mensch gewordenen Gottes durch alle Phasen des menschlichen Lebens bezeugen

Auf der Basis dieser pastoralen und spirituellen Konzentration unserer Bemühungen „nach innen“ gilt es, in einem weiteren Schritt aus dem Binnenbereich des zentralen kirchlichen Dienstes heraus nach außen zu wirken. Wir sind berufen, Zeugnis davon zu geben, dass Jesus Christus uns das „Leben in Fülle“ (vgl. Joh 10,10) nicht nur verheißen, sondern bereits geschenkt hat.

Diese froh machende Botschaft Jesu Christi gilt allen Menschen. Sie zu verkünden und zu bezeugen ist zugleich der besondere Auftrag aller Christen. Die Pastoralkonstitution des zweiten Vatikanischen Konzils „Gaudium et Spes“ hat es prägnant so formuliert: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (GS 1).

Diese fundamentalen Glaubensaussagen, die das Konzil erstmals in einen pastoralen Zusammenhang gestellt hat, beinhalten zentrale, für viele Ohren gewiss selbstverständliche, aber in unserer gegenwärtigen Situation hervorhebenswerte Teilaspekte:

  • Zunächst ist jeder Mensch als Person einmalig und besitzt eine ihm von Gott gegebene unverfügbare Würde. Daraus erwächst für uns Christen die Verpflichtung, menschliches Leben von der Empfängnis bis zum Tod zu achten, zu schützen und, wo Not ist, helfend zu begleiten. An dieser Stelle gibt es für Christen keine Kompromisse!
  • Die christlichen „Ur-Zellen“ von Ehe und Familie werden wir unterstützen und stärken und uns für ihre Achtung, ihren Schutz und ihre Unterstützung in Gesellschaft und Politik einsetzen.
  • Obwohl die demografische Entwicklung besonders die älteren Menschen verstärkt in den Blickpunkt rückt, werden wir auch unser Engagement in der Jugendpastoral fortsetzen, bei der ich bewusst auch die Berufungspastoral als zentrales und dringliches Arbeitsfeld einschließe. Wir wollen deshalb sowohl die Dynamik und Kreativität der jungen Generation unterstützen als auch die Würde und Selbstbestimmung der älteren Generation schützen sowie uns intensiv für das Miteinander der Generationen einsetzen. Auch dieser Aspekt ist integraler Bestandteil des sozialen Friedens in unserer Gesellschaft.
  • Kranken und behinderten Menschen wollen wir im Geist des Evangeliums verlässlich zur Seite stehen und uns für würdige Lebensbedingungen und eine Begleitung einsetzen, die den Namen „menschlich“ verdient.
  • Sterbende sollen unsere Gemeinschaft und Verbundenheit erfahren, ihren Angehörigen wollen wir in der persönlichen seelsorglichen Begleitung und Hilfestellung zuverlässige Wegbegleiter sein.
  • Auf der Ebene der Pastoralverbünde möchten wir ein von christlicher Nächstenliebe getragenes soziales Netzwerk aufbauen, in dem Gemeinden, caritative Einrichtungen wie Krankenhäuser, Altenheime und Hospize sowie caritative Gruppen und andere Initiativen ihren Einsatz für das Leben aufeinander abgestimmt wahrnehmen.
  • Um dieses für unsere caritative Arbeit so zentrale Anliegen zu verwirklichen, werden wir in der kommenden Zeit ein entsprechendes Rahmenkonzept für die Caritasarbeit in den Pastoralverbünden erarbeiten.

Weitere Einzelkonzepte zur Ehe- und Familienpastoral, Jugendpastoral, Altenpastoral, Krankenpastoral und Trauerpastoral werden in diesem Zusammenhang ebenfalls in Auftrag gegeben.

Sie spüren hoffentlich, wie wichtig es uns ist, dass die pastorale Zukunftsperspektive bewusst in die Pastoral der Diakonie investiert. Die einschlägigen Umfragen, die unseren Überlegungen zugrunde liegen, weisen darauf hin, dass für viele unserer Zeitgenossen die Überzeugungskraft des Evangeliums und der Kirche mit der Überzeugungskraft der Diakonie beginnt.

Die Früchte einer solchen Pastoral werden nicht an der Anzahl der vorhandenen Einrichtungen und Gruppen gemessen, sondern daran, ob die Hauptamtlichen, die Ehrenamtlichen und mit ihnen die anderen Gläubigen neu beginnen, sich zu engagieren und Dienende im Geiste Jesu Christi zu werden.

