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Autor Nils Minkmar lehrt vorurteilsfreies Nachdenken mit Montaigne bei Lesung im Gymnasium St. Michael in Paderborn

Eindrucksvolle Autoren-Persönlichkeiten wie Reiner Kunze, Hilde Domin oder auch Bernhard Schlink haben im Gymnasium St. Michael in Paderborn schon seit Anfang der neunziger Jahre vorgetragen. Vor der Corona-Pandemie-bedingten Pause war zuletzt Judith Hermann zu Besuch. Am 13. Februar 2023 stand Nils Minkmar im Zentrum der jährlichen Autorenlesung in der Aula des vom Erzbistum Paderborn getragenen Gymnasium St. Michael in Paderborn.

Leserinnen und Leser kennen Minkmar als versierten Autor der Süddeutschen Zeitung, zuvor arbeitete er erfolgreich bei der FAZ und der Zeit. Mitgebracht hatte Autor Minkmar nach Paderborn seinen ersten Roman „Montaignes Katze“. Wie immer bei den Autorenlesungen des Gymnasiums fand sich ein großes Publikum ein, viele Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe genauso wie auswärtige Gäste. Der Autor war beeindruckt.

Im Zentrum von Minkmars historischem Roman des 16. Jahrhunderts steht eine Portalfigur der französischen Geschichte. Obwohl er als Klassiker Bildungsgut darstellt, verdient sein Name noch weitere Verbreitung: der Denker, Philosoph und Essayist Michel de Montaigne, der von 1533 bis 1592 lebte. Das Frankreich des 16. Jahrhunderts ist zerrissen von Bürgerkriegen, Katholiken und Protestanten (Hugenotten) bekämpfen einander bis aufs Blut, Tausende sterben in sinnlosen Metzeleien, aufgipfelnd in der Bartholomäusnacht 1572. Wir Heutigen wissen, dass der französische König Heinrich IV. die Bürgerkriege mit einem Toleranzedikt von Nantes 1598 beendete. Vor dem jetzigen Louvre auf einer der Seine-Brücken in Paris sieht man sein großes Reiterstandbild.

Autor Nils Minkmar stellt in seinem Roman ein historisches Experiment an. Wie wäre es, wenn zuallererst Montaigne den großen späteren König dazu bewegt hätte, eine Politik der Vernunft zu führen? Ausgeschlossen ist dies nicht. Beide kannten sich, zeitweilig stand Montaigne wohl auch im Dienst des Königs. Und so beginnt der Roman damit, dass in einer kalten Februarnacht des Jahres 1584 Montaigne Besuch in seinem Schloss bei Bordeaux bekommt, mit dem Auftrag, nach Paris aufzubrechen und es irgendwie fertigzubekommen, den damals noch unreifen, mehr an allerlei Abenteuern als an Diplomatie interessierten potentiellen Thronanwärter Heinrich zu einer ausgleichenden Politik zu überreden.

In seiner Lesung in der Aula des Gymnasiums St. Michael präsentierte Nils Minkmar den Romanstoff mit den dazugehörigen historischen Erläuterungen in drei Auszügen, anschließend stellte er sich den interessierten Fragen des Publikums, auch für den Beruf des Journalisten warb er nebenbei leidenschaftlich.

Mehr noch als der König ist der Philosoph Montaigne das Faszinosum des Buches. Als Erfinder der Gattung des Essays steht er für eine mutige Gedankenversuchsanordnung ein, sein vorurteilsfreies, bisweilen auch abschweifendes, mäanderndes Denken, das sich aber auch den Dingen des Alltags konkret zuwendet: der Freundschaft, den Essenssitten, der Kleidung, aber auch dem würdevollen Sterben.

Vielleicht hätte es sich für Nils Minkmar gelohnt, seine Zuhörerschaft noch etwas mehr über die Einzigartigkeit von Montaignes Essays und seine Praxis des Dialogs zu informieren. Am Ende aber war dem Publikum klar: Im 21. Jahrhundert, wo das frenetische Rechthaben allenthalben Konjunktur hat, sind Montaigne und sein großes Buch der Essays trotz seiner gedanklichen Komplexität aktuell wie nie.

Der Deutsch-Leistungskurs Q1(2), vertreten durch Johanna Brocke und Isa Hammerstein, übergab Nils Minkmar am Ende des Abends ein Buchgeschenk. Der Kurs zeichnete auch für die schöne äußere Ausschmückung der Aula verantwortlich. Auf einem der ausgestellten Plakate war eine Art Leitspruch Montaignes zu lesen: „Wenn man mir widerspricht, weckt man meine Aufmerksamkeit, nicht meinen Zorn. Ich gehe auf denjenigen zu, der anderer Meinung ist als ich, denn er bereichert mich.“

Text: Dr. Andreas Kolle

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