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Erzbistum Paderborn
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„Klare Gemeinschaft von Synodalem Weg und Weg zum Diözesanen Forum“

Interview mit Erzbischof Becker und Msgr. Dr. Bredeck zum Auftakt beider Prozesse

Am 1. Advent 2019 wird im Erzbistum Paderborn der “Weg zum Diözesanen Forum” eröffnet, gleichzeitig beginnt der Synodale Weg der Kirche in Deutschland. Aus diesem Anlass haben wir mit Erzbischof Hans-Josef Becker und Msgr. Dr. Michael Bredeck ein Interview geführt: über Entwicklungen im Erzbistum, gegenwärtige Herausforderungen, aktuelle Themen für das Diözesane Forum und die enge Verzahnung mit dem deutschlandweiten, synodalen Prozess.

Redaktion

2014 und 2017 haben bereits Diözesane Foren stattgefunden. Welche Bilder haben Sie vor Augen, wenn Sie an diese Ereignisse zurückdenken?

Erzbischof Becker

Das Diözesane Forum 2014 stand natürlich ganz im Zeichen unseres Zukunftsbildes, das wir seinerzeit ja gerade veröffentlicht hatten. Und wir haben damals ausprobiert, ob ein solches Forum überhaupt ein Format ist, das unseren Zielen mit der Bistumsentwicklung entgegenkommt. Das Forum in Unna habe ich dagegen dann als großes Kaleidoskop, als einen vielseitig bebauten Garten, in Erinnerung. Sinnbild ist für mich das Gemälde „Der große Gärtner“ von Emil Nolde. Das ist ein Bild, das mich weiter prägt und erfüllt und mir immer wieder Orientierung gibt.

Redaktion

Welche Impulse aus den Foren 2014 und 2017 haben in das Erzbistum hineingewirkt und es verändert?

Erzbischof Becker

Ich denke, es ist vieles in Bewegung gekommen. Zunächst einmal, was Haltungen wie „Vertrauen und Verantwortung“ angeht, die im Zukunftsbild aufgezeigt und benannt werden. Es gab aber auch ganz konkrete erste Schritte. Dabei denke ich zum Beispiel an die Einführung von Verwaltungsleitungen in den Pastoralen Räumen oder an die standardisierte Ausbildung für Laientheologinnen und Laientheologen. Der erste Ausbildungskurs für Pastoralreferentinnen und -referenten hat gerade erst im letzten Monat begonnen. Aber ich denke auch an die Frauenkonferenz, die in Kürze zum zweiten Mal stattfindet.

Insgesamt glaube ich, dass schon eine Weichenstellung stattgefunden hat in eine richtige Richtung. Wir müssen jetzt konsequent weitergehen. In Unna habe ich viele gute Absichten und echten Willen wahrgenommen. Es gab ein Bewusstsein für die gemeinsam zu bewältigenden Herausforderungen, aber auch für das, was wir schon geschafft haben und worauf wir aufbauen können. Deshalb sagte ich am Ende des Forums: „Ich gehe mit Ihnen gerne weiter“, weil ich wohlwollende, konstruktive Kritik und Mitsorge erfahren habe. Das hat mir Mut gemacht. Und es macht mir bis heute Mut.

Redaktion

Gegenwärtig gibt es in der Gemeinschaft der Gläubigen zahlreiche Polarisierungen. Was wollen Sie mit dem Forum in dieser Situation erreichen?

Erzbischof Becker

Dazu fällt mir zunächst ein, dass oft eine Polarisierung von Bischöfen und der „Amtskirche“ auf der einen Seite und der Gemeinschaft der Gläubigen auf der anderen Seite vorgenommen wird. Ich finde den Begriff „Amtskirche“ völlig unangemessen, weil er eine Trennung suggeriert, die nicht selbstverständlich einfach da ist. Ich fühle mich nicht neben und außerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen, sondern bin bei ihnen, gehe mit den Gläubigen. Das ist mein Anspruch. Dafür bin ich bestellt und nicht für irgendeine Administration.

Insgesamt erreichen die Polarisierungen in meinen Augen inzwischen ein großes Maß an Eskalation, was mir große Sorgen macht. Ich hoffe, das Forum ist ein Instrument, um zur Besinnung zu kommen. Ein vage herausgestoßenes, miserables Gefühl hilft nicht weiter, sondern es geht um die Wahrnehmung dessen, was uns verbindet. Und das ist das Evangelium, der Kern unseres Glaubens. Und das Evangelium muss meines Erachtens ganz deutlich bezeichnen, für wen wir gehen: Jesus Christus. In diesem Sinn hoffe ich, dass das Forum ein gutes Instrument sein wird, sowohl für die Wahrnehmung der augenblicklichen Situation als auch für die Verdeutlichung unserer Zielrichtung: Wo wollen wir hin, und was ist tatsächlich leistbar?