 

  1. Als missionarische Kirche mit Gottes Geist die Welt mitgestalten

Das Zweite Vatikanische Konzil erinnert in seinem Dekret „Ad gentes“ an den Ur-Impuls des kirchlichen Selbstverständnisses seit den Zeiten der Apostel und betont: „Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch [d. h. als Gesandte unterwegs], da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters“ (AG 2).

Gerade unsere gegenwärtige Zeit, in der die gewohnten Wege des Hineinwachsens junger Menschen in den Glauben nicht mehr hinreichend tragen, verlangt danach, diese missionarische Seite der Kirche erneut in die Mitte unseres pastoralen Bemühens zu stellen. Auch wenn es uns im alltäglichen Innen-Leben der Kirche oft nicht mehr auffällt (vielleicht auch, weil wir bisweilen betriebsblind geworden sind … ), können wir davon ausgehen: Die Sehnsucht der Menschen, den Sinn ihres Lebens zu erfahren und sich nicht auf der Oberflächenstruktur dieser Welt zu verlieren, ist ungebrochen groß – auch und gerade bei jungen Menschen. Wir werden deshalb als Kirche verstärkt neue Zugänge zu den vielfältigen Lebenswelten und Lebensformen unserer Zeit suchen: Zugänge zu den Orten also, wo Menschen arbeiten und leben, und somit keine Beschränkung auf den Binnenraum der Kirchen und Gemeinden.

Der Bonifatius-Hirtenbrief stellt uns zu Recht die Frage: „Wagen wir uns heute mit dem Evangelium in kirchenfremde Räume?“ Um einem „Rückzug in die Bastionen“ (Hans Urs von Balthasar), der dem missionarischen Auftrag der Kirche widerspricht, vorzubeugen, möchte ich folgende Initiativen benennen:

  • Mit Phantasie und Mut wollen wir uns besonders um einladende Angebote für Zeitgenossen bemühen, die nicht kirchlich sozialisiert sind, sich abgewandt haben oder den christlichen Glauben und unsere Kirche (noch) nicht kennen: Pastoral in den Innenstädten, (christliche) Kunst und Kirchenmusik, geistliche Kirchenführungen, Angebote junger Kirche, geistliche Zentren und andere „alternative Angebote“ werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten ausbauen, qualifizieren und an zentralen Orten im Bistum platzieren. Hier sehen wir übrigens eine gute Möglichkeit für ein originäres Engagement von Ordenschristen und laden diese ausdrücklich zum Mittun ein.
  • Im Dialog mit den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften werden wir unsere Kräfte konzentrieren, um die soziale, politische, kulturelle und mediale Welt mitzugestalten (gerade auch Letztere, wie uns die Trendmonitor-Umfrage nahe legt) und somit der Stimme der Christen in unserer Gesellschaft Gehör zu verschaffen. Besondere Aufmerksamkeit werden wir dabei den Entwicklungen im Schul- und Bildungssektor, der Integration von Migranten, den Menschen in Notlagen und dem Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen widmen. Wir werden uns um ein verstärktes ehrenamtliches Engagement der Christen in unserer Gesellschaft und in der weiten Welt bemühen und sie durch geeignete (Bildungs-) Maßnahmen für dieses Engagement befähigen. Die Umsetzung dieses Zielfeldes wird schwerpunktmäßig ortsnah in den Pastoralverbünden und mit Unterstützung der mittleren Ebene unseres Erzbistums erfolgen.

Gerade an diesem dritten Punkt unserer Zukunftsperspektive wird deutlich, dass die Besinnung auf das Wesentliche unserer kirchlichen Berufung in gut biblischem Sinne der Aufbruch in unbekanntes Land ist.

 

Zum Abschluss

Meine Damen und Herren! Liebe Schwestern und Brüder!

Die Pastoralverbünde erhalten vor dem Hintergrund der von mir genannten Handlungsfelder den Auftrag, in den nächsten fünf Jahren ein Pastoralkonzept für ihren Pastoralverbund zu entwickeln, das die Umsetzung dieser „pastoralen Perspektive 2014“ in den Bedingungen des jeweiligen Lebensraumes beschreibt. Ein solches Pastoralkonzept soll auf jeden Fall Aussagen beinhalten zu den folgenden Themenfeldern:

  • Zielsetzung in den pastoralen Grunddiensten,
  • Ehrenamtlichenförderung einschließlich Förderung der Gruppen und Verbände,
  • Schwerpunkte der Gremienarbeit im Pastoralverbund,
  • Einsatzprofile der unterschiedlichen pastoralen Dienste, die Jugend- und Familienpastoral,
  • Vernetzung der Caritasarbeit,
  • Zusammenarbeit mit den Schulen.

