Seit der Antike sind deutsche Männer und Frauen nach Rom gezogen: als Pilger, Kaufleute, Künstler, Priester an der vatikanischen Kurie oder Studierende. Im Mittelalter gab es mit dem Borgo sogar eine eigene Siedlung, wo Menschen lebten, die von jenseits der Alpen gekommen waren. Ein letzter Rest ist der deutsche Friedhof, der Camposanto Teutonico, im Schatten der Peterskuppel. Für die Gläubigen aus den deutschsprachigen Ländern gibt es bis heute eine eigene Nationalkirche, Santa Maria dell’Anima. Sie wurde vor 500 Jahren mit Geldern Jakob Fuggers, des reichsten Mannes seiner Zeit, erbaut.
Der Band erzählt von den acht deutschen Päpsten, die nicht sehr viele sichtbare Spuren in der Stadt hinterlassen, sondern sich eher der Erneuerung der Kirche gewidmet haben. Keiner von ihnen regierte so lange wie Benedikt XVI. (2005-2013).
Hauptstadt des Katholizismus
Fast alle deutschen Könige des Mittelalters wurden im Petersdom vom Papst zum Kaiser gekrönt, angefangen von Karl dem Großen an Weihnachten 800. Wahrscheinlich war das Ereignis ein Jahr zuvor in Paderborn zwischen ihm und Papst Leo III. verabredet worden. Heute geht der Besucher achtlos über die Porphyrplatte hinweg, auf der die Krönungen vollzogen wurden.
Rom ist nicht nur die Hauptstadt des Katholizismus – sie hat auch ein protestantisches Erbe. Im alten Kirchenstaat war es bis zu dessen Untergang im Jahr 1870 verboten, nichtkatholische Gottesdienste zu feiern. In den Botschaftsgebäuden der protestantischen Mächte, die quasi zum Territorium des jeweiligen Staates gehörten, musste man sich nicht daran halten.
Deutschsprachige Literaten fühlten sich von der Stadt angezogen
In der preußischen Botschaft auf dem Kapitol wurde vor 200 Jahren eine Kapelle eingerichtet. Kaiser Wilhelm II. selbst ordnete an, dass die Lutheraner in Rom ein repräsentatives Gotteshaus bekamen. Die heutige Christuskirche wurde vom Architekten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin erbaut. 1983 kam Paul Johannes Paul II. zu Besuch und betrat damit als erster Papst ein protestantisches Gotteshaus.
In Rom werden seit 500 Jahren deutsche Priester ausgebildet. Aus dem Germanicum gingen prominente Kirchenmänner wie Hans Küng, Karl Lehmann und Joseph Höffner hervor. Deutschsprachige Literaten fühlten sich von der Stadt angezogen. Goethe erlebte hier die glücklichste Zeit seines Lebens. Thomas Mann schuf in Rufweite des Pantheons die Buddenbrooks. Deutsche Maler wie die Nazarener schulten hier ihren Stil an den alten Meistern.