“Sowohl der Weg zum Forum als auch das Forum selbst sind auch ein geistlicher Prozess. Unsere geistliche Verwurzelung muss man merken: an der Art, wie wir diskutieren, wie wir miteinander umgehen, wie wir die Debatten unterbrechen, um uns zu sammeln und zu beten. Ich glaube immer mehr: Wie wir agieren und miteinander umgehen, das macht sichtbar, an wen wir glauben. Das müssen wir einlösen.”

Erzbischof Hans-Josef Becker

Redaktion

Fast gleichzeitig mit unserem „Weg zum Forum“ beginnt der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Wie eng verbunden sind diese beiden Prozesse?

Erzbischof Becker

Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland muss in die Ortskirchen heruntergebrochen werden. Wir sehen da eine klare Weggemeinschaft – das eine ist nicht vom anderen isoliert. Und die Themen, die in den synodalen Foren behandelt werden, das sind doch auch unsere Themen. Ich bin offen für Anregungen und hoffe, dass der Synodale Weg ein zukunftsweisender Weg sein wird.

Redaktion

Gibt es Themen, die für das nächste Diözesane Forum 2020 besonders wichtig sind?

Msgr. Dr. Bredeck

Bei uns im Erzbistum steht das Thema Evangelisierung weit vorne – da passt es gut, dass Papst Franziskus in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland von Evangelisierung als Leitkriterium gesprochen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns tatsächlich schon darüber verständigt, dass wir Evangelisierung sowohl fürs Forum 2020 als auch für den weiteren Weg der Bistumsentwicklung als Leitkriterium nach vorne stellen wollen. Wir sind den Schritt also schon vor dem Brief des Papstes gegangen – das ist gut.

Auf dem Weg zum Forum wollen wir jetzt Fragen der Evangelisierung in einem bistumsweiten Prozess thematisieren: Was ist der Kern des Evangeliums, und welche Aussagen sind für mich als Christin und Christ in erster Linie relevant und maßgebend? Damit haben wir beim Forum eine Grundlage, von der aus wir weitergehen können. Und mit dem Reader zur Evangelisierung, dessen erster Teil vor einigen Wochen veröffentlicht wurde, gibt es eine Anregung zur Beschäftigung mit dem Thema.

Erzbischof Becker

Mir ist wichtig, dass das Thema Evangelisierung nicht rein akademisch angegangen wird. Es geht dabei um Glaubensvollzüge, Glaubensschulung, Glaubenserneuerung, um unser Leben. Dafür gibt es nicht nur den einen Weg, sondern vielfältige Methoden. Neben der Evangelisierung sehe ich noch Themen, die sich aus unserer Arbeit ergeben: Wie entwickelt sich in unserem Erzbistum das Bild der Gemeinde und des Pastoralen Raums weiter? Ein weiteres Thema wird das Immobilienmanagement des Erzbistums sein. Und dann sehe ich auch das Zeugnis der priesterlichen Lebensform als wichtiges Thema an: Wie weit ist ein Klima in unserer Diözese feststellbar, das auch den Dienst des Priesters wieder wertschätzt? Diese Frage und diese Sorge beschäftigen mich natürlich sehr.

Redaktion

Am 10. Dezember findet mit der Frauenkonferenz der ersten Meilenstein auf dem Weg zum Forum statt. Was wünschen Sie sich für diese Veranstaltung?

Erzbischof Becker

Eine Bündelung dessen, was auf der ersten Frauenkonferenz 2018 als breites Spektrum erfasst worden ist und das in einem qualitativ hochwertigen Austausch. Und ich wünsche mir, dass es bei allen Fragen und unterschiedlichen Meinungen eine gemeinsame Sorge um die Einheit der Kirche gibt.

Msgr. Dr. Bredeck

Da schließe ich mich an. Ich glaube, wir haben schon letztes Jahr einen ersten Schritt gemacht. Jetzt ist die Gruppe der Frauen, die die Konferenz vorbereitet, sehr viel größer und die Themenpalette sind breiter und repräsentativer als im letzten Jahr. Ich erhoffe mir von der Veranstaltung, dass viele positive Impulse für die Frauen im Erzbistum und für unsere gesamte Ortskirche von ihr ausgehen.

Erzbischof Becker

Ich glaube, die Frauenkonferenz ist auch ein guter Ort, um genau hinzuschauen, ob die Möglichkeiten, die es für Frauen jetzt schon gibt, voll ausgeschöpft sind. Und danach zu fragen, welche Probleme und Hindernisse die Umsetzung dieser Möglichkeiten vielleicht verhindern.

Msgr. Dr. Bredeck

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Frauenkonferenz konkrete Ideen dazu erarbeitet, wie die vorhandenen Möglichkeiten besser oder sogar voll ausgeschöpft werden können.

Erzbischof Becker

Und schön wäre, wenn wir differenziert denken und von bestimmten Schlagworten abkommen. Das wünsche ich mir sehr. Ich meine, dass wir insgesamt auf einem guten Weg sind.

