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Erzbistum Paderborn
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© Birgit Engel / Erzbistum Paderborn

Maria Theresia Bonzel „Sie wollte an erster Stelle Ordensfrau sein“

Vor etwas mehr als zehn Jahren wurde die Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel seliggesprochen. Schwester Magdalena Krol und Schwester Scholastika Kaiser erzählen, was sich seitdem getan hat und wie das Jubiläum gefeiert wird

Am 10. November 2013 wurde Maria Theresia Bonzel, Gründerin der Franziskanerinnen der ewigen Anbetung zu Olpe, seliggesprochen. Sie ist die jüngste Selige im Erzbistum Paderborn. Ihr Gedenktag ist der 9. Februar. Generaloberin Schwester Magdalena Krol und Provinzoberin Schwester Scholastika Kaiser über die Verehrung ihrer Gründerin und die Kraft des Gebets.

Redaktion

Welche Rolle spielt der liturgische Gedenktag der Maria Theresia Bonzel am 9. Februar in der Trilogie ihres Todestages am 6. Februar und dem Tag ihrer Seligsprechung am 10. November?

Sr. Magdalena
Porträt Schwester Magdalena

© GFO / Jens Dittmann

​Mit der Seligsprechung erlaubt Rom die öffentliche Verehrung. Und normalerweise legt man den liturgischen Gedenktag auf den Todestag. Aber der 6. Februar ist mit Paul Miki und Gefährten und der heiligen Dorothea ein seit Jahrhunderten besetzter Tag. Der 20. Juli, der Gründungstag unseres Ordens, wäre als liturgischer Gedenktag denkbar, aber auch schwierig gewesen. Da hätten wir jedes Mal Ärger gehabt mit dem hiesigen wichtigen Schützenfest. Dann fiel mir ein, dass weltweit der heiligen Elisabeth von Thüringen, unter deren Patronat unsere deutsche Provinz steht, am 17. November gedacht wird, nur in Deutschland am 19. November. Das ist ihr Beerdigungstag. Und so haben wir den liturgischen Gedenktag unserer Ordensgründerin auch auf den Tag ihrer Beerdigung gelegt.

Maria Theresia Bonzel

Die jüngste seliggesprochene Person des Erzbistums Paderborn, Maria Theresia Bonzel, war die Ordensgründerin der Franzsikanerinnen der ewigen Anbetung zu Olpe. Mittlerweile befinden sich Ordensniederlassungen der Franziskanerinnen der ewigen Anbetung in vier Ländern: Deutschland, Brasilien, USA und den Philippinen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Themenseite von Maria Theresia Bonzel.

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Redaktion

Wie haben Sie die Seligsprechung erlebt?

Sr. Magdalena

Der Prozess ging ja über 50 Jahre. Anfang 2013 kam von Rom die Bestätigung, dass Maria Theresia seliggesprochen werden soll. Es fehlte nur noch die Unterschrift des Papstes. Der aber trat zurück. Und der neue, so habe ich gedacht, wird wohl erstmal ganz andere Dinge zu tun haben. Ich habe dann aber begriffen, dass es ja entschieden, die Unterzeichnung des Dekrets nur noch eine Formalie war. Spannend war auch der Tag der Seligsprechung selbst. Der Erzbischof war ganz nervös, denn unsere Ordensgründerin war ja die erste, die nicht zentral in Rom, sondern im Paderborner Dom seliggesprochen wurde. Er sagte zu mir: „Schwester, ich weiß gar nicht, wer da kommen soll. Die kennt doch niemand.“ Ich sagte: „Machen Sie sich keine Sorgen, unsere Gläubigen kommen.“ Tatsächlich war der Dom brechend voll. Für uns war es ein Ereignis, dass uns in unserem eigenen Berufungsleben als Olper Franziskanerinnen sehr gestärkt hat. Nicht aber nach dem Motto ‚Wir haben jetzt eine Selige‘, nein, wir gehören ja dazu.

Sr. Scholastika
Porträt Schwester Kaiser

© GFO / Jens Dittmann

Der Tag der Überführung der Gebeine aus der Grabkapelle des Mutterhauses in die Olper Pfarrkirche einen Tag später war für uns alle allerdings sehr viel emotionaler. Es ist ein solches starkes Erlebnis gewesen, das wir nie vergessen werden.

Sr. Magdalena

So ein hochfeierlicher Gottesdienst wie in Paderborn ist ja etwas sehr Schönes, aber da ist auch ein Stück Distanz. Ganz anders aber war es hier vor Ort. Ein Beispiel dafür war die Frage, wer denn den Sarg tragen soll. Wir wollten keinen Bürgermeister, keinen Landrat. Wir haben unsere ehemaligen Heimkinder angesprochen. Das sind ja die Menschen, die Theresia im Blick hatte.

Seligsprechung von Mutter Maria Theresia Bonzel

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Redaktion

Wie sieht die Verehrung von Maria Theresia aus? Hat sich mit Ihrer Seligsprechung etwas verändert?

Sr. Scholastika

Bei unseren älteren Schwestern hat sich nicht viel verändert, die Verehrung war von Anfang an da. Bei unseren jüngeren Schwestern ist das ein Stück weit anders. Mutter Theresia ist mehr in die Lebensmitte gerückt. Durch die Aufmerksamkeit von außen und durch die wunderbaren Feierlichkeiten.