Das Pastoralkonzept des Pastoralverbundes wird in der Folge eine wesentliche Grundlage für die bischöfliche Visitation darstellen.

Sie werden gespürt haben, liebe Schwestern und Brüder, dass meine bzw. unsere pastorale Zukunftsperspektive 2014 sich trotz der Vielfalt der angesprochenen Sachthemen nicht auf alle möglichen Felder pastoralen Handelns beziehen konnte. Es ging mir im Wesentlichen darum, Schwerpunkte zu setzen, die mir aus den Pastoralgesprächen, auf der Basis der Trendmonitor-Umfrage und aus den Beratungen mit den Entscheidungsträgern unseres Erzbistums auf Zukunft hin als zentral erscheinen.

Meine Ausführungen verstehe ich als eine Plattform, auf deren Grundlage Sie nun eingeladen sind, sich in den Arbeitsgruppen, die gleich zusammenkommen werden, und darüber hinaus an Ihren jeweiligen Einsatzorten über die genannten Themen auszutauschen, sie zu vertiefen und vor allem auf die einzelnen Arbeitsfelder im Bistum hin zu konkretisieren. In diesem Konsultationsprozess soll es darum gehen, die pastorale Kontur in unserem Erzbistum auf das Jahr 2014 hin zu präzisieren und die Entwicklung der Schwerpunkte laufend zu überprüfen bzw. zu aktualisieren.

Lassen Sie mich nun zum Abschluss noch auf einen Punkt zu sprechen kommen, der mir ebenso am Herzen liegt wie die einzelnen pastoralen Arbeitsfelder der nächsten zehn Jahre. Die geistliche Durchdringung dessen, was wir auf Zukunft hin in Angriff nehmen, scheint mir von entscheidender Bedeutung zu sein. Denn ich lege Ihnen heute ja kein Parteiprogramm und auch keine neue Vereinssatzung vor! Das bedeutende und in seiner Tragweite noch gar nicht hinreichend ausgewertete Dokument „Zeit zur Aussaat – Missionarisch Kirche sein“ der deutschen Bischöfe vom 20. November 2000 wählt das Gleichnis vom Sämann (Mk 4,1-9) als roten Faden einer missionarischen Pastoral und verweist dabei auf einen Punkt, der angesichts unseres Umgangs mit dem gegenwärtigen Umbruch von großer spiritueller Tragweite ist.

Ich zitiere:

„Die Gelassenheit des Sämanns im biblischen Gleichnis, sein Vertrauen in die Kraft des ausgestreuten Samenkorns und schließlich seine Bereitschaft, sich nicht durch Bedenken oder mangelnde Erfolgsaussichten vom Werk der Aussaat abbringen zu lassen, weisen auf eine grundlegende Haltung missionarischer Spiritualität hin … Die Ruhe und Gelassenheit in aller Widersprüchlichkeit des Lebens wird zu einer Grundhaltung, die die Christen dazu befähigt, in kritische Distanz zu allem zu treten, was man gemeinhin glaubt und lebt, was aber eine breitere und tiefere Sicht des Lebens zu behindern droht. Die Gelassenheit prägt auch die Souveränität des Sämanns, der aussät ohne Erfolg oder Misserfolg, Ernte oder Missernte vorauszuwissen. Das Wachsen und Gedeihen besorgt Gott selbst. Wer sich von diesem Geist der Gelassenheit beseelen lässt, wird deshalb auch nicht durch Misserfolge entmutigt werden.“

Was auch immer in den kommenden zehn Jahren im pastoralen Leben unseres Erzbistums geschieht: Der lebendige Gott wird es sein, der unsere Ortskirche von Paderborn führen und begleiten wird. Voller Zuversicht dürfen wir deshalb – um im Bild zu bleiben – ein Wort des Apostels Paulus an die Korinther mit auf unseren gemeinsamen Weg nehmen: „Gott, der Samen gibt für die Aussaat und Brot zur Nahrung, wird auch euch das Saatgut geben und die Saat aufgehen lassen“ (2 Kor 9,10). Ein verheißungsvolleres und auch tröstenderes Bild kann ich mir kaum vorstellen! Lassen Sie uns damit gelassen und vertrauensvoll in die Zukunft gehen!

 

 

 

 

 

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