“Bei uns im Erzbistum steht das Thema Evangelisierung weit vorne – da passt es gut, dass Papst Franziskus in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland von Evangelisierung als Leitkriterium gesprochen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns tatsächlich schon darüber verständigt, dass wir Evangelisierung sowohl fürs Forum 2020 als auch für den weiteren Weg der Bistumsentwicklung als Leitkriterium nach vorne stellen wollen. Wir sind den Schritt also schon vor dem Brief des Papstes gegangen – das ist gut.”

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Redaktion

Heute startet der Weg zum nächsten Diözesanen Forum. Wie sieht dieser Weg konkret aus?

Msgr. Dr. Bredeck

Bei dem Weg geht es darum, die Themen, die beim Forum besprochen werden, gut vorzubereiten. Den bistumsweiten Frageprozess zum Thema Evangelisierung, den wir in diesem Zusammenhang planen, habe ich ja schon genannt, ebenso die Frauenkonferenz, von der sicher auch Impulse und Vorschläge für das Forum ausgehen werden. Dann haben wir für den 25. Juni eine Zusammenkunft aller Priester im Erzbistum geplant, auch die Sitzungen von Priesterrat, Dechantenkonferenz und Diözesanpastoralrat werden sich mit der Vorbereitung des Forums befassen. Mein Wunsch wäre, dass wir die dortigen Beratungen öffentlicher sichtbar machen, damit die Beratungen nicht hinter verschlossenen Türen ablaufen. Ich rechne damit, dass sich auf dem Weg zum Forum weitere Veranstaltungen zu Forumsthemen ergeben werden, etwa in den Dekanaten. Insgesamt ist mir wichtig, dass der Weg zum Forum keine geschlossene Gesellschaft ist, die hier und da mal etwas verkündet, sondern dass wir beteiligen, Arbeitsstände immer wieder sichtbar und besprechbar machen, um dann beim Forum auf einer guten, abgestimmten Grundlage arbeiten zu können.

Erzbischof Becker

Wichtig ist, dass die Forums-Themen gut ins Erzbistum hinein vernetzt sind, damit wir nicht Gefahr laufen, dass aus dem Forum ein Scheingefecht wird. Eine Veranstaltung, die Themen so bewegt, dass sie niemanden berühren, würde ja letztlich keinen Sinn machen. Was ich unbedingt erwähnen möchte: Sowohl der Weg zum Forum als auch das Forum selbst sind auch ein geistlicher Prozess. Unsere geistliche Verwurzelung muss man merken: an der Art, wie wir diskutieren, wie wir miteinander umgehen, wie wir die Debatten unterbrechen, um uns zu sammeln und zu beten. Ich glaube immer mehr: Wie wir agieren und miteinander umgehen, das macht sichtbar, an wen wir glauben. Das müssen wir einlösen.

Redaktion

Welche Eckdaten des Diözesanen Forums stehen schon fest?

 

Msgr. Dr. Bredeck

Das Forum startet am Freitagvormittag, 13. November. Wer nicht von Anfang an da sein kann, muss aber nicht befürchten, nicht in die Themen der Veranstaltung reinzukommen. Am Anfang wird es nämlich eine Sammlungsphase geben, die intensiver sein wird als bei den letzten Foren. Am Samstagnachmittag wird das Forum dann zu Ende gehen. Veranstaltungsorte sind der Dom und verschiedene kirchliche Einrichtungen in Paderborn. Der Dom wird vornehmlich der Sammlung dienen, ich sehe dort auch den Eröffnungs- und Schlussteil. Die Debatten werden dann in den Pfarrheimen, Fakultäten und so weiter stattfinden. Beim letzten Forum in Unna hatten wir ungefähr 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wir können das vielleicht noch auf 800 erhöhen, aber irgendwann wird die Zahl nicht mehr handhabbar.

Redaktion

Wie wird die Teilnahmemöglichkeit organisiert?

 

Monsignore Dr. Bredeck

Wir werden versuchen, einen Querschnitt der Gläubigen im Erzbistum einzuladen. Das bedeutet nicht, dass diese alle eine personalisierte Einladung erhalten. Wir können auch Kontingente zur Verfügung stellen, so dass Einrichtungen selbst entscheiden können, wer zum Forum gehen soll. Es soll diesmal aber auch einen Teil freier Plätze geben, auf die man sich bewerben kann. Der Gedanke dahinter ist, dass auch solche Menschen kommen können, die nicht direkt eine Pfarrei oder eine Einrichtung oder ein Gremium repräsentieren. Aus meiner Sicht müssen Menschen, die sich bewerben, dies aus einem konkreten Blickwinkel heraus tun, den sie bei der Bewerbung auch benennen. Z.B. jemand, der sich als Kommunalpolitiker für die Kirche interessiert. Oder jemand der in einer Themengruppe in einem Pastoralen Raum ist, aber nicht in einem repräsentativen Organ. Die hatten wir bei den letzten Foren so noch nicht da.

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