Sr. Magdalena

Insbesondere durch die Umbettung in die Stadtmitte ist die Beziehung zu den Menschen hier nochmal gewachsen. Dadurch, dass wir Mutter Theresia nicht für uns behalten, sondern dass sie für alle da ist. So mancher Bürger sagte damals: „Ach wie schön, dass das Threschen runterkommt.“ Eine Aussage, die doch ganz viel bedeutet. Wir betreiben keinen Personenkult, das ist das, was uns sehr gefällt.

Frauenrechtlerin ohne Anspruch

Mutter Maria Theresia Bonzel redete nie über Emanzipation, aber sie war und handelte emanzipiert: Sie verhalf gerade den Mädchen und Frauen dazu, ihr eigenes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

So ist ihr Wirken noch heute höchst aktuell und kann ein Vorbild sein, für alle, die geschlechtergerecht, ohne großes Aufsehen und mit der größten Selbstverständlichkeit handeln wollen.

In ihrer Demütigkeit hat Mutter Maria Theresia Bonzel viele Weisheiten für sich entdeckt und mit anderen geteilt. Sie finden folgend eine Auswahl der Zitate:

Redaktion

Zu Maria Theresias Lebzeiten hatte es die Katholische Kirche nicht einfach. Wie schauen Sie auf die Kirche und was leitet Sie heute?

Sr. Magdalena

Heute ist ja alles sehr differenziert und ich scheue mich zu sagen, so oder so ist es gut. Zu Maria Theresias Zeiten hatten die Menschen auch Probleme mit der Kirche, aber ein gewisses Level an Glauben war selbstverständlich. Was unsere Ordensgründerin angeht, haben wir lange mit der Sorge für Kinder und Hilfsbedürftige argumentiert. Tatsächlich aber war das erst der zweite Schritt. Maria Theresia wollte aus ihrem Glauben heraus an erster Stelle Ordensfrau sein. Als solche hat sie dann gesagt, das und das tue ich jetzt. So wie bei den viele Ordensgründungen im 19. Jahrhundert, den vielen anderen Männern und Frauen, die geistlich und spirituell leben wollten und dann gesehen haben, was notwendig ist. Diese Verbindung ist heute schwieriger.

Sr. Scholastika

Von uns Schwestern ist heute fast keine mehr im Arbeitsleben. Das geistliche Leben, das Beten füreinander und für andere ist das Wesentliche. Das macht uns zu Ordensfrauen.

Redaktion

Konkret nachgefragt: Was genau bedeutet für Sie das Beten. Und was für die Menschen?

Sr. Magdalena

Es gibt einen Unterschied zwischen Anbetung und Gebet. Beim Gebet will ich etwas, ich habe ein Anliegen. Bei der Anbetung lasse ich Gott Gott sein, es ist viel stiller und ich höre mehr.

Sr. Scholastika

In der Anbetung bei uns im Mutterhaus liegt ein Buch. Da kann sich jeder eintragen. Es ist doch so: Wenn ich weiß, dass heute jemand besonders an mich denkt, dann macht das was mit mir. Und wenn jemand für mich betet, dann erst recht. Man braucht noch nicht mal ein gläubiger Mensch zu ein.

Sr. Magdalena

Beten ist eine Kraftquelle, ein Schutzschild, ein Strohhalm, aber ein echter, den man packen kann.

Selige und Heilige im Erzbistum Paderborn

Maria Theresia Bonzel ist zwar die jüngste seliggesprochene Person, aber bei weitem nicht die einzige, die aus dem Gebiet des Erzbistums Paderborn stammt. Mit der folgenden Liste geht es zu den Wurzeln des Christentums auf dem Gebiet des heutigen Erzbistums Paderborn, sie umfasst die ersten Bischöfe und frommen Stifter, aber auch Mystikerinnen und einflussreiche Klostergründerinnen. Nicht alle sind durch ein offizielles Verfahren in Rom „zur Ehre der Altäre“ erhoben worden, manchmal haben die Menschen vor Ort den Glauben dieser Menschen erkannt und sie sich selbst zu Vorbildern erkoren.

Redaktion

Wie, glauben Sie, kann man wieder mehr Menschen zum Glauben bewegen und was kann man insbesondere jungen Menschen mitgeben, um Mut zu machen?

Sr. Scholastika

Wir können durch unsere Altersstruktur nicht mehr in der Öffentlichkeit wirken, aber innerhalb, da wo wir leben: Ich denke, auch das macht ganz viel aus: Wie ich meine Mitmenschen anspreche, welches Verhältnis ich pflege. Maria Theresia hat immer gesagt: Gebet ist ganz wichtig, aber an der Himmelspforte werdet ihr nicht gefragt, wie viele Rosenkränze ihr gebetet habt und wie oft ihr in der Kirche wart, sondern danach, wie ihr miteinander umgegangen seid.

Sr. Magdalena

Das andere ist, dass wir offen sind für Anfragen, für Rat, für Begleitung. Sodass etwas wachsen kann. Deswegen haben wir auch unseren kleinen Stadtkonvent gegründet. Damit ist Ansprache im normalen Lebensraum möglich. Ebenso mit Formaten wie „Kloster auf Zeit“ oder „Büffeln und Beten“. Wir sind da für jüngere Menschen und für ihr Wachsen. Schon als ich jung war, war ich froh, dass nie geworben wurde. Unterstützung für geistliches Leben ist wichtig, Werbung dafür nicht.

Redaktion

Vielen Dank für das Gespräch.

Dieser Text erschien zuerst am 9. Februar 2023 und wurde aktualisiert.

Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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