logocontainer-upper
logocontainer-lower
© Seilschaft Sauerland
© Seilschaft Sauerland

Mutig hoch hinaus für alle

Zwischen Kallenhardt und Rüthen zeigen junge Menschen im Hochseilgarten der Pfadfinder, wie Mut entsteht, wenn Gemeinschaft trägt

Zwischen den hohen Bäumen hinter dem Haus am Eulenspiegel klirren Karabiner, die Seile schwingen leicht im Wind. Eine Jugendgruppe tastet sich Schritt für Schritt über die ersten Plattformen des Hochseilgartens. Unten rufen Freunde Tipps nach oben, oben ringen Jugendliche um Balance – und Mut.

Hände umklammern ein Seil, Knie zittern, irgendwo ein kurzer Aufschrei, dann ein Lachen. Einer hilft der anderen, manchmal reicht ein Blick, ein Nicken. Hier oben, mitten in der Natur zwischen Kallenhardt und Rüthen, verändert sich etwas: Aus Vorsicht wird Vertrauen, aus Unsicherheit wird ein Moment des „Ich schaffe das“. Er engagiert sich für die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) am Eulenspiegel und begleitet Jugendgruppen während ihres Aufenthaltes. Und dazu gehört es auch, sich selbst in schwindelerregender Höhe durch den Hochseilgarten zu wagen. „Da oben merkst du plötzlich, wie sehr du auf die anderen angewiesen bist – und wie gut es tut, wenn man sich tatsächlich fallen lassen kann und gehalten wird.“ Der erste Schritt auf das schwankende Element, sagt er, sei der schwerste gewesen: „Du weißt nicht, ob du dich traust. Aber sobald du das erste Seil in der Hand hast, spürst du: Die Angst wird kleiner. Der Mut wächst unterwegs.“ Wenn er Jugendgruppen, Schulklassen und Familien begleitet, die den Hochseilgarten besuchen, weiß er, was diese Erfahrung auslösen kann. „Es geht nicht darum, alles perfekt zu meistern. Sondern darum, sich etwas zuzutrauen, was man vorher vielleicht nie probiert hätte.“ Manchmal, sagt Nils, erinnere ihn dieser Moment an das, was viele Jugendliche im Glauben suchen: einen Halt, der trägt, wenn es wackelig wird.

Gemeinschaft ohne Barrieren im Hochseilgarten

Warum die Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg den Hochseilgarten vor Jahren gebaut haben? Für Nils ist die Antwort klar: aus Überzeugung. „Unser Anspruch ist, dass hier wirklich alle mitmachen können. Nicht nur symbolisch – sondern ganz praktisch.“ Der Zeltplatz, das in diesem Jahr eingeweihte neue Bildungshaus, die Wege und eben auch der Hochseilgarten wurden so geplant, dass auch Menschen im Rollstuhl teilnehmen können. Rampen, spezielle Sicherungssysteme, Plattformen, die mit Rollstühlen erreichbar sind. „Es ist ein starkes Gefühl, wenn Menschen, die schnell ‚außen vor‘ sind, hier plötzlich mittendrin sind“, sagt Nils. „Gemeinschaft bedeutet, dass die Möglichkeiten für alle gleich sind.“ Für viele Pfadfinder gehöre dazu auch ein christlicher Blick auf den Menschen: „Alle sind wertvoll, unabhängig von ihren Fähigkeiten. Und alle sollen Orte finden, an denen sie wachsen können.“ Der Hochseilgarten sei genauso ein Ort. Diese Erfahrungen teilt auch Oliver Teipel, Profi im Hochseilgarten. Gerade die kleinen Erfolge seien die besonderen Momente: „Allein wenn man bei der Person, die einen begleitet, plötzlich auf Augenhöhe ist, ist das schon eindrucksvoll.“ Weil dann die körperlichen Grenzen für einen Moment überwunden sind. Oliver Teipel ist Geschäftsführer der Seilschaft mit Sitz in Arnsberg. Seminare, Schulklassen und Pfadfindergruppen begleitet die Seilschaft Woche für Woche dort in luftiger Höhe. Und immer wieder auch Menschen im Rollstuhl.

Inklusion in luftiger Höhe erlebbar machen

Der Hochseilgarten am Eulenspiegel sei in seiner Größe und Konzeption der erste, der eben auch für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer geeignet sei, erklärt Teipel. Die Idee kam ihm und Gleichgesinnten schon vor einigen Jahren, „weil Inklusion einfach voll unser Thema ist“. Da ist zum Beispiel die „lange Rampe“. Sie führt knapp 15 Meter in die Höhe. Entweder ziehen sich die Menschen im Rollstuhl am Seil hinauf oder nutzen einen Flaschenzug. „Natürlich schauen wir immer im Vorfeld, was sie schaffen können. Sitzen sie beispielsweise aufgrund eines Unfalls im Rollstuhl, sind kognitiv gesund oder haben sie eine mehrfache Behinderung?“, schildert Teipel. „Wir passen die Ziele dann gemeinsam im Vorfeld an. Wichtig und entscheidend ist, dass alle kleinschrittige Erfolge feiern.“ In der Höhe warten dann beispielsweise ein kleiner Slalom-Parcours, Wackelbretter oder die „fliegenden Schienen“, ehe es mit der Seilbahn zurück zu Boden geht. Und auch ohne Rollstuhl sind viele Herausforderungen zu meistern: „Es steht immer die Gruppe im Vordergrund. Es wird sich geholfen und gegenseitig unterstützt, um die Ziele zu erreichen.“ Und Ziele seien da gar nicht, den gesamten Hochseilgarten zu absolvieren, schnell oder fehlerfrei zu sein: „Das Ziel ist das Erfolgsgefühl. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben, was man sich vorher vielleicht gar nicht zugetraut hätte.“

Zuerst sei da der Mut, sich der Aufgabe überhaupt zu stellen. Der ganze Alltag spiele sich am Boden ab, plötzlich in luftiger Höhe. Mut bedeute, sich selbst etwas zuzutrauen, etwas zu wagen, sagt Teipel: „Nicht mit dem Schicksal zu hadern, sondern nach vorne zu blicken.“ Oder eben nach oben. „Aber es macht auch allen, die begleiten, den Menschen im persönlichen Umfeld Mut.“ Mut, weil das Leben im Rollstuhl keine Endstation ist, weil es weitergeht. Nach vorne und am Eulenspiegel sogar nach oben: „Der Erfolg macht Mut für kommende Aufgaben.“

Ein Beitrag von:

Alexander Lange

Weitere Einträge

© Reinhold Großelohmann / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube „Man muss sich bewusst machen, dass wir Menschen eigentlich nicht an den Himmel gehören“

Wie Religionslehrerin Lena Dorenkamp als Ballonpilotin neue Perspektiven auf den Glauben gewinnt.
© Besim Mazhiqi

Unser Glaube Mut für eine weihnachtliche Welt

Mut – davon braucht unsere Welt heute viel. Mut, Neues zu wagen. Mut, Vertrauen zu schenken. Mut, Hoffnung zu haben, wenn Angst lauter scheint.
Frohe Weihnachten von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz © Erzbistum Paderborn
Frohe Weihnachten von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz

Unser Glaube Frohe und gesegnete Weihnachten

Videobotschaft des Paderborner Erzbischofs: Frohe und gesegnete Weihnachten von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz an alle Gläubigen im Erzbistum Paderborn und darüber hinaus.
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0